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Helfenberg


In einer Urkunde des südböhmischen Klosters Hohenfurt scheint 1224 ein Wirint de Helfenberch als Zeuge auf. Die Burg dürfte aber erst um 1250 errichtet worden sein. 1285 befand sie sich gemeinsam mit Piberstein und Lobenstein im Besitz des Arnold von Piber, der für einen Ausbau der bisher bescheidenen Anlage sorgte. Danach schweigen für 150 Jahre die Quellen. Zwischen 1430 und 1491 gehörte sie der Familie Neundlinger. Auf diese folgte im Erbweg Erasmus Greisenecker. Zu seiner Zeit war die Herrschaft bereits ein freies Eigen. Auf Grund von langwierigen Erbstreitigkeiten fiel Helfenberg 1574 an Christoph Kienast von Tannach, der es 1587 an Christoph Artstetter von Wartberg verkaufte. Die Herrschaft befand sich zwar nur von 1595 bis 1630 im Besitz der Herren von Oedt zu Götzendorf, doch stammt das heutige Schloss von ihnen. Hans Christoph von Oedt ließ es 1607 von Grund auf neu erbauen. Er ließ sich auch eine umfangreiche Bibliothek einrichten. 1620 wurde im Schloss der Maler und Zeichner Elias Goedeler geboren. Auf die Oedter folgte die Familie Schifer. Siegmund Schifer, der mit Barbara Regina von Oedt verheiratet war, bewohnte Schloss Freiling. Er verkaufte Helfenberg 1655 an Johann Friedrich Märk von Gneisenau. Unter dessen Nachkommen wurde die Schlosskapelle errichtet. 1686 kaufte Johann Friedrich von Seeau Helfenberg. Seine Familie behielt es 200 Jahre lang. Johann Ehrenreich von Seeau bildete 1705 mit seinen Herrschaften Helfenberg und Piberstein ein Fideikommiß, das 1885 wieder aufgehoben wurde. Um 1750 gehörten zur Herrschaft 210 Untertanen. Nach dem Aussterben der Seeauer wurde Helfenberg 1893 von der Gräfin Olympia Revertera-Salandra erworben. Diese Familie stammt aus Spanien. Sie war mit Kaiser Karl V nach Österreich gekommen. Ihre Mitglieder waren häufig als Diplomaten, Politiker und hohe Beamte tätig. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts fanden größere Umbauten am Schloss statt. Damals wurde der oberste Teil des Torturms historisierend erneuert, wobei der frühere Zwiebelhelm durch ein Walmdach ersetzt wurde. Graf Peter Revertera betätigte sich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts als Heimwehrführer und Sicherheitsdirektor von Oberösterreich. Das gepflegte Schloss gehört auch heute noch der Familie.

Die alte Burg Helfenstein lag knapp oberhalb der Pfarrkirche des Ortes an der Stelle des Kriegerdenkmals. Von ihr ist aber kein aufgehendes Mauerwerk mehr vorhanden. Das 1607 errichtete Renaissanceschloss befindet sich etwa 300 m oberhalb des Burgstalls. Erhalten ist der Nordflügel mit dem stattlichen Torturm sowie der zweigeschossige Osttrakt mit seinen Ecktürmchen. Der quadratische Torturm wird von einer auf Konsolen sitzenden Wehrplattform abgeschlossen, die aber heute von einem steilen Walmdach verdeckt ist. Dieser Turm ist deutlich älter als das Schloss, da er schon zum Schutz der alten Burg errichtet worden war. Seine Glocke stammt aus dem Jahr 1592. Unterhalb der Uhr erkennt man das Wappen der Grafen Revertera. Über dem rustizierten rundbogigen Renaissanceportal ist eine Inschrift angebracht, die auf die Errichtung des Schlosses Bezug nimmt. Die Erdgeschoß-Fassade des Nordtraktes ist genutet. An die Südostecke des Nordtraktes grenzt ein Rundturm, dessen Wendeltreppe die Verbindung zum Osttrakt ermöglicht. Dieser stellt den eigentlichen Wohnbau dar und wird daher auch Grafenstock genannt. Im als Pflegerhaus bezeichneten Nordtrakt sind in erster Linie Büroräume sowie Personal-Wohnräume untergebracht. Die Westfront des Osttraktes ist mit einem spätbarocken geschwungenen Blendgiebel vom Ende des 18. Jh. versehen. Einige Innenräume sind mit Renaissance-Holzdecken ausgestattet. An der Stelle des nordwestlichen Eckturmes befindet sich heute das sog. Gärtnerhaus. Im Hof steht ein sechseckiger Brunnen, der vom Haslacher Steinmetzmeister Hans Getzinger 1625 geschaffen wurde. Die Seitenwände des Troges sind mit eingemeißelten Wappen verziert. Die 1785 unter den Seeaus geschlossene Schlosskapelle wurde von der Familie Revertera wieder hergestellt und mit einem neuen Altar versehen. An den Hof schließt ein gepflegter Landschaftspark an. In ihm stehen viele alte heimische und exotische Bäume. Eine Eibenalle führt auf das Schloss zu. Sie bildete den einstigen Zugang. Die einzelnen Bäume sind zu geometrischen Formen beschnitten. Im barocken Ziergarten stehen sechs Steinzwerge in der Art des Johann Josef Wanscher vom Beginn des 18. Jahrhunderts.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 15 km westlich von Bad Leonfelden

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


16.07.2007