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Langschlag


In den ausgedehnten Wälder an der Grenze zu Böhmen fanden ab 1200 umfangreiche Rodungen statt. Ernst von Traun, der mit dieser Aufgabe betraut war, erbaute inmitten des Nordwaldes in Langschlag eine Kirche, die 1209 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Die Gegend gehörte zum Stammgebiet der Kuenringer, die natürlich auch hier die Lehenshoheit hatten. Im 13. Jahrhundert dürfte der befestigte Hof zu Langschlag der kleinadeligen Familie Tröstel gehört haben. Nach dem Sturz der Kuenringer wurde Langschlag der Herrschaft Rapottenstein angeschlossen. Im 15. Jahrhundert waren die auf Rapottenstein sitzenden Starhemberger auch Lehensherren von Langschlag. Es finden sich in den Urkunden der damaligen Zeit aber keine Hinweise, dass hier ein Adelssitz bestanden hätte. 1623 kaufte Ernst Hartmann von Landau zu Rapottenstein drei Bauernhäuser. Er ließ sie abreißen und an ihrer Stelle ein Herrenhaus errichten. Dieses bestand aber nur aus zwei einfachen, einstöckigen Trakten, die im rechten Winkel zueinander standen. Gemeinsam mit einer niedrigen Mauer umgaben sie einen rechteckigen Hof. 1648 verkaufte Georg Wilhelm von Landau neben seinen Gütern Großpertholz und Reichenau auch Langschlag an den Freiherrn Ferdinand Rudolf von Leysser. Von diesem erwarb es 1653 Joachim Freiherr von Windhag. Dieser war einer der interessantesten Grundherren des 17. Jahrhunderts. Als Sohn eines Schulmeisters nützte er die Möglichkeiten, die die Gegenreformation damals einem strebsamen Katholiken bot, um bis in den Grafenstand aufzusteigen und mehrere Herrschaften im Waldviertel zu erwerben.

Seine Witwe verkaufte das Gut Landschlag an ihre Schwester Catharina Eleonora Gräfin Lamberg, die den Freihof 1684 ihrem Pfleger Johann Georg Schatzberger überließ. 1705 gelangte Hans Rudolf Freiherr von Hackelberg-Landau durch Kauf in den Besitz von Langschlag. Er verkaufte es zwar bereits 1712, doch blieb es in der Familie, da es Friedrich Alexander Freiherr von Hackelberg-Landau erwarb. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Gebäude zuerst als Leinenweberei und dann als Opiumfabrik verwendet. 1880 kam es zu einem Brand, der umfangreiche Wiederaufbauarbeiten erforderlich machte. Luise Reichsfrau von Hackelberg-Landau ließ zwischen 1899 und 1905 den Ansitz im Stil des Späthistorismus schlossartig ausbauen, da sie ihn als Sommerresidenz benützen wollte. Nach dem Aussterben der Familie Hackelberg-Landau gelangte Langschlag 1905 an Othmar Freiherr von Lazarini-Zobelsperg. Er hatte die Schwester des letzen Vertreters der Familie Hackelberg-Landau geheiratet, der Priester geworden war. 1945 wurde das Gut von der russischen Besatzungsmacht als „Deutsches Eigentum“ beschlagnahmt und das Schloss zum Sitz der russischen Kommandantur bestimmt. Als es 1955 der Familie Lazarini zurückgegeben wurde, waren die gesamte Einrichtung sowie das Archiv verschwunden. Das Schloss befindet sich nach wie vor im Familienbesitz.

Das zweigeschossige Schloss ist eine dreiflügelige Anlage, die an das Gelände des ehemaligen Meierhofes grenzt. Im Kern stammt es zwar noch aus dem 17. Jahrhundert, doch ist es äußerlich ein typischer Bau der Jahrhundertwende. An das alte Herrenhaus erinnert nur mehr das Steinwappen des Grafen Joachim von Windhag über dem rundbogigen Einfahrtstor. Die Erdgeschoßräume sind gewölbt. Eine schöne hölzerne Treppe führt ins Obergeschoß.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 6 km westlich von Groß-Gerungs

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.07.2007