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Gutenbrunn


Der Name des Ortes scheint 1556 als „Guettenprun“ erstmals auf. Er bezieht sich auf eine Quelle, die besonders von Wallfahrern gerne besucht wurde. Das Schloss ist jedoch wesentlich jüngeren Datums. Es wurde in den Jahren 1771 bis 1785 durch Josef von Fürnberg errichtet. Da Gutenbrunn dem gleichfalls von Fürnberg errichteten Schloss Luberegg ähnelt, lässt dies den Schluss zu, dass an beiden Objekten derselbe Architekt tätig war. Fürnberg war wohl der größte Holzhändler der Monarchie und nutzte u. a. die riesigen Wälder des benachbarten Weinsberger Forstes. Gutenbrunn gehörte ursprünglich zu seiner Herrschaft Pöggstall und wurde erst 1782 von ihr abgetrennt. Als 1791 Kaiser Franz I das Gut mit Einkünften seines Privatvermögens erwarb, schloss er es seiner Herrschaft Persenbeug an. Es wird berichtet, dass der Kaiser die eisenhaltige Quelle, der man immer schon Heilkräfte zugeschrieben hatte, mehrmals zur Kur aufsuchte. Gutenbrunn zählte mit Persenbeug zum Familienbesitz der Habsburger. Es wurde daher nach dem Zusammenbruch der Monarchie nicht verstaatlicht und gehört auch heute wieder dem auf Schloss Persenbeug lebenden Zweig dieser Familie, nachdem es nach dem Zweiten Weltkrieg von den Österreichischen Bundesforsten verwaltet worden war. 1969/70 fand eine umfassende Generalrenovierung des in der Nachkriegszeit stark verwahrlosten Schlosses statt. In ihm ist eine Forstverwaltung untergebracht. Die übrigen Räume sind zum Großteil vermietet.

Das kleine frühklassizistische Schlösschen kann in seinen Ausmaßen natürlich nicht mit französischen Landschlössern, wie Maison-Laffitte, konkurrieren, doch ist es unverkennbar, dass diese dem unbekannten Architekten als Vorbild dienten. Das zweigeschossige Hauptgebäude sowie die beiden eingeschossigen Seitentrakte begrenzen einen kleinen Ehrenhof, der zur Straße hin von einem niederen Gitter abgeschlossen wird. Auffallend ist die Dachlandschaft mit ihren steilen Walmdächern. Vor allem das mächtige gebrochene Mansardenwalmdach des Mitteltraktes gibt dem Schloss ein französisches Gepräge. Es wird durch drei Dachfenster aufgelockert. Die fünfachsige Fassade wird durch eine hohe, aber flache, korbbogige Fensternische in der Mittelachse akzentuiert. Ihr vorgelagert ist ein Balkon mit einem gewölbten barocken Schmiedeeisengitter. Darunter liegt ein einfaches Rechteckportal. Während die Fenster des Untergeschosses betont schlicht gehalten sind, weisen jene des Hauptgeschosses Fensterumrahmungen im Plattenstil auf. Vor dem Portal stehen zwei hohe obeliskartige Steinpyramiden, die eiserne Laternen tragen. Der ehemalige Haupteingang lag an der Rückseite des Gebäudes. Er war über zwei Auffahrtsrampen zugänglich. Im Wohngebäude führt eine doppelarmige Treppe in das Obergeschoß. Die Innenräume sind mit schönen Parkettböden versehen, verfügen aber über keine alte Einrichtung mehr. Nördlich des Schlosses liegen die ehemaligen Personalwohnhäuser und Wirtschaftsgebäude.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 14 km nordwestlich von Pöggstall

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.07.2007