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Groß


Während der kleine Ort Groß bereits 1120/25 urkundlich aufscheint, wird eine gleichnamige Herrschaft bzw. ein Ansitz erst hundert Jahre später erwähnt. Der 1231 genannte Heinricus de Grazze war ein Gefolgsmann der Herren von Seefeld. Diese ließen ihren Besitz um 1300 von einem Burggrafen verwalten. Kurz danach dürfte die Lehenshoheit auf die Herren von Maissau übergegangen sein, die Groß an lokale Kleinadelige vergaben. So saßen hier zwischen 1326 und 1368 die Hutstocker, 1388 Heinrich der Gwältlein und 1391 Konrad von Weitra. Jost Ruckendorfer, der seit 1397 Herrschaftsinhaber war, konnte 1404 von den Maissauern Groß als freies Eigen erwerben. Bald wechselten die Eigentümer jedoch mehrfach. Zuerst gehörte das Gut der Familie Floyt, auf die 1408 die Harrasser folgten. Sie wurden von den Feiertager beerbt, denen die Herrschaft bis 1505 gehörte. Im Spätmittelalter war Groß ein befestigter Gutshof, dessen Gräben vom benachbarten Runzelbach mit Wasser versorgt wurden. Der Umbau zum Renaissanceschloss erfolgte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vermutlich durch Achaz d. Ä. von Enenkel. 1552 fiel Groß an die Görtschach. Danach kamen 1562 Balthasar Gleißmüller und 1591 Wolf Georg Gilleis. 1610 wurde Groß an die Herberstein verkauft. Sie dürften sich aber nicht sehr um den für sie unbedeutenden Besitz gekümmert haben, da schließlich das oberste Geschoß wegen Baufälligkeit abgetragen wurde. Die anderen Baulichkeiten wurden ebenfalls stark reduziert. Sie dürften statische Probleme bekommen haben. Bei dieser Gelegenheit wurden die Gräben mit dem Bauschutt aufgefüllt. Die nächsten Eigentümer waren ab 1675 die Grafen Dietrichstein, die Groß ihrer Herrschaft Sonnberg anschlossen. 1834 wird wieder vom schlechten Bauzustand berichtet. Seit 1864 gehört das Schloss den Grafen Schönborn-Buchheim. 1930 wurde der Dachstuhl durch einen Brand zerstört, aber bald wieder erneuert. Die Eigentümer ließen in den letzten Jahren das Gebäude umfassend renovieren. Es ist nun weitgehend an Firmen und Privatpersonen vermietet.

Der Vischer-Stich von 1672 zeigt noch einen zweigeschossigen Vierflügelbau mit Rundtürmen an den Ecken. Nach den Abbrucharbeiten des 18. Jahrhunderts verblieb eine Dreiflügelanlage, wobei die Seitentrakte gekappt und die abgetragenen Teile nur mehr als einfache Wirtschaftsbauten erneuert wurden. Der Nordflügel wurde komplett abgerissen. Gut erhalten ist der repräsentative Südtrakt. Die beiden leicht vorspringenden Rundtürme an seinen Ecken wurden aber bis zur Dachhöhe abgetragen. Bei der jüngsten Generalrestaurierung wurden größere Bereiche des ansonsten verputzten Bruchsteinmauerwerks freigelegt und steinsichtig belassen. Sie zeigen, dass die Bausubstanz offenbar bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht. Etwas störend wirken die vielen Dachgaupen seit dem mit der Renovierung verbundenen Ausbau des Dachgeschosses. An der Südseite liegt das etwas dezentral angeordnete Rundbogenportal mit der später vermauerten Fußgängerpforte. Die heutige Einfahrt liegt jedoch an der Rückseite des Gebäudes an der Stelle des nicht mehr vorhandenen Nordtraktes. Hofseitig weist der Südflügel im Obergeschoß des einstigen Torturmes ein bemerkenswertes verstäbtes Kreuzfenster aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts auf. Die Fassaden wurden in der ersten Hälfte des 17. Jh. mit einer Sgraffitoquaderung geschmückt. Sie wurde zuletzt erneuert. Ein Arkadengang im Obergeschoß ermöglicht auch den Zugang zu den Räumen im Osttrakt. Dieser endet im Norden in einem hofseitig vortretenden runden Treppenturm, der ebenfalls auf die Neubauten der Enenkels zurückgeht. Die noch vorhandenen Schulterbogenportale stammen aus der Spätgotik des 15. Jahrhunderts. Eine Tür am eingeschossigen Westtrakt zeigt eine verstäbte Profilierung (2. V. 16. Jh.). Die Erdgeschoßräume, unter denen sich ein Einstützensaal befindet, zeigen vorwiegend Stichkappengewölbe. In den Wohnräumen des ersten Stocks haben sich noch Freskenreste erhalten.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 7 km westlich von Hollabrunn

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.schloss-gross.com


Weitere Literatur:


01.07.2007