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Götzendorf


Walter von Goczynesdorf scheint 1180 in einer Urkunde des Stiftes Wilhering als Zeuge auf. Die Herren von Götzendorf waren Ministeriale der Passauer Bischöfe, auf deren Grund und in deren Auftrag sie auch die Burg erbaut haben dürften. Als die Familie mit Jakob von Götzendorf 1422 ausstarb, ging die Herrschaft durch Heirat je zur Hälfte an Heinrich von Viechtenstein und Jörg den Hausenberger über. Martin von Oedt war Pfleger auf dem benachbarten Sprinzenstein. Er erwarb 1453 und 1455 die beiden Hälften. In der Folge konnten er und seine Nachkommen die Herrschaft durch Zukäufe weiter ausbauen. Die Oeder wurden 1608 in den Freiherren- und 1714 in den Grafenstand erhoben. Ihr bedeutendster Vertreter war Hans Christoph Freiherr von Oedt, der Truchseß und Mundschenk von Erzherzog Matthias war. Er ließ die alte Burg zum herrschaftlichen Schloss ausbauen. Johann Christoph Heinrich Graf Oedt hielt sich vorwiegend am Wiener Kaiserhof auf, wo er als Kämmerer Kaiser Karls VI und als Vizestatthalter in den niederösterreichischen Landen tätig war. Er kümmerte sich aber wenig um seine Mühlviertler Herrschaft, so dass schließlich über diese der Konkurs verhängt wurde. Nach dem Tod seines Sohnes Johann Christoph verkauften die Vormünder seiner Kinder Götzendorf 1758 an Johann Nepomuk Friedrich Graf Lamberg. Ein Jahr später wurde dieser zum Fürsten ernannt. Die Lambergs residierten in Steyr. Götzendorf diente nur zur Kapitalanlage. Der Grundbesitz wurde stückweise verkauft. 1899 brannte das Schloss ab und wurde 1901 nur mehr zum Teil wieder aufgebaut. Reichsgraf Karl Emil von Lamberg verkaufte es 1912 an die Gemeinde Oepping. Diese benützt die erhaltenen Teile seither als Schul- und Pfarrhaus. Die Schlosskapelle dient als Ortskirche.

Das Schloss liegt auf einem zum Fischbach abfallenden Bergrücken. Es ist ein kleiner, unregelmäßiger, vierflügeliger Bau, dessen zwei- bzw. dreigeschossigen Trakte einen Innenhof umgeben. Der Zugang liegt an der Nordseite. Hier befindet sich das segmentbogige Rustikator. Dessen Schlussstein hat die Form eines Löwenkopfes. Eine tonnengewölbte Einfahrt führt in den nahezu quadratischen Schlosshof. Charakteristisch für diesen sind die hübschen Arkaden im Obergeschoß des Ost- und des Nordtraktes. Im Erdgeschoß sind sie nur mehr im Ostflügel vorhanden, da jene im Nordflügel abgemauert wurden. Die großen Bogen des Erdgeschosses werden von stämmigen Steinsäulen, jene im Obergeschoß von schlanken toskanischen Säulen gestützt. Am Westtrakt gab es einen mit Holz gedeckten offenen Gang, doch wurde dieser nach dem Brand von 1899 nicht mehr erneuert. Der Aufgang zum ersten Stock erfolgt über eine gedeckte Stiege. Hofseitig ist über dem Tor das Wappen der Oeder angebracht. Reste von Sgraffitoverzierungen aus der Zeit um 1611 wurden bei der letzten Restaurierung übertüncht. Der Südtrakt des Schlosses wird als Volksschule genutzt. Hier lagen die einstigen Wohn- und Repräsentationsräume. Bemerkenswert ist die Renaissancehalle mit ihren dekorativen Graten, die Kreise und Rechtecke bilden. In den einstigen „Fürstenzimmern“ residieren heute die Volksschüler, da sie als Klassenräume verwendet werden. Die Maria Himmelfahrt geweihte Schlosskapelle ist vom Hof aus zugänglich. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts um eine nach außen vorragende Apsis erweitert und modern eingerichtet. Ihr früherer Zwiebelturm wurde 1931 nach einem Sturmschaden durch den heutigen Dachreiter mit Spitzhelm ersetzt. Die spätgotische „Götzendorfer Madonna“ vom Beginn des 16. Jahrhunderts ist nur als Kopie zu bewundern. Das Original befindet sich in Privatbesitz. An der Außenseite des Schlosses kann man noch den Verlauf der mittelalterlichen Ringmauer erkennen, an die die einzelnen Wohntrakte angebaut wurden. Der Teich am Fuß der Mauer ist wohl ein Überrest des einstigen Burggrabens. Vor dem Schloss steht eine Nepomuk-Statue, die 1922 zu einem Kriegerdenkmal umgestaltet wurde.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 4 km südwestlich von Rohrbach

Besichtigung: teilweise (Kirche und Innenhof) möglich

Homepage: www.dioezese-linz.at/pfarren/goetzendorf/


Weitere Literatur:


26.06.2007