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Braunsdorf


Das Schloss könnte auf einen Bau des 12./13. Jahrhunderts zurückgehen, wenn man auch davon nichts mehr erkennen kann. In einer Traditionsnotiz des Stiftes Klosterneuburg wird um 1170 eine Witwe „Chunigundis nomine de Praunesdorf“ erwähnt. Um das Jahr 1200 scheint ein Mengoz von Praunstorf urkundlich auf. Die Herren von Praunsdorf waren vermutlich Gefolgsleute der Kuenringer. Im 13. Jahrhundert werden sie mehrmals als Wohltäter des Stiftes Zwettl genannt. In ihrer Hauptlinie sind die Braunsdorfer auf ihrem Stammschloss bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts nachzuweisen. Es folgten 1402 die Maissauer, doch hatten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch die Neidegger in Braunsdorf landesfürstlichen Lehensbesitz. Um 1470 gelangte die Herrschaft vermutlich an Stephan von Eytzing. Dann schweigen die Chroniken mehr als 100 Jahre lang über die Besitzverhältnisse. Erst 1583 wird berichtet, dass Braunsdorf Clare von Thanhausen gehörte. 1590 war Adam von Puchheim, dem auch Karlstein gehörte, Schlossbesitzer. Als die Puchheim als Rebellen und militante Protestanten ihre Besitzungen verloren, wurde auch Braunsdorf 1620 vom Kaiser eingezogen. Die Herrschaft wurde zehn Jahre später an Johann David Peckher vergeben. 1711 fiel sie an Anton Graf Sonnau. Die Eigentümer wohnten aber bereits im 17. Jahrhundert nur mehr selten im Schloss und vernachlässigten es. Im 18. und 19. Jahrhundert wechselten die Schlossherren mehrfach: 1749 Elisabeth von Fabiancovich, 1761 Johann Baptist von Ludwigsdorf, 1805 Eduard Graf Collalto und 1856 Eduard Schickell. In dieser Zeit wurden die bereits baufälligen Schlosstrakte zum Teil abgetragen. Constantin Graf Gatterburg, dem Braunsdorf seit 1873 gehörte, ließ das Gebäude gründlich restaurieren und mit einigen historistischen Zutaten versehen. Im 20. Jahrhundert ging es in bürgerlichen Privatbesitz über. Heutiger Eigentümer von Schloss und Gut ist Günter Schmid-Gaus.

Das Schlossareal liegt auf einer Anhöhe über dem Ort. Es besteht aus dem Wohnschloss, einem großen Garten und ausgedehnten Wirtschaftsgebäuden. Die in unmittelbarer Nachbarschaft liegende spätbarocke Pfarrkirche dürfte sich aus der einstigen Burgkapelle entwickelt haben. Das dreigeschossige Hauptschloss ist eine dreiflügelige Anlage, die einen nach Osten hin offenen Hof U-förmig umfasst. Es ist eigentlich ein Torso, da es früher wesentlich größer war und vier Flügel hatte. Erhalten ist nur der Westteil. Die Wohnbauten stammen hauptsächlich aus dem 16. und 17. Jh. In den folgenden Jahrhunderten kam es nur mehr zu geringfügigen Veränderungen. Die einfach gehaltenen Fassaden wurden in den letzten Jahren größtenteils restauriert. Sie werden durch Lisenen und Putzfelder gegliedert. An der Südwest- und der Nordwest-Ecke ist eine aufgeputzte Ortsteinquaderung aus dem 17. Jh. zu erkennen. Bemerkenswert ist eine reich geschnitzte, aber dringend reparaturbedürftige, zweigeschossige Holzveranda aus dem späten 19. Jahrhundert an der Westseite. Wenn nicht rasch Hilfe kommt, wird sie die nächsten Jahre wohl kaum überstehen. Das breite segmentbogige Einfahrtstor liegt an der Südfront. Es ist von Pilastern gerahmt. Über dem reich profilierten Gebälk ist ein Wappen angebracht. Die in den Hof führende Torhalle zeigt, wie auch die Räume des Erdgeschosses, ein gedrücktes Stichkappen-Tonnengewölbe. Die Statik des Schlosses wird durch hohe Stütz- und Futtermauern verbessert. Vor allem an der Westseite sind sie recht eindrucksvoll. Der an den Hof anschließende Garten wird im Süden vom Meierhof und im Norden von der Pfarrkirche begrenzt. Vor dem Schloss steht eine barocke Statue des Hl. Paulus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 15 km nordwestlich von Hollabrunn

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.06.2007