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Sprinzenstein


Das Erbauungsjahr der Burg ist unbekannt, doch weist eine Urkunde des Klosters Schlägel von 1253 in ihrer Zeugenliste bereits einen Siboto von Sprinzenstein auf. Damit wird der erste bekannte Inhaber des gleichnamigen Wehrbaues erwähnt. Er dürfte ein Ministeriale des Bistums Passau gewesen sein und zur Familie der Tannberger gehört haben. Man nimmt an, dass diese es war, die die Burg in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut hat. Die Familie Sprinzenstein dürfte aber bald ausgestorben sein, denn Kunrad von Tannberg erhob auf Grund seiner Verwandtschaft mit ihr Ansprüche auf die Herrschaft. Gemeinsam mit Pilgrim von Falkenstein konnte er im Zuge einer Fehde mit dem Bischof von Passau die Burg besetzen. Allerdings musste er sie bereits 1281 dem Bistum wieder übergeben. Trotz dieses unfreundlichen Aktes belehnten die Bischöfe zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Tannberger und dann 1328 den mit ihnen verwandten Ortolf von Marsbach mit der Herrschaft. 1369 ließ Hanns von Marsbach die Schlosskapelle errichten und einen Burgkaplan anstellen. Dessen Funktion wurde durch eine Stiftung langfristig abgesichert. Nachdem Hanns von Marsbach gestorben war, heiratete Rudolf von Scherffenberg seine Witwe und kam so in den Besitz von Sprinzenstein. Er musste sich aber zuerst mit Wernhart den Grans vergleichen, der ebenfalls Erbansprüche stellte. Sprinzenstein war seit 1281 zur Hälfte landesfürstliches Lehen. 1421 verkaufte Wolfgang von Scherffenberg diesen Anteil an seine Vettern Georg, Hans Ulrich, Ruger und Gundacker von Starhemberg. Die Passauer Hälfte wurde erst 1525 an Dyonis Praun abgegeben. Dieser gelangte bald in den Alleinbesitz der Herrschaft.

Nach dem Tode Prauns empfahl Kaiser Ferdinand I dem Bischof von Passau, seinen Rat und Protomedicus Paul Rizius (auch Ritius oder Rizzi) mit Sprinzenstein zu belehnen, was dieser 1529 auch tat. Paul Rizius war als Arzt und Gelehrter mit Maria Bianca von Mailand, der zweiten Gemahlin Kaiser Maximilians I nach Österreich gekommen. Er war aber auch Leibarzt der Königin Anna, der Gattin Ferdinands I sowie Verfasser mehrerer philosophischer Schriften. 1530 erhob ihn Kaiser Karl V in den Freiherrenstand und erlaubte ihm, sich Herr von Sprinzenstein zu nennen. Ab 1555 wurde der Familienname Rizius weggelassen. 1583 richtete ein Brand auf der Burg schwere Schäden an. Der anschließende Wiederaufbau unter Hans von Sprinzenstein verwandelte den mittelalterlichen Wehrbau in ein wohnliches Renaissanceschloss. Die Arbeiten wurden von einem italienischen Baumeister geleitet, wurden aber durch die im Mühlviertel ausgebrochenen Bauernunruhen gestört. Ein weiterer Brand um 1602 machte bis 1632 neuerlich größere Bauarbeiten erforderlich, die dem Schloss seine heutige Gestalt gaben. 1646 erfolgte die Erhebung der Freiherren von Sprinzenstein in den Grafenstand. 1672 wurde der Familie das Erblandmünzmeisteramt in Österreich unter und ober der Enns verliehen. Im 19. Jahrhundert fanden verschiedene Adaptierungen im Stil des Historismus statt. Auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde am Schloss noch gebaut. Die Grafen von Sprinzenstein zählten zu den ganz wenigen adeligen Familie in Österreich, die ihren Stammsitz bis zum Zweiten Weltkrieg bewohnten. 1942 heiratete die Gräfin Gabriele von Sprinzenstein den Grafen Lelio Spannocchi. Das Schloss gehört heute deren Sohn Dr. Hieronymus Graf Spannocchi.

Die längst zum Schloss gewordene Feste liegt abseits der Hauptstraße auf einem Felsen hoch über dem Tal der Kleinen Mühl. Es ist eine unregelmäßige, dem Gelände angepasste Anlage. Da dieses zum Fluss steil abfällt und teilweise hohe Substruktionen erforderlich waren, ist die Geschoßanzahl unterschiedlich obwohl die Traufenhöhe ziemlich einheitlich ist. In die spätbarocke Vorderfront ist der Stumpf des ehemaligen Bergfrieds integriert. Er ist noch an der Hofseite zu sehen. Dieser Hauptturm wurde 1879 nach einem Brand bis zur Dachtraufe der anschließenden Gebäude abgetragen und nach 1910 durch einen schlankeren Treppenturm ersetzt. Er hat auch die Funktion eines Uhrturmes. Auf seinem spitzen gebrochenen Zeltdach sitzt ein Sprinz, wie man früher einen Habicht oder Falken auch nannte. Die Eingangsfront wird von zwei vorspringenden Halbrundtürmen flankiert. Der alte Palas ist im Westtrakt verbaut. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde an den kurzen Südflügel ein turmartiger Halbrundbau angefügt. An die alte Burg erinnert noch die rustizierte Toranlage mit dem trotz seiner beträchtlichen Breite einflügeligen Haupttor und dem schmalen Mannloch. Dieses Torhaus wurde bei einem späteren Umbau in die Mauerflucht einbezogen. Trotz der nicht mehr vorhandenen Zugbrücke über den längst eingeebneten Graben wirkt es noch sehr authentisch. Über dem Haupttor ist in einer steinernen Kartusche das Wappen der Grafen Sprinzenstein (um 1910) angebracht. In einem der vier Felder findet man wieder den Sprinz.

Das Gewölbe der dahinter liegenden Torhalle wird von zwei schweren Steinpfeilern getragen und dadurch in zwei Raumhälften unterteilt. Durch die Halle gelangt man in den Schlosshof. An der rechten Seite führt eine breite Freitreppe zu einer Terrasse im ersten Stock. Dahinter liegt der hakenförmige Wohntrakt. Ihm vorgelagert sind zweigeschossige Arkaden aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, die im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts verglast wurden. Die breiten Bögen ruhen auf schlanken toskanischen Säulen. Die offenen Balustraden machen einen südländischen Eindruck. An den Arkaden erkennt man das Doppelwappen Sprinzenstein/Thürheimer. Links neben der Treppe liegt hofseitig ein offenes Gewölbe. Die Südseite des Hofes wird von einer Mauer begrenzt. Im Inneren des gepflegten Schlosses haben sich die Bibliothek und das Familienarchiv erhalten. Die Decken der Wohnräume zeigen zum Teil spätbarocke Stuckspiegeln. Von der ehemaligen Barockausstattung haben sich zahlreiche Möbeln und Familienporträts erhalten. Westlich des Bergfrieds liegt im ersten Stock die der Seligen Jungfrau Maria geweihte Schlosskapelle. Sie wurde 1736 geweiht und ersetzte die alte Burgkapelle. Der figurenreiche Altar ist mit 1631 bezeichnet. Er zeigt die Krönung Marias. An der Zufahrtsstraße zum Schloss liegen die Wirtschaftsgebäude. Zu ihnen gehören auch ein spätgotischer Schüttkasten und ein ehemaliger barocker Speicher. Über dem Eingang der ehemaligen Schlosstaverne ist die Jahreszahl 1574 angebracht.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 5 km südwestlich von Rohrbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.06.2007