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Ramingdorf


Die Gegend um Ramingdorf gehörte im 13. Jahrhundert den Starhembergern. Sie belehnten die Familie Hinterholzer mit dem hier befindlichen Hof. 1296 waren die Kreßling für kurze Zeit Mitbesitzer. Als die Lehenshoheit um 1309 auf die Wallseer überging, durften die Hinterholzer auf Ramingdorf bleiben. Peter Hinterholzer war 1375/76 Burggraf von Steyr. 1504 starb die Familie aus. Jakob Hinterholzer hatte den Hof aber bereits fünf Jahre früher an Apollonia Prantstetter verkauft. Ihre Lehensherren waren seit 1491 die Grafen von Schaumberg. Sie verzichteten 1516 auf ihre Rechte, so dass Hans Prantstetter, der damalige Bürgermeister von Steyr, den Hof als freies Eigen besitzen konnte. 1567 kaufte Wolf Handl (oder Händl) den Ansitz. Auch er war ein langjähriger Bürgermeister von Steyr. Einer seiner Söhne nannte sich Berthold von Ramingdorf. Die Handl besaßen das Gut etwa 200 Jahre lang. Unter ihnen erhielt das Schloss seine heutige Gestalt. Dann übersiedelten sie nach Schloss Vestenthal und verkauften das Schlösschen an Joachim Ferdinand Mechtl von Engelsberg. Die nächsten Eigentümer waren Franz Adam Maurer von Kronsegg (1793), Joseph von Kalmaßy (1795), Johann Benz (1817) und Johann von Frank (1819). Noch im gleichen Jahr folgte die Familie Dorn, die in Ramingdorf eine Brauerei betrieb. Sie ließ nach 1830 die Fassaden erneuern. Im späteren 19. sowie im 20. Jahrhundert wechselten sich bürgerliche und bäuerliche Besitzer ab. Das hübsche Schloss steht derzeit leer. Es hätte sich eine fachgerechte Restaurierung verdient.

Das ehemalige Wasserschloss liegt unweit der Eisenbahnstation des Ortes. Es ist ein zweigeschossiges turmartiges Gebäude, das in seiner jetzigen Form zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. Der am Vischer-Stich von 1672 ersichtliche Wassergraben ist heute bis auf geringe Reste verschwunden. Nicht mehr vorhanden sind auch die über den Graben führende Holzbrücke, sowie die einstige Ringmauer mit dem Rundbogentor. Von den ehemaligen Wehrbauten, die das Hauptgebäude umgaben, hat sich nur ein quadratisches Türmchen am Weiher erhalten. Das zierliche Schlösschen hat sich seit 1672 nur wenig verändert. Es zeigt an der Vorder- und Rückseite je vier und an den beiden Seitenfronten je drei Fensterachsen. Das Gebäude ist mit einem steilen Walmdach gedeckt. An dessen Ecken deuten Scharwachttürmchen, die mit Schlüsselscharten und Kegeldächern ausgestattet sind, eine Wehrbereitschaft an, die bereits zur Zeit der Errichtung des Schlosses nicht mehr gegeben war. Die „Pfefferbüchsen“ hatten bereits damals einen eher dekorativen Charakter. Das hohe rustizierte Sockelgeschoß ist vom Wohngeschoß durch ein einfaches Gesims optisch getrennt. Der Palmetten- und Rhombenschmuck über und unter den Fenstern stammt von der Neufassadierung im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts. An der nach Westen gerichteten Eingangsfront führt eine zweiarmige Freitreppe unter einem Blechdach zur einfachen Eingangstür. Über ihr ist das Stuckwappen eines einstigen Schlossherrn angebracht. In der Mitte dieser Fassade ist an das Walmdach ein auf Konsolen gestütztes viereckiges Uhrtürmchen angebaut. Es ist mit einem barocken Zwiebelhelm gedeckt. Westlich des Schlösschens liegt ein Meierhof aus dem 18./19. Jahrhundert, der mit seinen Nebengebäuden um ein vielfaches größer als das Herrenhaus ist. Zu den Wirtschaftsgebäuden gehört auch das ehemalige Brauhaus. Reste des einst ausgedehnteren Parks sind noch vorhanden. Ca. 300 m westlich lag die ursprüngliche Burg Ramingdorf, ein Vorgängerbau des Schlosses. Sie ist heute völlig verschwunden.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 2 km nordöstlich von Steyr

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.06.2007