ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Lankowitz


Die große Schenkung Kaiser Ottos III an den Markgrafen Adalbero von Eppenstein im Jahr 1000 beinhaltete auch die Gegend um Lankowitz. Adalbero dürfte bereits einen seiner Ministerialen mit der Errichtung des ersten Wehrbaues am Franziskanerkogel beauftragt haben. Von den Eppensteinern kam die Burg an die Wildoner, die Lankowitz von ihren Gefolgsleuten, den Herren von Graden, verwalten ließen. Als Folge der Beteiligung der Wildoner an einer Fehde gegen Herzog Albrecht I verloren sie auch die Herrschaft Lankowitz, die nun landesfürstlich wurde. Möglicherweise wurde die Burg damals auch durch einen Brand zerstört. Die Gradner errichteten sich unterhalb des Franziskanerkogels einen bescheidenen Wohnsitz. 1415 erhielten die Brüder Alexander und Peter Gradner vom Landesfürsten Herzog Ernst die Erlaubnis, oberhalb des Dorfes Lankowitz einen Edelsitz zu errichten. Georg Gradner machte erst 1440 davon Gebrauch und erbaute sich ein wohnliches Schloss. Das dafür erforderliche Grundstück war ein Lehen der Grafen von Montfort.1459 wird Lankowitz als „geslos“ bezeichnet. Damals verkaufte Gradner die Herrschaft mit den dazugehörigen Jagdgründen an Kaiser Friedrich III. Dieser löste Graf Hermann von Montfort die Lehenshoheit ab und belehnte 1460 den steirischen Adeligen und Pfleger von Voitsberg, Andreas Greißenegger, mit Lankowitz. Dieser war 1469/70 in die Fehde des Andreas Baumkircher gegen den Kaiser verwickelt, wofür er gemeinsam mit Baumkircher hingerichtet wurde. Friedrich III zog seine Güter ein und verpfändete Lankowitz zuerst an Thoman Rottaler.

1479 verpfändete er es an Wolfgang Lembacher. 1491 pachtete Hans Geumann die Herrschaft. Er musste sie aber im Jahr 1500 im Auftrag von Kaiser Maximilian I an Jörg von Herberstein abgeben, der es als Pfandbesitz hielt. Der Gelehrte und Russland-Experte, Sigmund von Herberstein wohnte zeitweise auf Lankowitz. Von hier aus trat er seine Reise zum Reichstag in Worms an. Friedrich Freiherr von Herberstein konnte 1590 die Herrschaft gegen den Verzicht auf die Pfandsumme als freies Eigen übernehmen. Unter der Familie Herberstein wurde Lankowitz – vermutlich als Wasserschloss – mehr oder weniger neu erbaut. Christof Moritz Freiherr von Herberstein machte mit dem Augustinerchorherren-Stift Stainz ein Tauschgeschäft. Er übergab ihm die Herrschaft Lankowitz und erhielt dafür Vasoldsberg. Lankowitz wurde nun mit dem Gut Leonrod zusammengelegt und diente in der Folge dem Stift als Verwaltungssitz der vereinigten Herrschaften. 1671 fand im Landgericht Lankowitz ein Hexenprozess statt, der mit dem Tod aller fünf Beschuldigter endete. Als Stainz den Klosteraufhebungen Kaiser Josefs II zum Opfer gefallen war, wurde Lankowitz 1782 zur Staatsherrschaft. 1848 wurde das Schloss in eine Straf- und Besserungsanstalt umgewandelt. Zuletzt diente es als Frauengefängnis. Nach dessen Schließung wurde das mittlerweile in Privatbesitz übergegangene Gebäude 1993 revitalisiert. Das Innere wurde in Wohnungen und Büros aufgeteilt. In einigen Räumen wurde 1998 ein Heimatmuseum eingerichtet. Gelegentlich finden Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen im Schloss statt.

Das Schloss liegt auf einer Schotterterrasse im Süden des Wallfahrtsortes Maria Lankowitz. Es ist ein regelmäßiger rechteckiger Baukörper aus dem 16./17. Jahrhundert. Noch gegen Ende des 17. Jahrhunderts war es eine wehrhafte Anlage. Diese war von einem breiten Wassergraben umgeben, über den eine Zugbrücke führte. An ihrer Stelle befindet sich bereits seit dem 16. Jahrhundert eine Holzbrücke. Die hinter dem Graben liegende Wehrmauer war mit Rundtürmen verstärkt. Vor dem Graben befand sich ein abfallendes Glacis und unter diesem ein großes hufeisenförmiges Wirtschaftsgebäude sowie das einstöckige Verwalterhaus. Von den Wehranlagen hat sich nichts erhalten. Nicht mehr vorhanden sind auch die beiden vorspringenden Türme an den Ecken der Ostfront des Schlosses. Dessen vier dreigeschossige Trakte umschließen einen großen Innenhof. Er ist von Säulenarkaden umgeben, die zum Teil später vermauert und zuletzt wieder freigelegt wurden. Die Eingangsfront wird von einem kleinen Dachreiter überragt, der als Uhr- und Glockenturm dient. Das rundbogige Haupttor liegt in einem einachsig vorspringenden Viereckturm. Über dem rustizierten Portal sind die Wappen der einstigen Besitzer angebracht. Darüber erkennt man eine nicht besonders gut erhaltene Sonnenuhr. Die mit Fresken bemalte Schlosskapelle verfügt über eine Fürstenempore. An die alte Burg der Gradner am Gipfel des Franziskanerkogels erinnert nur mehr eine von einem Wall begrenzte eingeebnete Fläche.

Lage: Steiermark/Bezirk Voitsberg – ca. 1 km westlich von Köflach

Besichtigung: nur teilweise (Museum) möglich


Weitere Literatur:


29.05.2007