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Eschelberg


Eschelberg wird 1209 erstmals urkundlich erwähnt. Der damalige Besitzer Heinrich von Traun nannte sich auch Henricus de Esilberch. Er war ein Lehensnehmer der bayerischen Grafen von Leonberg. 1354 befand sich die Herrschaft im Besitz des oberösterreichischen Landeshauptmannes Janns von Traun. Die Herren von Traun wohnten nicht hier und ließen Eschelberg von Pflegern verwalten. Sie besaßen die Burg bis 1560. Auf sie folgten die Herren von Gera, ein aus Kärnten stammendes Adelsgeschlecht. Die Lehensherrschaft über Eschelberg war bereits im 14. Jahrhundert von den Grafen von Leonberg an das Bistum Passau übergegangen. Im 16. Jahrhundert wurde Eschelberg landesfürstlich. Erasmus I von Gera war auch Burgherr auf Waxenberg und Pfandherr von Freistadt. Noch 1594 zählte Eschelberg zu den verteidigungsfähigen Fluchtburgen für die Zivilbevölkerung. Doch bereits vier Jahre später ließ Johann Christoph von Gera vor der Burg das heutige Renaissanceschloss errichten. Die Burg wurde dem Verfall überlassen. Johann Christoph war Abgeordneter des Herrenstandes und wurde 1609 auf einer Sitzung im Linzer Landhaus vom Schlag getroffen. Er und seine Gattin Ester wurden in der Schlosskapelle beigesetzt. Auch Erasmus II von Gera war ein protestantischen Wortführer im Streit mit Kaiser Ferdinand. Er wurde verhaftet und kurzzeitig eingesperrt, trat aber später zum Katholizismus über. 1647 verkaufte er Eschelberg an Konrad Balthasar Graf Starhemberg, der es mit seinen Gütern Rottenegg und Lichtenhaag vereinigte. Eschelberg blieb bis heute im Familienbesitz. Nach 1945 diente das Schloss als Flüchtlingslager. 1962 brannte der Torturm. Seit 1997 ist Eschelberg Teil der Fürst Starhemberg’schen Familienstiftung Vaduz. Das Innere des bereits renovierungsbedürftigen Gebäudes ist in Mietwohnungen aufgeteilt.

Die lang gestreckte Anlage nimmt den Sporn eines bewaldeten Höhenrückens über dem Tal der Kleinen Rodl ein. Man passiert zuerst eine Zeile von Nebengebäuden aus dem 17. Jahrhundert, die einst ein Gefängnis, die Schlosstaverne, ein Brauhaus und eine Mühle beherbergten. In den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden sie von einigen Künstlern in Ateliers umfunktioniert. Vom gegenüberliegenden Meierhof hat sich nur das stattliche Stallgebäude erhalten. Es besteht aus einer fünfschiffigen Halle, deren barocke Kreuzgratgewölbe sich auf toskanische Säulen stützen. An einem steinernen Hl. Nepomuk und einem großen Obstgarten vorbei gelangt man zum Tor des Vorschlosses, auch Pflegerstöckl genannt. Es ist ein Neubau vom Ende des 16. Jahrhunderts. Rechts und links vom rustizierten Rundbogenportal sind die Steinwappen der Familien Gera und Starhemberg angebracht. Seitlich neben dem Tor steht ein kleines Wachthäuschen. Die Fassaden sind mit einer Ortsteinquaderung eingefasst. Die querrechteckigen Fenster im Erdgeschoß lassen einst dahinter liegende Ställe vermuten. Eine breite Torhalle ermöglicht den Zugang in den großräumigen Vorhof. Hier stehen eine mächtige Linde sowie ein alter Brunnen. Am Hauptgebäude des Vorschlosses ist eine bereits etwas verblasste Sonnenuhr angebracht. Die beiden Längsseiten des Hofes werden von einer hohen, mit Zinnen geschmückten Mauer begrenzt. Das dreigeschossige Hauptschloss nimmt die gesamte Südseite des Hofes ein. Es wird von einem schlanken und hohen Torturm, der mit einem Zeltdach gedeckt ist, dominiert. Das Renaissancetor (um 1600) ist mit Granitquadern gerahmt. Über ihm sind zwei rotmarmorne Wappensteine eingemauert. Einer bezieht sich auf die Herren von Gera. Der zweite ist nicht genau zuzuordnen. Der davor liegende breite und tiefe Halsgraben wird von einer einfachen Brücke überspannt, die auf Steinpfeilern ruht.

Das Hauptschloss ist ein Vierflügelbau um einen kleinen Innenhof. Bei seiner Errichtung durch die Herren von Gera wurde die Vorburg der mittelalterlichen Burg einbezogen. Die Durchfahrt in den Hof ist mit einem Kreuzgratgewölbe versehen. An der Wand des Haupttraktes dürfte sich einst eine Freitreppe befunden haben. Reste von ihr sowie eine eingemauerte toskanische Säule sind noch zu erkennen. An der Nordwand des Hofes befindet sich ein schönes gotisches Schulterbogenportal aus dem vierten Viertel des 15. Jahrhunderts. Am Osttrakt führt ein breites Rechteckportal mit profilierter gerader Verdachung ins Innere. Ein ähnliches Portal liegt in der Mitte des Südflügels. Es führte in den ehemaligen Bergfried, der aber heute völlig im Gebäude integriert und nicht mehr zugänglich ist. Die dem Hl. Geist geweihte Kapelle nimmt die unteren beiden Geschossen der Südostecke ein. Sie hat einen quadratischen Grundriss, ist aber in drei Abschnitte unterteilt. Der Raum ist mit Stichkappentonnen gewölbt, die mit Renaissance-Stuck reich verziert sind. Der barocke Hochaltar ist durch ein Chronogramm mit 1695 datiert. Unter der Kapelle liegt ein Gruftraum. Das Schloss war einst prächtig ausgestattet, doch hat sich von der wertvollen Einrichtung nur wenig erhalten. Die Starhemberger, die hier nicht wohnten, transferierten Teile der Kapellenausstattung, aber auch einige künstlerisch bedeutende Renaissancedecken in ihre Schlösser Eferding und Waxenberg. Zwei Kassettendecken befinden sich seit 1869 im Schloss Maissau. Von der Burg der Herren von Eschelberg und Traun sind noch Ruinen vorhanden. Sie liegen am Ende des Geländesporns hinter dem Hochschloss und sind nur durch dieses zugänglich. Die dort teilweise erhaltene Ringmauer stammt in ihrem unteren Bereich noch aus der Romanik. Sie wurde jedoch im Spätmittelalter aufgestockt.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 16 km nordwestlich von Linz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.05.2007