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Palais Kranz


Das Palais wurde für den Bankier Wilhelm Zierer 1880/81 nach Plänen von Gustav Korompay erbaut. Es gilt als Hauptwerk des Architekten, der gemeinsam mit Viktor Rumpelmayer den Barockstil bei der Errichtung moderner Wohnbauten bevorzugte. Die Bauarbeiten wurden vom Baumeister Donat Zifferer ausgeführt. Das Gebäude hatte seinerzeit die Funktion eines Gartenpalais. Die heutige verkehrsreiche Argentinierstraße war damals noch eine ruhige Allee und hieß auch Alleestraße. Später wurde das Palais von Dr. J. Kranz erworben und u.a. von Friedrich Ohmann im Inneren umgestaltet. Das Glashaus im Garten wurde 1889 von Fellner und Hellmer errichtet. Der zweigeschossige Hoftrakt stammt aus dem Jahre 1910. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beherbergt das Palais Kranz die russische Handelsvertretung in Österreich.

Das repräsentative Gebäude ist im Stil eines französisch beeinflußten österreichischen Barocks erbaut. Die Verbindung zum benachbarten Palais Wessely stellt eine kurze Gartenmauer mit einem barockisierenden Portal und einem großen, mit Hermenpilaster und einem Spitzgiebel geschmückten Blendfenster dar. Über dem niedrigen, genuteten Sockel liegt das Hauptgeschoß mit seinen hohen, barockisierend gerahmten, französischen Fenstern, deren abwechselnd geknickte Segment- bzw. Spitzgiebelverdachungen zu einem wellenförmigen Sims zusammengezogen erscheinen. Das hübsche Rundbogenportal mit seinen Volutenohren erinnert an ein Rokokopalais. Die Fenster im zweiten Geschoß sind einfacher gehalten. Unter dem kräftig vorkragenden Konsolgesims verläuft ein dekorativer Fries. Darüber verdeckt eine Attikabalustrade den Dachansatz. Von der sparsam dekorierten Einfahrt gelangt man über einen kurzen Stiegenaufgang in das prunkvoll gestaltete Vestibül, dem architektonischen Zentrum des Inneren. Zwischen den Türöffnungen tragen ionische Pilaster aus rötlichem Stuckmarmor ein reich dekoriertes Spiegelgewölbe. Es weist vier Stuckreliefs mit allegorischen Darstellungen auf. Eine quadratische, an den Seiten konkav eingeschwungene Öffnung an der Decke (Opäum) mit reich dekoriertem Gesims verbindet das Vestibül mit dem Vorraum des Obergeschoßes. Eine große, mit einem Ziergitter versehene Oberlichte belichtet beide Räume. Repräsentativ ausgestattet ist auch der Große Salon, ein dreiachsiger Raum, mit reicher, in Weiß/Gold gehaltener Wandvertäfelung im Stil Ludwig XV und üppig stukkierter Decke, in die Gemälde von Julius Berger und Tina Blau eingelassen sind. Der figurale Schmuck stammt von Franz Koch. Bemerkenswert sind auch der Kleine Salon und das Besprechungszimmer. Im Garten befindet sich ein Springbrunnen mit der Skulpturengruppe „Raub der Proserpina“ von Theodor Friedl. Am Ende des Gartens wurden Stallungen, Remisen und Glashäuser angelegt.

Ort/Adresse: 1040 Wien, Argentinierstraße 27

Besichtigung: Das Gebäude dient der russischen Handelsvertretung als repräsentativer Sitz und kann im Inneren nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


01.09.2002