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Poppendorf


Leutold von Poppendorf war ein Lehensmann der Wildoner auf Gleichenberg. Er wird gegen Ende des 13. Jahrhunderts urkundlich genannt und dürfte kurz zuvor einen befestigten Hof angelegt haben. Die Poppendorfer waren mit den Fürstenfeldern und den Peßnitzern verwandt. Mit Ulrich von Poppendorf dürften sie um 1386 ausgestorben sein. Der Hof kam an die Fürstenfelder. Als auch diese ausstarben, wurde Poppendorf landesfürstlich. Herzog Ernst verkaufte das „Haus zu Poppendorf“ 1420 an Ulrich Peßnitzer, der es 1431 an Ulrich von Krottendorf verpfändete. Er konnte das Pfandrecht in Eigentum umwandeln. 1464 erwarb Heinrich von Lamberg die Herrschaft. Hieronimus von Lamberg begann ein wohnlicheres Schloss zu erbauen. Auf die Lamberg folgten 1589 Balthasar von Prankh und Balthasar von Teufenbach-Maierhofen, die die Herrschaft je zur Hälfte hielten. 1604 wurde Prankh Alleineigentümer. Während der Ungarneinfälle im nächsten Jahr wurde das Schloss schwer beschädigt, so dass größere Reparaturarbeiten erforderlich waren. Hans Jakob von Prankh wurde aus unbekannten Gründen am Grazer Schlossberg inhaftiert. Nach seiner Freilassung war die Herrschaft so schwer verschuldet, dass sie gepfändet wurde. 1629 verkaufte Prankh Poppendorf an den Freiherrn Ferdinand von Offenheim. Er begann an der Stelle des alten Schlosses einen Neubau, den sein Schwiegersohn Georg Friedrich Freiherr von Mersperg bis 1676 zu Ende führte. Mersperg erwarb auch die benachbarte Herrschaft Buchenstein und verband sie mit Poppendorf. 1706 hatten die untertänigen Bauern unter einem neuerlichen Einfall der Ungarn schwer zu leiden, was sich auch auf die Erträgnisse der Herrschaft äußerst negativ auswirkte.

Um 1720 wurde im Park die freistehende Kapelle errichtet. 1726 ging Poppendorf im Erbwege an die Grafen Rindsmaul über. Es wurde in einen Fideikommiß eingebracht. Sigmund Graf Rindsmaul war der letzte seiner Familie. Er hatte eine Tochter, die aber mit dem Grafen Fugger-Dietrichstein durchbrannte, worauf sie enterbt wurde. Nach Sigmunds Tod wurde die schwer verschuldete Herrschaft 1798 versteigert. Den Zuschlag erhielt der ehemalige Verwalter Johann Josef Schmutz. Seine Nachkommen behielten Poppendorf bis 1838. Danach kam es zu einem häufigen Besitzerwechsel, der zu einer Vernachlässigung des Schlosses führte. 1845 veranstaltete der damalige Schlossherr, Freiherr von Borsch, im Schlosshof ein Schachspiel mit lebenden Figuren. Den Dorfkindern wurde schulfrei gegeben. Sie erhielten entsprechende Kostüme und mussten sich am schachbrettartig gemusterten Boden des Hofes aufstellen. Die Spieler saßen in den Arkaden und gaben den Kindern entsprechende Anweisungen, die Felder zu wechseln. 1919 war Poppendorf bereits fast zur Ruine geworden. Eine Wende zum Besseren trat 1926 ein, als es Dominikus Rathkolb kaufte und vollständig renovieren ließ. 1950 wurden die mit dem Gut verbundenen Gründe parzelliert und verkauft. Das Schloss erwarb Franz Lisafeld, der in den Räumen ein Restaurant mit Pensionsbetrieb einrichtete. Teile de Schlosses, vor allem die Kapelle, blieben aber noch längere Zeit baufällig. Das inzwischen restaurierte Schloss ist nach wie vor im Familienbesitz. Es wird auch für Ausstellungen und sonstige Veranstaltungen genutzt.

Das Schloss liegt südwestlich des Ortes Poppendorf auf einer kleinen Anhöhe, die fast überall steil in das früher stark versumpfte Poppendorfer Tal abfällt. Es ist ein regelmäßiger viereckiger Bau. Die Ecken der zweieinhalb Geschoss hohen Trakte sind durch risalitartig vorspringende Türme verstärkt. Die horizontale Gliederung der Fassaden erfolgt durch einfache Gurtgesimse. Die Mittelachse der Schauseite wird durch einen Dachreiter mit Zwiebelhaube betont. Er dient als Uhrturm. Dem rustizierten Rundbogenportal wurde 1926 eine etwas unvorteilhafte Altane vorgebaut, die auf aus Ziegeln gemauerten Pfeilern ruht. Sie wird von einer steinernen Balustrade begrenzt, auf der zwei kleine Steinlöwen sitzen. Eine Bauinschrift über der Tür weist auf die Ausbauarbeiten des Freiherrn Ferdinand von Offenheim hin. An der Rückseite des Gebäudes gibt es ein weiteres Rustikaportal mit seitlichen Figurennischen. Darüber springt ein kleiner Balkon mit Schmiedeeisengitter vor. Die Wohnräume weisen zum Teil noch barocke Balkendecken und Türen auf. Der große eineinhalbgeschossige Festsaal zeigt ein reich stuckiertes Spiegelgewölbe, das 1676 von Alessandro Serenio geschaffen wurde. Die beiden Balustraden wurden erst später eingebaut. Ein Marmorkamin stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unter dem Festsaal liegt die Sala terrena. Das Tapetenzimmer im Nordtrakt zeigt indische Motive und einen Puttenfries (2. Hälfte des 19. Jh.). Dem Schloss waren große Basteien vorgelagert, die zum Teil heute noch als Gartenterrassen in Verwendung sind. Vom ehemaligen Graben und der Mauer, die das Gebäude umgaben, ist heute nichts mehr zu sehen. Im Park steht eine kleine Schlosskapelle. Sie hat die Form eines verzogenen Achtecks. Das Innere ist oval. Der Deckenstuck wurde um 1720 von Peter Zaar angefertigt. Das Altarbild zeigt die Hl. Barbara. Es wurde von Johann Veit Hauck 1715 gemalt. Unter der Kapelle befindet sich ein auf zwei Säulen gestütztes Gruftgewölbe.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 5 km südöstlich von Bad Gleichenberg

Besichtigung: im Rahmen des Gastbetriebes möglich


Weitere Literatur:


23.05.2007