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Zeißing


Der Ort Zeißing scheint 1285 erstmals urkundlich auf. 1376 wird der „ehrbare feste Ritter Chunrad der Puschinger zu Zayssingen“ als Besitzer des Hofes erwähnt. Er zählte zu den Dienstleuten der Starhemberger, denen die Gegend damals gehörte. Nebst einigen anderen Gütern verkaufte Rüdiger von Starhemberg 1380 auch die Burg Zeißing an Heidenreich von Maissau. Die Puschinger blieben aber weiterhin Lehensnehmer. Hans Puschinger war der letzte Burgherr dieser Familie. Sein Schwiegersohn Mathes Schirmer wollte sich 1466 vom bayerischen Herzog Albrecht mit Zeißing belehnen lassen. 1489 gehörte das „slos Czaissing“ bereits Leopold Purckstaller. Nachdem Leonhard Kirchberger, dem auch Spitz gehörte, 1452 die Herrschaft Zeißing übernommen hatte, kaufte 1548 Hans Georg I von Kuefstein beide Herrschaften. Hans Georg III Freiherr von Kuefstein ließ zu Beginn des 17. Jahrhunderts die alte Burg abbrechen und an ihrer Stelle ein frühbarockes Wasserschloss errichten. Sein Sohn, Hans Ludwig Freiherr von Kuefstein, vollendete den Bau. Er war im diplomatischen Dienst tätig und fungierte 1629/30 als Botschafter in Stambul. Außerdem versuchte er zwischen dem Kaiser und den protestantischen Ständen zu vermitteln. Nach seinem Tod übernahm die Familie Geyer von Osterburg die Herrschaft. Danach wechselten die Eigentümer recht häufig. Beim Wiederaufbau nach einem Brand von 1858 wurde das Schloss um ein Geschoß gekürzt. Mit dem Bauschutt wurde der Wassergraben aufgefüllt. Im 19. Jahrhundert gehörte Zeißing dem Wirtschaftsfonds des Wiener Bürgerspitals. 1926 kaufte Franz Schaumüller das Gut. Seit 1969 wird es von der Familie Kernstock als landwirtschaftlicher Betrieb geführt. Es werden auch Gästezimmer vermietet.

Das kleine Dorf Zeißing ist heute ein Ortsteil von Maria Laach am Jauerling. Unweit der Ortsdurchfahrt liegen zwei historische Gebäude. Das eigentliche Schloss wirkt durch seine Geschoßreduzierung wie ein größerer Bauernhof, während die gegenüberliegende Ruinenwand schlossartigen Charakter zeigt, obwohl sie einst zu einem Nebengebäude gehörte. Das Wohnschloss ist heute ein zweigeschossiger Vierflügelbau. In den rechteckigen Innenhof gelangt man durch ein Spätrenaissance-Portal im Westtrakt. Seine Zugbrückenrollen sind noch vorhanden. Eine mit 1607 datierte rotmarmorne Inschrifttafel über dem rundbogigen Tor weist auf die Bauarbeiten des Hans Ludwig Freiherrn von Kuefstein hin. Die dahinter liegende Durchfahrt ist kreuzgratgewölbt. Die Gebäudekanten werden durch aufgeputzte Ortquader betont. An der Ostseite erkennt man mehrere, durch Putzfaschen hervorgehobene Schlüsselscharten. Die relativ großen Fensteröffnungen an den anderen Fronten sind mit Hausteinen eingefasst. In der Mitte des Südtraktes springt außen ein turmartiger Anbau vor. Im Innenhof erkennt man, dass die beiden Laubengänge, die an der Ostseite den Nord- und den Südflügel verbinden, durch einen Treppenturm in der Mitte erschlossen werden. Einige Erdgeschoßräume der bewohnten Trakte im Westen und Süden sind mit stuckierten Grat- und Spiegelgewölben versehen. Interessant ist, dass die Decken hier konstruktiv bereits als frühbarockes Spiegelgewölbe, dekorativ aber noch als spätgotisches Netzrippengewölbe errichtet wurden. Die nördlichen Bauten werden als Stallungen sowie für sonstige Wirtschaftszwecke genützt. Spuren des einstigen Grabens und eines Walles sind noch im Gelände zu erkennen. Die ausgedehnten Nebengebäude, die das Schloss im Westen und Süden umgaben, sind nicht mehr vorhanden. An jene im Osten erinnert nur mehr die dekorative Fassade einer Giebelwand. Mit ihren Scharwachttürmchen täuscht sie einen einstigen Schlossbau vor, war jedoch nur ein repräsentativ gestaltetes Nebengebäude. Hinter dieser Wand lag ein rechteckiger Bau, in den an der Ostseite zwei noch erhaltene Tore führten. Die mit 1601 bezeichnete Fassade wurde 1987/89 restauriert. Sie gehört der Marktgemeinde Maria Laach.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 11 km südwestlich von Spitz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.05.2007