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Gartenau


Das Schloss hieß ursprünglich Grafengaden. Es wurde in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts erbaut, um den Eingang in das Berchtesgadner Land zu sichern. Bauherren waren die aus der bayerischen Oberpfalz stammenden Grafen von Sulzbach, die auch als Stifter der Propstei Berchtesgaden bekannt sind. Das Schloss hatte neben dem Salzhandel auch die in der Umgebung liegenden Besitzungen der Propstei zu schützen. Es dürfte dann dem Salzburger Ministerialengeschlecht der Gutrader zugefallen sein, die im Berchtesgadner Land die Gerichtsbarkeit ausübten. 1286 wird ein Wehrbau als Kattenowe bezeichnet. Es ist aber nicht sicher ob dieser an der Stelle des heutigen Schlosses gestanden ist. Nach dem Aussterben der Gutrader gibt es um 1300 eine Lücke in der Besitzgeschichte. 1339 wird das heutige Schloss als Hof zu Gartenau erwähnt. Um 1390 besaß es der Pfleger von Glanegg, Ritter Rudolf Trauner. Er ließ anstelle einer älteren Anlage einen turmartigen Ansitz errichten. Um 1430 gehörte die Herrschaft der Familien Scheller, die sich danach „Scheller von Gartenau“ nannte. Als Lauffener Schiffsherren waren die Scheller durch den Salzhandel reich geworden. Es folgte 1518 die bayerische Familie Aham und ab 1532 die Familie Panichner von Wolkersdorf. Hans Panichner musste 1565 als Protestant das Land verlassen. Er verkaufte Gartenau 1568 an Jakob Khuen von Belasy, den Bruder des damals regierenden Salzburger Fürsterzbischofs. 1570 wurde das Schloss aufgestockt und erweitert. Nach 1618 stellte die Familie Ritz zu Ramseiden, Grub und Bürgelstein die Schlossherren. Der letzte seines Stammes, Emmeran Friedrich Freiherr von Ritz zu Gartenau, vermachte die Herrschaft 1681 seinem Schwiegersohn Ferdinand Paris Freiherr von Rehlingen mit der Auflage, dass dessen Sohn den Namen von Ritz zu Gartenau annehmen müsse. Dessen Nachfahren verkauften das Schloss 1775, das nun in mehrfach wechselnde, meist bürgerliche Hände überging. Nach der Aufhebung der Grundherrschaften 1848 kaufte Evelyn Freiin von Hammer-Purgstall, die Tochter des bekannten Orientalisten, den Besitz. Sie war mit Rittmeister Freiherr Adolf von Berndt verheiratet. Er entdeckte bald die reichen Kalkvorkommen am Götschenberg und begann mit der industriellen Zementproduktion. 1864 kaufte Dr. Gustav Leube Schloss, Steinbruch und Fabrik. 1886 wurde das Schloss im Inneren weitgehend umgebaut. 1908 kam es an den Gebäuden zu tiefgreifenden Veränderungen. Schloss Gartenau befindet sich nach wie vor im Eigentum der Zementwerke Leube Gmbh und ist weitgehend vermietet.

Das Schloss liegt ca. einen Kilometer südöstlich von St. Leonhard am Westhang des Götschenberges oberhalb der Berchtesgadner Straße. Es ist von einem Park umgeben. Der Eingang liegt an der Nordseite. Ein großes offenes Tor führt durch den Rest der Ringmauer in den äußeren Schlosshof. Es wird von zwei kleinen Rundtürmen flankiert. Die Umfassungsmauer sowie die beiden Rundtürme weisen Schlüsselscharten auf. Wegen der bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in unmittelbarer Nähe des Schlosses erfolgten Zementgewinnung wurden damals der Großteil der Ringmauer sowie das Südtor abgetragen. Die Straße, auf der das Berchtesgadner Salz transportiert wurde, verlief einst durch die Vorburg. Das eigentliche Schloss liegt im Westen des Areals. Es ist hufeisenförmig von einstöckigen Wirtschaftsgebäuden (Gasthaus, Stall, Remisen) umgeben. Über dem 1908 erneuerten Tor des Wirtschaftshofes ist ein Wappenstein aus rotem Marmor mit dem Reliefwappen der Panichner und der Jahreszahl 1494 eingemauert. Er wurde erst 1908 hierher versetzt. Vom Wirtschaftshof aus gelangt man durch einen großen Torbogen in den wesentlich kleineren inneren Schlosshof. Die gedeckte Steintreppe und die anschließenden Erdgeschoßarkaden stammen ebenfalls von 1908. Im Westen liegt die Eingangstüre des Hauptschlosses. Darüber befindet sich ein großer, von einem flachen Dreieckgiebel abgeschlossener Wappenstein aus rotem Marmor. Er zeigt das Allianzwappen Kuen-Belasy/Thannhausen, sowie eine Inschrift, die auf die Fertigstellung des großen Um- und Ausbaues von 1570 hinweist.

Das Hauptschloss ist ein einfacher dreigeschossiger Bau mit einem unregelmäßigen Grundriss. Der südliche, kräftig zurückspringende Teil ist der ältere (1570) während der kleinere nördliche Teil erst dem Ende des 18. Jahrhunderts angehört. Am nördlichen Ende der Westfassade ist ein über alle Geschosse reichender Erkeranbau angefügt. Sein Erdgeschoß ist laubenartig ausgebaut. Die Bogenöffnungen sind verglast. Die verputzten Fassaden sind weitgehend schmucklos. Sie werden nur durch die beiden spätgotischen Kapellenfenster im Süden und Westen belebt. Ihr Maßwerk, das Gewände, sowie die achtseitigen Mittelsäulchen sind aus rotem Adneter Marmor. Über dem Schindeldach ragt an der Südostecke der Glockenturm der ehemaligen Schlosskapelle empor. Die im zweiten Obergeschoß gelegene Kapelle ist mit ihrem spätgotischem Maßwerk und dem Netzrippengewölbe der bemerkenswerteste Raum des Schlosses, wurde aber bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts profaniert. Der Altar wurde 1886 in das Kloster auf dem Dürnberg verkauft. Die Räume im Erdgeschoß sowie die Stiegenaufgänge sind gewölbt. Im zweiten Stock befand sich ein großer Saal, der aber bei der Renovierung von 1886 unterteilt wurde. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Dachgeschoß für Wohnzwecke ausgebaut. Dabei wurden die vorhandenen Dachbodenluken zu Fenstern vergrößert. Bei der Renovierung von 1908 wurden im Erkerzimmer des zweiten Stocks Reste einer Wandbemalung aus der Zeit um 1400 aufgedeckt. Sie wurden abgenommen und sind nun am Gang hinter Glas zu betrachten.

Lage: Salzburg/Tennengau – Gartenau, Gutratbergweg 8

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


10.05.2007