Das Gebiet um Voitsberg war ein Teil der umfangreichen Schenkung des Kaisers Otto III an den Markgrafen Adalbero von Eppenstein im Jahr 1000. Adalberos Sohn, Herzog Heinrich III von Kärnten, gründete das Stift St. Lambrecht und schenkte ihm bei dieser Gelegenheit 1103 das ganze Voitsbergerland mit Piber und St. Margareten. Der steirische Landesherr Otakar IV veranlasste aber 1173 Gottfried von Dürnstein – einen Dienstmann des Stiftes – oberhalb der Kainachenge auf dem Stiftsgrund eine Burg zu errichten, von der man die wichtige Straße von Graz nach Judenburg kontrollieren und bei Bedarf sperren konnte. Diese Burg war landesfürstlicher Besitz und wurde 1183 erstmals erwähnt. Da Gottfried Untervogt von St. Lambrecht war, nannte er die neue Burg Vogtesperch. Der Abt des Stiftes fühlte sich hintergangen, konnte in einem zehnjährigen Prozess aber nur mehr eine Entschädigung in Form eines gleichwertigen Grundstückes erreichen. Die Babenbergerherzoge Leopold V und Leopold VI setzten den Ausbau der Anlage fort. Obervoitsberg war auch Sitz eines Landgerichtes, das sich bis zur Stubalpe und zur Pack erstreckte. Die von den Landesfürsten eingesetzten Burggrafen stammten aus verschiedenen Adelsfamilien, doch nannten sie sich meist nach der Burg. 1224 wird ein Geroldus Castellanus in Voitsberg genannt. Nach dem Tod des letzten Babenbergers, Herzog Friedrichs II, gelangte Obervoitsberg nach langen Verhandlungen 1254 an seine Nichte Gertrud, die es für Sommeraufenthalte nutzte. Zwischen 1260 und 1278 lag eine Besatzung von böhmischen Söldnern in der Burg.
Gertruds Tochter Agnes war mit Graf Ulrich von Heunburg verheiratet. Dieser übergab Voitsberg 1279 gegen eine Entschädigung an König Rudolf I von Habsburg. Allerdings verpfändete sie dieser noch im gleichen Jahr wieder an Graf Ulrich. Zu Obervoitsberg gehörte eine ausgedehnte Herrschaft. Sie wurde 1285 an Wulfing von Hanau verliehen. Seine Familie saß hier bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1420. Im 14. und 15. Jahrhundert ließ sie die Wehranlagen der neuen Waffentechnik anpassen. Von Grüna, der Tochter des letzten Hanauers, kam Obervoitsberg an ihren Gatten, Hans Laun von Haunstein, der aber nicht mehr hier lebte, sondern in der Stadt Voitsberg ein Haus bewohnte. Über seine Nichte Margareta gelangte die Burg 1458 an ihren Gemahl Andreas von Greisenegg. Dieser war gemeinsam mit 29 anderen steirischen Adeligen an der Verschwörung des Andreas Baumkircher gegen Kaiser Friedrich III beteiligt und wurde 1471 in Graz hingerichtet. Obervoitsberg wurde konfisziert und Hans Pirckh als Pfleger bestellt. Als 1480 die Ungarn das Kainachtal verwüsteten, konnten sie die Burg nicht einnehmen. 1485 wurde sie aber von ihnen besetzt. Ab 1500 wurde die Herrschaft meist verpfändet. Zu den wichtigsten Pfandherren gehörten Hans Geumann (1501), Christof von Racknitz (1505) sowie Otto von Ratmannsdorf (1560). Im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts war die Burg bereits stark baufällig. Unter Franz Freiherr von Racknitz wurden die Schäden ab 1594 behoben und Obervoitsberg deutlich ausgebaut.
Die daraus entstandenen hohen Kosten versuchte er bei seinen Untertanen durch erhöhte Abgaben und Robot hereinzubekommen, was zu großer Unzufriedenheit bei den Bauern führte. Auf Grund von Unterschlagungen und sonstigen Betrügereien wurde ihm 1609 die Pfandherrschaft entzogen und diese Balthasar Leymann von Liebenau übergeben. 1622 verkaufte Kaiser Ferdinand II Obervoitsberg an den Freiherrn Balthasar von Thannhausen. Dieser gab es 1626 an Hans Sigmund Graf Wagensberg weiter, der es mit seinem Besitz Greisenegg vereinigte. 1647 wurde vom Landgericht Obervoitsberg eine alte Frau wegen Zauberei verurteilt, mit dem Schwert hingerichtet und danach am Scheiterhaufen verbrannt. Um 1760 diente die Burg nur mehr dem Landgericht. 1787 war sie schon so verfallen, dass man sogar für die Insassen der darin befindlichen Gefängnisse eine bessere Unterkunft finden musste. Ein durch einen Blitzschlag verursachter Brand gab ihr 1798 den Rest. Da um 1802 nur mehr räuberisches Gesindel in den verfallenen Mauern hauste, ließ man sie weitgehend abreißen und den Brunnen verschütten. 1877 mussten die Grafen Wagensberg Konkurs anmelden. Obervoitsberg gelangte zuerst an den Kohlegewerken Zang und von diesem an die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergwerksgesellschaft. Die Ruine wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts ziemlich unvorteilhaft restauriert. 1910 gelangte sie in den Besitz der Stadt Voitsberg. Seit 1960 finden im Sommer am Burggelände Theateraufführungen statt. Wie in solchen Fällen üblich, ging man bei den erforderlichen Adaptierungen und dem Einbau einer Freilichtbühne nicht sehr zimperlich mit der alten Bausubstanz um. Knapp außerhalb der Ruine wurde ein Burgrestaurant errichtet.
Die Ruine liegt auf einem Geländerücken oberhalb des Kainachtales im Norden von Voitsberg. Die einstige Burg bildete mit der darunter liegenden Stadt eine befestigungstechnische Einheit. Sie besaß keinen Bergfried. Der Zugang befand sich im Norden. Über einen von einer Zugbrücke überspannten Graben gelangte man zum Burgtor. Östlich davon stand ein viereckiger Turm. Er war wohl der älteste Teil der Anlage und dürfte bereits im 12./13. Jahrhundert errichtet worden sein. An ihn schloss sich ein langgestreckter Wohnbau aus dem 14. Jahrhundert an. Es dürfte sich dabei um den ehemaligen Palas gehandelt haben. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde er umgebaut. Eine Zisterne im geräumigen Burghof sicherte die Wasserversorgung. Sie konnte durch eine Wasserleitung vom Tregistberg her gespeichert werden. Die Burgkapelle war der Muttergottes geweiht. Längst verschwunden sind die Wirtschaftsgebäude im Hof. West- und Südseite der Burg waren durch Zwinger und Ringmauer geschützt. Der südöstliche Steilabfall war durch einen Rundturm zusätzlich gesichert. Seine Fundamente sind noch erhalten. Nach dem Aufkommen der Feuerwaffen wurde der Burg im 15./16. Jahrhundert etwa 150 m nordöstlich der Burg ein noch in seinen Fundamenten erhaltenes Kanonenrondell vorgelagert. Zwei Wehrmauern zogen sich den Berghang hinab und bildeten den Anschluss an die Stadtmauern von Voitsberg. Die Mauern waren durch Türme verstärkt und mit Wehrgängen ausgestattet. Heute zeugen nur mehr die rechteckigen Außenmauern von der einstigen Stärke der Burg. Sie stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
Lage: Steiermark/Kainachtal - oberhalb der Stadt Voitsberg
Besichtigung: jederzeit möglich
Homepage: www.burg-obervoitsberg.at
Weitere Literatur:
08.05.2007