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Lobenstein


Burg Lobenstein dürfte im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Herrschaft Waxenberg erbaut worden sein. Ihre Aufgabe war es, gemeinsam mit den benachbarten Burgen Rottenegg und Lichtenhaag den wichtigen Salzweg im Tal der Rodl zu schützen, der von der Donau nach Böhmen führte. Mit Ulrich I von Lobenstein wird sie 1243 erstmals urkundlich genannt. Er stammte aus der Familie der Piber, die zu den waxenbergischen Gefolgsleuten gehörte und auf Piberstein ihren Stammsitz hatte, nannte sich aber bald nach der Burg Lobenstein. Er war ein treuer Anhänger Rudolfs I von Habsburg im Kampf gegen den böhmischen König Przemysl Ottokar. Ulrich brachte es bis zum Kanzler in Steyer. 1260 war er Pfandinhaber der passauischen Herrschaft Riedegg und beteiligte sich an der Rodung des Gebietes um Ottenschlag im Mühlkreis. Er war auch der Gründer der Pfarrkirche von Zwettl an der Rodl, für die er mehrere Güter in den von ihm gerodeten Gebieten stiftete. Nach seinem Tod kam es unter seinen beiden Söhnen zu langwierigen Erbschaftsstreitigkeiten, die erst 20 Jahre nach seinem Ableben 1297 beigelegt werden konnten. Die letzten Lobensteiner ließen die Burg von Burggrafen verwalten. Als solcher wird 1357 Friedl Kaplan genannt. Mit Hans von Lobenstein starb die Familie 1361 aus. Vier Jahre später wird als Besitzer der Herrschaft Wernher der Kaplan genannt.

Durch einen Gütertausch ging ein Teil der Burg 1366 bereits als landesfürstliches Lehen an die Starhemberger über. Rüdiger von Starhemberg konnte bis 1375 auch den Rest erwerben. Lobenstein zählt damit zum ältesten Familienbesitz dieses Geschlechts. Allerdings hatte es längst keine militärische Bedeutung mehr und wurde nicht mehr gepflegt. Schon 1562 wird die Burg als baufällig bezeichnet. 1569 wurden Teile des Herrschaftsbesitzes an die Familie Stängl verkauft. Bis 1573 gehörte Lobenstein zum Landgericht Waxenberg, wurde dann selbständig und 1644 mit der Herrschaft Wildberg vereinigt. Von dort aus wurde Lobenstein als eigenes Herrschaftsamt verwaltet. Auf dem Vischer-Stich von 1674 ist der schlechte Erhaltungszustand der Anlage deutlich zu erkennen. Aus dem Turm wachsen bereits Bäume heraus. Der Verfall schritt vor allem im 19. Jahrhundert stark fort. Nach dem Ersten Weltkrieg hauste im Turm der Einsiedler Michael Kitzmüller, auch „Schlossmichel“ genannt. Er fristete sein Leben durch die Herstellung von Kompassen und Lupen. 1923 wurde er im Alter von 90 Jahren ermordet, da der Mörder glaubte, dass Kitzmüller hier einen Goldschatz versteckt hätte. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Turm mangels Pflege unzugänglich. 1973 verpachteten die Starhemberger die damalige Ruine langfristig an Dr. Karl Heinz Burg. In jahrzehntelanger Arbeit ist es ihm gelungen, aus der Ruine wieder einen gepflegten Wohnsitz zu schaffen. Ein Denkmalpfleger würde allerdings von starker Überrestaurierung und partiellem Wiederaufbau sprechen, was nicht im Sinne des Denkmalschutzes ist.

Die Burg Lobenstein liegt auf einem freistehenden Felshügel im Tal der Großen Rodl. Vom Typ her ist sie eine mittelalterliche Ringburg. Mit 703 m² umbauter Fläche ist die Anlage relativ klein. Sie wird vom 31 m hohen, sechsgeschossigen Wohnturm beherrscht, der auf das 13./14. Jahrhundert zurückgeht. Er wurde in den Jahren 1981/83 komplett restauriert. Mit einer Grundfläche von 103 m² ist er etwas überdimensioniert. Sein sechseckiger Grundriss ist für österreichische Burgen eher ungewöhnlich. Der gotische Turm sitzt unmittelbar auf einem Felskopf auf, der den höchsten Punkt des Burgareals bildet. Seine Bruchsteinmauern sind an der Basis etwa 3 Meter stark, verjüngen sich aber bis auf ca. 1,2 Meter. Bedingt durch die dicken Mauern, bot er nur wenig Wohnraum. Die Mauerkanten sind mit regelmäßig behauenen Quadersteinen verstärkt. Der Hocheinstieg liegt etwa 9 m über dem Hofniveau. Am etwas phantasievollen Vischer-Stich ist zu erkennen, dass das oberste Stockwerk des Turmes als vorkragendes Wehrgeschoß ausgebildet war. Sein Wehrgang wurde von doppelten Kragsteinen gestützt. Letztere sind noch teilweise erhalten. Der bescheidene Hof wird vom Turmfelsen stark eingeengt. Vom Wohnturm aus zieht sich eine etwa 10 m hohe und fast 2 m dicke Ringmauer segmentbogig zu einem Gebäude, das zwar aus der Zeit der Spätgotik stammte, aber im 20. Jahrhundert bereits so stark verfallen war, dass sein ursprünglicher Zweck nur mehr zu erraten war. Möglicherweise war es ein Wirtschaftsgebäude. An seiner Stelle haben die gegenwärtigen Pächter zwischen 1983 und 1995 einen historisierenden palasartigen Wohnsitz errichtet. Zwischen diesem dreigeschossigen Bau und dem benachbarten Turmfelsen liegt das rundbogige Burgtor, eine einfache Pforte mit Eisentor, das nicht einmal von einem Reiter zu passieren war. Lobenstein verfügte über keine Vorburg und auch über keinen befestigten Torbau. Es war jedoch durch seine Lage und die hohen Mauern bestens geschützt. Etwa 15 m außerhalb liefen zwei Gräben sowie ein Erdwall halbkreisförmig um die Burg. Der Wall war vermutlich mit Palisaden bewehrt. Er ist heute noch im Gelände zu erkennen.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 2 km südlich von Oberneukirchen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


04.05.2007