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Dorf an der Enns


Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts wird Otto von der Erl als Burgherr erwähnt. Möglicherweise stand aber hier schon wesentlich früher eine Befestigungsanlage. Ob aber der in einer Urkunde des Stiftes Admont 1046 genannte Swicker von Dorf tatsächlich hier hauste, ist eher fraglich. 1313 wird Friedrich der Pauzz genannt. Er war ein Dienstmann des Klosters Seitenstetten und mit der Familie Erl verwandt. Um 1332 kam die Herrschaft an Friedrich Kreßling. Bei dieser Familie blieb Dorf bis um 1600 als Elisabeth Kreßling Ehrenreich Hohenegger heiratete. Neuerlich durch Heirat gelangte das Gut an Wolf Wilhelm Pannicher. Dieser ließ als aufrechter Anhänger des Protestantismus einen lutherischen Betraum im Schloss einrichten. Georg Christoph von Schallenberg hatte eine andere Tochter des letzten Hoheneggers als Gattin. Auch die Familie Haiden erheiratete sich einen Burganteil. Hauptbesitzer wurde jedoch Johann Jakob Kölnpeck, der sich 1640 mit Anna Pannicher vermählte. Er ließ die alte Anlage in einen Edelhof umbauen. 1656 verkaufte Georg Ehrenreich Kölnpeck die Herrschaft an Ehrenreich Stettner. Weitere Besitzer waren 1675 Hans Seifried Hagen, 1729 Josef Leopold Graf von Walsegg, 1732 Johann Georg Briccius Freiherr von Hohenegg sowie 1799 die Familie Imsland. Die spätbarocke Umgestaltung des Schlosses erfolgte in den Jahren 1732 bis 1790 durch die Freiherren von Hohenegg. Auch im 19. Jahrhundert wechselten die Eigentümer mehrfach. Adolf Laveran von Hinzberg veranlasste zwischen 1849 und 1856 zahlreiche Veränderungen im Stil des Historismus. Der bekannteste Schlossherr des 19. Jahrhunderts war aber der Industrielle Josef von Werndl, der Gründer der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft, die sich später zur Steyr-Daimler-Puch AG entwickelte. Er kaufte das Schloss im Jahr 1879. Auf ihn folgten seine Nachkommen. Im 19. Jahrhundert wurden vor allem die Wirtschaftstrakte großzügig ausgebaut. Das Schloss befand sich anschließend im Besitz der Frau Eleonore Gombos, geb. Gräfin Lamberg. Es macht einen etwas verwunschenen Eindruck. Die ehemaligen Stallungen hinter dem Schloss sind total verfallen und wurden abgerissen.

Das Schloss liegt am Rande des gleichnamigen Dorfes inmitten eines großen Parks. Es ist im Osten von ausgedehnten Neben- und Wirtschaftsgebäuden umgeben. Das Hauptgebäude stammt im Kern aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Es ist eine dreigeschossige Vierflügelanlage, deren Trakte einen kleinen quadratischen Innenhof umgeben. Er ist in allen Geschossen mit korbbogigen Arkaden (Mitte 17. Jh.) geschmückt. Die Bögen ruhen im Erdgeschoß auf genuteten Pfeilern, im ersten und zweiten Stock auf toskanischen Säulen. Der Hof wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch ein Glasdach geschlossen und so zu einem Innenraum. Die spätbarocken Fassaden wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts historistisch verändert. Sie sind durch Riesenpilaster vertikal gegliedert. Die vier Flügel sind mit Walmdächern gedeckt. Schaufassade ist die mit spätbarocken Stuckverzierungen geschmückte Westfront. Hier liegt das 1820 neu gestaltete Portal. Die darüber vorspringende Altane wird von zwei Säulen getragen. Der Dachreiter mit Uhr, Laterne und Zwiebelhaube wurde erst 1986/87 erneuert. Im Erdgeschoß haben sich noch einige schmiedeeiserne Fensterkörbe aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Dem Südtrakt wurde damals eine Altane mit Steinbalustrade vorgebaut. Sie stützt sich auf drei toskanische Säulen. Ihre Ostseite wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch eine Glaswand geschlossen, die mit floralen Motiven bemalt ist. Die im Osttrakt liegende Kapelle ist an den beiden, durch zwei Geschosse reichende Fenster erkenntlich. Ihre Ausstattung stammt aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Interessant sind drei Epitaphe aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die Wandmalereien sowie das Deckenfresko sind Werke des Neorokokos vom Ende des 19. Jahrhunderts. Die Wohn- und Repräsentationsräume des Schlosses sind teilweise mit Stuckdecken und Deckenmalereien aus derselben Epoche ausgestattet. Das Portal zur Bibliothek hat ein eisernes Türblatt, das mit einem Ritter bemalt ist. Der vor der Westfront liegende ursprünglich barocke Garten wurde Ende des 19. bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu gestaltet. In ihm stehen acht lebensgroße Statuen aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts. Sie stellen u. a. Diana, Apoll und Merkur dar. Die Säulen des Laubenganges stützten einst die Bögen im Arkadenhof. Bemerkenswert sind auch die beiden spätbarocken schmiedeeisernen Gartentore.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 5 km nördlich von Steyr

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.04.2007