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Wasserberg


Das Gebiet um Gaal war bereits um 860 an das Salzburger Erzbistum gekommen. Vermutlich hat dieses den strategisch günstigen Platz bereits im 10. Jahrhundert befestigen lassen. 1174 scheint der Name Wazerperc erstmals urkundlich auf. Nachdem die Bischöfe zuerst eigene Dienstmannen mit der Verwaltung der Herrschaft betraut hatten, schenkten sie diese 1218 dem von ihnen gegründeten Bistum Seckau. 1261 scheint als Burggraf Otto von Wasserberg auf. Er gehörte der Familie Galler an. Bischof Wernhart unterstützte König Ottokar II und öffnete ihm auch seine neu erbaute Burg Wasserberg. 1276 konnte Dietmar aus der Geul (Galler) die böhmischen Truppen vertreiben. König Rudolf I gab die Burg anschließend dem Bischof von Seckau zurück. In Anspielung auf ihre Eigentümer wurde die Burg auch Seccoburch genannt. Die nun wieder vom Bistum eingesetzten Burggrafen gehörten mehrheitlich der Familie Galler an. 1479 übergab Bischof Christof die Burg den ungarischen Truppen des Mathias Corvinus. Dem kaiserlichen Feldhauptmann Andreas Lueger gelang es aber bereits im nächsten Jahr, Wasserberg wieder den Ungarn abzunehmen. Christofs Nachfolger, Bischof Matthias Scheidt, stand zwar wieder auf der Seite des Kaisers, doch wollte ihm Lueger die Burg nicht übergeben. Erst als er von Friedrich III den Befehl zum Abzug erhielt, konnte das Bistum die Herrschaft wieder antreten. Noch im 15. Jahrhundert wurde die Burg zum Schloss ausgebaut. Gleichzeitig wurden die Wehreinrichtungen verbessert. Nach Streitigkeiten mit dem Domkapitel wurde über Bischof Scheit der Kirchenbann verhängt. Er zog sich nach Wasserberg zurück, wo er 1512 starb. In den Ungarnkriegen des späten 15. Jahrhunderts suchten die Bischöfe von Seckau in Wasserberg mehrfach Zuflucht. Die Burg dürfte damals in einem verteidigungsbereiten Zustand gewesen sein.

Die hohen Türkensteuern, die auch die Stifte und Klöster schwer belasteten, brachten es mit sich, dass Bischof Petrus 1555 Schloss und Herrschaft an Christof Haymer verpfändete. Nach der Rücklösung wurde Wasserberg 1565 an Zacharias Gabelkhoven verpachtet. Ab 1590 bewirtschaftete das Bistum die Herrschaft wieder selbst. Unter den Pflegern befanden sich zahlreiche steirische Adelige, wie Hans Jakob von Gabelkhoven (1610 – 1630), Andreas Christof von Rindsmaul (1666 – 1671) und Franz Kammerlander (1690 – 1700). Am Vischer-Stich von 1681 sind keine Wehreinrichtungen mehr zu sehen. Das Schloss diente nun vorwiegend als Jagdschloss und Sommerresidenz der Seckauer Bischöfe. Zwischen 1739 und 1744 fanden umfangreiche Restaurierungs- und Ausbauarbeiten statt. 1844 verkaufte der Seckauer Bischof Wasserberg an den Gewerken Maximilian Sessler. Er ließ dem Schloss ein zweites Obergeschoß aufsetzen und das Innere wohnlicher gestalten. Danach wechselten die Besitzer recht häufig. Von 1913 bis 1939 gehörte Wasserberg dem niederösterreichischen Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde das Stift enteignet und das Schloss mit den dazugehörigen Wäldern der Reichsforstverwaltung übergeben. Zwischen 1945 und 1950 wurde es vom Land Steiermark treuhändisch verwaltet und dann seinen rechtmäßigen Besitzern wieder übergeben. Das Stift richtete im Gebäude Wohnungen und Kanzleien ein. Außerdem ist hier ein Kindergarten untergebracht.

Das Schloss liegt auf einem kleinen Hügel im Zwiesel der Bäche Ingering und Gaal. Als einstige Wasserburg wurde es zusätzlich durch Sümpfe und einen breiten Wassergraben geschützt. Dieser Graben ist im Gelände noch zu erkennen, aber längst trocken gelegt. Auch die Wehrmauern sind seit dem 19. Jahrhundert verschwunden. Sie dürften mit einem hölzernen Wehrgang versehen gewesen sein. Die meist dreigeschossigen Gebäude umschließen einen großen Arkadenhof. Sie weisen verschiedene Dachhöhen auf. Die vier Gebäudeecken waren einst durch Rundtürme verstärkt. Es hat jedoch nur jener an der Südecke die Jahrhunderte überdauert. Er ist im Kern noch romanisch. Die Untergeschosse der Trakte im Süden, Osten und Norden sind gotisch. Ein Teil der Kellergewölbe könnte noch auf das 14. Jahrhundert zurückgehen. An der Nordseite des Hofes erhebt sich ein hoher viereckiger Turm. Auch sein Untergeschoß ist gotisch, während seine Obergeschosse und der aufgesetzte Spitzhelm barock sind. An seiner Außenwand ist ein Wappenstein des Bischofs Scheit angebracht. Im Turm hängen zwei Glocken aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert. Die Jodokuskapelle, die ursprünglich vor dem Schloss lag, wurde 1483 in das Schloss verlegt und im Inneren 1853 neugotisch umgebaut. Die Jahreszahl 1483 ist am schulterbogigen Kapellenportal zu sehen, ebenso an der nordseitigen Einfahrt in den Hof. An der südlichen Kapellenaußenseite wurden 1976 spätgotische Fresken aus dem 15. Jahrhundert freigelegt. Sie zeigen u. a. eine sitzende Madonna mit Kind sowie weibliche Heilige. Darunter befinden sich ein zugemauertes Schulterbogenportal und darüber ein Wappen des Bistums Seckau. Das Stiegenhaus wurde erst um 1900 errichtet. Vor dem Schloss steht eine barocke Kapelle. Die Wandmalereien an ihrer Außenseite stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Lage: Steiermark/Murboden - ca. 12 km nordwestlich von Knittelfeld

Besichtigung: meist nur von außen möglich

Homepage: www.wasserberg-stift-heiligenkreuz.at


Weitere Literatur:


26.04.2007