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Rohrbach (Mostviertel)


Das Gebiet um Rohrbach gehörte im Hochmittelalter dem Stift Bamberg. Hier stand der Rittersitz „Zaucha“, der dann durch die Burg Rohrbach abgelöst wurde. 1348 wird Konrad von Rohrbach erwähnt. Die Herren von Rohrbach stammten ursprünglich aus dem Traunviertel. Sie waren Ministeriale der Habsburger bzw. der Wallseer und brachten es bald zu hohem Ansehen. Ulrich von Rohrbach war Vogt zu Haag und Landrichter. Hans von Rohrbach war Pfleger der Burg Kreuzenstein. Er war auch kaiserlicher Rat und Kämmerer von Kaiser Friedrich III. 1462 gehörte er zu jenen Getreuen des Kaisers, die mit ihm in der Wiener Hofburg eingeschlossen waren und von den Wienern belagert wurden. Neben Rohrbach besaß er auch die Herrschaften Salaberg und St. Peter in der Au, allerdings nur als Pfandbesitz. Während der Ungarnkriege belagerten die Truppen des Königs Matthias Corvinus zwei Jahre lang das Schloss, bis sie es 1487 einnehmen konnten. Es dürfte dabei schwer beschädigt worden sein, denn 1510 wird es zu den gebrochenen Schlössern gezählt. Georg von Rohrbach war Pfleger auf Schloss Waidhofen/Ybbs, das er gegen die bis an die Enns und Ybbs vordringenden türkischen Streifscharen erfolgreich verteidigen konnte. Das heutige Schloss Rohrbach dürfte in der Zeit um 1600 erbaut worden sein. Mit Hans Adam starb die Familie der Rohrbacher aus.

Seine Witwe heiratete in zweiter Ehe 1650 den protestantischen Landedelmann Wolf Helmhart von Hohberg, der als Agronom und Barockdichter das adelige Landleben seiner Zeit eindrucksvoll schilderte. Sein 12 Bände umfassendes Werk „Georgica Curiosa oder Adeliges Land- und Feldleben“ erschien 1680. Es wurde zu einem unentbehrlichen Standardwerk für jeden Grundherrn. Allerdings befand er sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Rohrbach. Er hatte aus Glaubensgründen nach Regensburg auswandern müssen und daher die Herrschaft 1664 an Matthias von Risenfels verkauft. Vermutlich war es er oder Franz von Risenfels, der dem Schloss im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts endgültig seine heutige Gestalt gab. Damals fanden auch bauliche Veränderungen im Inneren statt. Am Vischer-Stich von 1672 hat es bereits sein derzeitiges Aussehen. 1837 wird Rohrbach als unbewohntes Schloss bezeichnet. Es blieb aber im Besitz der Familie bis diese 1932 mit Philipp Freiherr von Risenfels ausstarb. Danach gelangte das Schloss an den niederösterreichischen Heimwehrführer und kurzzeitigen österreichischen Minister bzw. Vizekanzler Eduard Freiherr von Baar-Baarenfels. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude von sowjetischen Soldaten besetzt, was zu schweren Schäden führte. Damals ging fast die gesamte Einrichtung sowie das Archiv verloren. Das 1989/90 umfassend restaurierte Schloss Rohrbach befindet sich heute im Besitz der Familie Maximilian Mautner-Markhof und wird bewohnt.

Das dreigeschossige Schloss liegt inmitten eines ummauerten Parks. Es ist ein hübscher Bau des 17. Jahrhunderts. Sein Grundriss ist quadratisch, wobei an den Ecken schmale viergeschossige Türme vorspringen. Diese sind einachsig, aber im Erdgeschoß massiv. Erst ab dem ersten Obergeschoß gibt es Innenräume. Die Turmdächer bestehen aus einem Pyramidenstumpf, auf dem ein kleiner Zwiebelhelm sitzt. In der Mitte der Ostseite ist ein schlanker turmartiger Anbau angefügt, der ebenfalls mit einem Zwiebelhelm gedeckt ist. Das Gebäude verfügt über keinen Innenhof. Es besitzt ein hohes Walmdach, aus dem einige alte Rauchfänge hervorragen. Charakteristisch für Schloss Rohrbach ist der Fries von Blendarkadenbögen unterhalb der Dachtraufe. Er zieht sich über alle vier Fronten. Die auf Konsolen sitzenden Bögen entsprechen jeweils einer Fensterachse. Die achtachsige Westfront weist über dem schlichten steingerahmten Portal einen auf profilierten Konsolen vorkragenden Flacherker auf. Er hat ein eigenes kleines Walmdach. Die einfachen weißen Fassaden sind spärlich durch Gurten gegliedert. Anlässlich der letzten Restaurierung wurde die alte Sgraffito-Ortbänderung der Türme wieder hergestellt. Die Räume des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses sind vorwiegend mit Kreuzgratgewölben versehen. Der ehemalige Gerichtssaal ist ein rechteckiger Raum mit Mittelsäule und einem bemerkenswerten Gewölbe. In den Zimmern haben sich einige schöne Türen und Kachelöfen erhalten. Ein Schwibbogengang verbindet den Nordostturm des Schlosses mit dem benachbarten zweigeschossigen Meierhof. Hinter dem Hauptgebäude liegt die freistehende spätbarocke Kapelle. Sie ist dem Hl. Nepomuk geweiht. Der kleine Torturm wurde um 1970 erneuert. Seither trägt er ein spitzes Zeltdach. Das Gemälde im einstigen Rokokoaltar zeigt die Glorie des Hl. Nepomuk umgeben von Allegorien Böhmens und Österreichs. Es wurde anlässlich seiner Vermählung mit einer böhmischen Gräfin von Philipp Franz Freiherr von Risenfels gestiftet und von Johann Martin Schmidt 1769 geschaffen.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 6 km südlich von Haag

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: http://members.aon.at/schloss.rohrbach/home.html


Weitere Literatur:


22.04.2007