Die Burg dürfte Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Mittelpunkt einer kleinen Rodungsherrschaft durch eine landesfürstliche Ministerialenfamilie errichtet worden sein. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1305 mit Wulfing von Hohenbrugg. Vermutlich stammte dieser aus der Familie der Fürstenfelder. Nach dem Tod der Brüder Heinrich und Irg von Fürstenfeld kam die Burg 1420 an Ulrich den Pessnitzer. Die nächsten Burgherren waren Kaspar von Saurau (1432) und Hermann Hafner (1439). Dieser blieb auch auf Hohenbrugg nachdem es der spätere Kaiser Friedrich III 1446 an Wolfgang von Wallsee verpfändet hatte. Hafner verkaufte die Herrschaft 1461 an die Brüder Andree und Christof von Mindorf. Wegen seiner exponierten Lage hart an der ungarischen Landesgrenze hatte die Herrschaft immer wieder viel zu leiden. 1480 nahmen ungarische Truppen Hohenbrugg ein. Im Auftrag von Kaiser Friedrich III konnte sie Friedrich von Stubenberg 1491 wieder vertreiben. Auch beim Türkeneinfall von 1532 wurde die Burg erobert und diesmal teilweise zerstört. Siegmund von Mindorf begann 1551 mit dem Wiederauf- und Ausbau, den sein Sohn Bernhardin 1594 vollenden konnte. Die Burg hatte sich in ein Renaissanceschloss verwandelt.
Allerdings wurde dieses bereits 1605 von den mit den Türken verbündeten Haiduken unter Oberst Nemethy niedergebrannt. Die Besitzer, Hans Wilhelm und Hans Christof von Mindorf, hatten sich zuvor nach dem besser zu verteidigenden Schloss Feistritz in Sicherheit bringen können. Sie ließen Hohenbrugg bald wieder aufbauen und besser befestigen. 1647 übergab Maria Freiin von Mindorf die Herrschaft ihrem Vetter und Vormund ihrer Kinder, Hans Christof von Mindorf. Über dessen Tochter Maria Elisabeth gelangte Hohenbrugg an deren Gatten Irg Sigmund Graf Tattenbach. Zum Schutz vor den wieder vordrängenden Türken und Ungarn wurde 1683 ein kaiserliches Truppenkontigent von 30 Mann in das Schloss gelegt, doch sollen sich diese Beschützer schlimmer als die Türken verhalten haben. Um 1690 war die wirtschaftliche Lage der Herrschaft wegen der ständigen Übergriffe der Ungarn, aber auch wegen Überschwemmungen und Missernten sehr schlecht. Auch während der Kuruzzenkriege in den Jahren von 1704 bis 1711 wurde das Schloss mehrmals überfallen. Franz Josef Graf Wagensberg, der mittlerweile Hohenbrugg geerbt hatte, verkaufte es 1780 an Max Graf Batthyány. Es folgten Josef Freiherr Vetter von der Lilie (1788), Antonia Freiin von Schmidberg und Wilhelm Freiherr von Morsey (1874). Schließlich gelangte das Schloss an die Grafen Czernin. 1945 wurde es durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt. Auch in den Jahrzehnten danach wurde es vernachlässigt. Heutiger Eigentümer von Hohenbrugg ist Jaromir Graf Czernin.
Das Schloss liegt im Raabtal, oberhalb des gleichnamigen Dorfes, knapp an der jetzigen steirisch-burgenländischen Grenze, nordöstlich von Fehring. Es erhielt gegen Ende des 16. Jahrhunderts seine heutige Gestalt. Vom Dorf führt eine Allee zum Zufahrtsportal an der Südseite der Anlage. Eine darüber angebrachte Bauinschrift besagt, dass das Schloss 1594 durch Bernhardin von Mindorf errichtet wurde. Hohenbrugg war einst von einem Graben und großen Basteien umgeben, die aber nicht mehr erhalten sind. Diese Verteidigungswerke wurden zum Teil in Gartenanlagen umgewandelt. Der dreigeschossige Wohnbau im Westen und die zweigeschossige Vorburg mit dem Rustikaportal im Osten waren ursprünglich separate Bauten. Sie wurden erst nach dem Haidukeneinfall von 1605 durch schmälere, leicht ansteigende Trakte verbunden. Diese Baulichkeiten umschließen seither einen geräumigen Hof. Die Verbindungstrakte zeigen hier Arkadengänge. Zur Verbesserung der Verteidigungskraft wurden die vier Gebäudeecken mit bastionsartigen Türmen verstärkt. Damals wurde auch die halbrund aus dem Nordtrakt herausragende Kapelle errichtet. 1658 erhielt sie ihre Meßlizenz. Interessant ist das Altarbild. Es wurde Ende des 16. Jahrhunderts geschaffen und zeigt die in einem Schiff stehende „Türkenmadonna“. Die 1987 restaurierte Kapelle dient heute auch als Ortskirche. Vor dem Osttrakt befindet sich ein Vorplatz, auf dem früher niedrige Wirtschaftsbauten standen. Er wird von einer mit Zinnen versehenen Mauer begrenzt. Sie ist mit trichterförmig vertieften Schießlöchern ausgestattet.
Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 4 km westlich von Jennersdorf
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
20.04.2007