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Schaunberg


Das Geschlecht der Schaunberger stammt von den Julbachern in Bayern ab. Deren Stammburg lag auf der linken Seite des Inns, gegenüber von Braunau. Wernhard von Julbach gilt als Stammvater der Schaunberger. Seine Nachkommen hatten von Kaiser Barbarossa die Maut zu Aschach als Reichslehen erhalten. Sie erbauten in den Jahren nach 1150 zuerst die Burg Stauf und dann westlich von Eferding die Schaunburg, nach der sie sich bald nannten. 1154 werden Wernhardus de Stoffe und sein Bruder Henricus von Schaunberg urkundlich genannt. Wernhards Sohn Heinrich I von Schaunberg wird 1161 erwähnt. Er nahm bereits 1147 zum zweiten Mal an einem Kreuzzug teil. Die Schaunberger stiegen bald zum mächtigsten Adelsgeschlecht Oberösterreichs und Ostbayerns auf. Zusätzlich zu ihrem umfangreichen Eigenbesitz verfügten sie auch über Lehen der der Habsburger sowie der Bistümer Passau und Bamberg. König Rudolf I von Habsburg schätzte seine Verbündeten sehr und betraute sie mit wichtigen Aufgaben und Ämtern. 1316 wurden die Schaunberger in den Grafenstand erhoben. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erreichte ihre Macht ihren Höhepunkt. Sie besaßen sieben benachbarte Landgerichte, die vom Böhmerwald im Norden bis zum Salzkammergut im Süden reichten. 1367 kauften die beiden Brüder Ulrich I und Heinrich IX die unweit der Schaunburg gelegene Stadt Eferding. Die Hofhaltung der Schaunberger war eine fürstliche. Sie unterhielten eigene Hofämter, wie ein Truchsessen- und ein Marschallamt, die sie mit ihren Ministerialen besetzten. Graf Ulrich von Schaunberg, der selbst herzoglicher Kämmerer war, beteiligte sich an einem Feldzug des Herzogs Rudolf IV gegen den Patriarchen von Aquilea mit 100 Reitern und 100 Fußsoldaten.

Während der Regentschaft Heinrichs IX von Schaunberg stiegen allerdings die Spannungen zu den Habsburgern. Gemeinsam mit den mit ihnen verschwägerten südböhmischen Rosenbergern versuchten die Schaunberger im späten 14. Jahrhundert ihre Selbstständigkeit gegenüber den österreichischen Herzögen durchzusetzen und ihr Herrschaftsgebiet in ein unabhängiges Land umzuwandeln. Dies führte zur Schaunburger Fehde. Herzog Albrecht III beauftragte den Hauptmann ob der Enns, Reinprecht von Wallsee, die Burgen der Schaunberger einzunehmen, was auch weitgehend gelang. 1380/81 wurde ihre zuvor stark ausgebaute Stammburg vier Monate lang von Herzog Albrecht III persönlich belagert. Sie wurde von Heinrich IX selbst verteidigt und konnte auch nach drei Jahren nicht eingenommen werden. Es kam schließlich zu einem Waffenstillstand, dem ein Schiedsspruch des Burggrafen von Nürnberg folgte. Die Schaunberger mussten nun auch ihren bisherigen Eigenbesitz von den Habsburgern als Lehen entgegen nehmen. 1388 führte Heinrich eine neuerliche Fehde gegen den Landesherrn, musste jedoch 1390 endgültig Urfehde schwören. Danach wurden die Schaunberger bald wieder treue Vasallen Österreichs. 1402 wurde ihnen die Inhaftierung des abgesetzten und gefangen genommenen böhmischen Königs Wenzel IV anvertraut. Er verbrachte auf der Schaunburg sechs Wochen als Staatsgefangener. Johann II von Schaunberg erfreute sich endgültig wieder der Gunst des Landesherrn. Er war Erbmarschall der Steiermark. Graf Sigismund von Schaunberg unterstützte Kaiser Maximilian I im Kampf gegen den ungarischen König Matthias Corvinus.

Als Hauptwohnsitz wurde die doch etwas unbequeme Anlage zu Beginn des 16. Jahrhunderts endgültig aufgegeben. Der Verwaltungssitz war schon zuvor in das Schloss Eferding verlegt worden. Bis in das 18. Jahrhundert hinein hausten jedoch noch Dienstleute und Angestellte, wie Jäger und Förster auf der Burg. 1518 war der Kaiser während einer Jagd Gast auf der Schaunburg. Mit Graf Wolfgang II von Schaunberg starb die Familie 1559 aus. König Ferdinand I beanspruchte vorerst ihren Besitz als heimgefallenes Lehen. Nach langen Verhandlungen und einer Ablösezahlung von 45.000 Gulden gelangte dieser jedoch 1572 zum größten Teil an die Kinder des Erasmus I von Starhemberg, der mit Anna, einer Schwester Wolfgangs verheiratet war. Aschach, Neuhaus und einige andere Besitzungen kamen an die Familie Liechtenstein. Als das Vordringen der Türken in den oberösterreichischen Raum drohte, wurde die Schaunburg 1594 als Fluchtort für die umliegende Zivilbevölkerung ausersehen. Dies deutet darauf hin, dass sie damals noch in einem verteidigungsfähigen Zustand war. 1625 verlor der als militanter Protestant bekannt Erasmus II von Starhemberg seine Besitzungen, erhielt sie aber drei Jahre später wieder zurück. Er musste jedoch das Land verlassen und verkaufte 1630 seine Güter an seinen Hauptgläubiger, Füll von Grünerzhofen. Sein Nachfolger, Heinrich Wilhelm von Starhemberg, war zum katholischen Glauben übergetreten und daher vom Kaiser wieder in Gnaden aufgenommen worden. 1643 wurde er in den Grafenstand erhoben. Nach dem Aussterben der Grünerzhofen konnten die Starhemberg 1660 ihre Herrschaften wieder zurückkaufen. Beim neuerlichen Türkeneinfall von 1683 wurde die Schaunburg wegen ihrer weithin sichtbaren Lage als Kreidfeuerstation verwendet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte mangels Pflege ein rascher Verfall der Burgbauten ein, dem man erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ernsthaft entgegen trat. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es immer wieder zu größeren Sanierungsmaßnahmen. Dennoch stürzte im Winter 2002/03 ein Teil der Ringmauer ein, wodurch auch einige Schlitzscharten vernichtet wurden. Die laufenden Sanierungsarbeiten werden seit 1957 vom Verein der „Freunde der Burg Schaunberg“ durchgeführt. Die Burgruine gehört auch heute noch der Familie Starhemberg, die im benachbarten Eferding wohnt.

Schaunberg ist die größte Burgruine Oberösterreichs. Sie nimmt eine Gesamtfläche von 15.240 m² ein, wovon 3.638 m² auf die Hauptburg entfallen. Ihre Länge beträgt 240 Meter. Sie liegt auf einem zum Donautal steil abfallenden Bergsporn und ist weithin sichtbar. Da das Terrain nach Nordwesten hin ansteigt und dadurch eine Überhöhung gegeben war, legte man die riesige Vorburg an. Ihr höchster Punkt wurde durch eine 5 m dicke Mauer und drei hohe Türme besonders gesichert, wie es am Vischer-Stich von 1674 ersichtlich ist. Dadurch wurde eine etwaige Belagerungsartillerie auf Distanz gehalten. Die Burg hatte drei Abschnitte, von denen jeder mit Graben und Torbau ausgestattet war. Ein Angreifer hätte ganz schön zu tun gehabt, bis er in die Hauptburg eindringen hätte können, daher wurde sie auch nie erobert. Wie die meisten übrigen Bauten der Burg wurde auch die äußere Ringmauer im 14./15. Jahrhundert angelegt und mit einem neuen Torbau versehen. Der äußerste Burggraben ist heute zugeschüttet. Der ehemalige Torbau wurde später durch ein Wohngebäude ersetzt, das auch als Schlosstaverne diente und zuletzt von einem Förster bewohnt wurde. Der erste Wehrbau beschränkte sich auf das Gebiet der heutigen Hochburg. Die sie umgebende Ringmauer wurde beim Ausbau der Burg im 14. Jahrhundert abgerissen. Ihre Steine waren ein willkommenes Baumaterial für die Errichtung des Palas und anderer Burgbauten. An Stelle der einstigen Wippbrücke führt heute eine Holzbrücke über den letzten tiefen Graben vor der Hauptburg. Er wurde aus dem gewachsenen Fels herausgehauen. Das dadurch gewonnene Material verwendete man zum Bau der Mauern. Bemerkenswert ist die schmale Fußgängerpforte neben dem Haupttor, die wohl ebenfalls mit einer Wippbrücke ausgestattet war, wie der erhaltene Brückenkeller unterhalb der Pforte zeigt. Das Haupttor ist mit einer Höhe von 4,5 m und einer Breite von 2,7 m ungewöhnlich groß. Über ihm befindet sich eine später in ein Fenster umgewandelte Pechnase. In der Torhalle erkennt man noch die gemauerten Sitzbänke. Sowohl am inneren als auch am äußere Burgtor erkennt man Steinmetzzeichen der Rosenberger Bauhütte aus Südböhmen sowie jener von St. Stephan in Wien, wodurch die Errichtung dieser Bauten in der erste Hälfte des 14. Jahrhunderts dokumentiert ist.

Nach dem Durchschreiten des noch gut erhaltenen inneren Tores gelangt man in den ausgedehnten inneren Burghof. Sein bedeutendstes Gebäude ist der 900 Jahre alte Bergfried. Er steht frei in der Südwestecke der Hauptburg, knapp hinter der Ringmauer. Er ist ein fünfeckiger Keilturm, der wie üblich, seine scharfe Kante der Angriffsseite entgegen richtet. Im Jahr 1825 stürzte die Nordseite des Turmes trotz seiner starken Mauern ein, wobei der Schutt auf den benachbarten Palas fiel und diesen zerstörte. Der Grund für dieses Unglück dürfte in einer fehlerhaften Fundamentierung auf dem abschüssigen Felsen gelegen sein. Erst in den Jahren 1968 bis 1970 wurde der Bergfried saniert und gesichert. Durch den Einbau einer, allerdings sehr störend wirkenden, Stahltreppe wurde er wieder begehbar gemacht. Der Turm ist 32 m hoch. Er verjüngt sich mit zunehmender Höhe. Seine Grundfläche beträgt etwa 120 m², während sein oberstes Geschoß nur mehr 80 m² zählt. Seine untersten fünf Etagen stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und zeigen romanisches Mauerwerk. Im 14. Jahrhundert wurde er um drei Stockwerke erhöht. In seinem untersten Geschoß beträgt die Mauerstärke ca. 3,5 Meter. In jedem Stockwerk befand sich nur ein Raum. Da dieser in den unteren Etagen quadratisch ist, ist der Keil hier bis zu 8 m stark. Die Kanten sind durch Buckelquader verstärkt. Der einstige Hocheinstieg lag in etwa 10 m Höhe über dem Hofniveau, fiel aber dem Mauerabsturz zum Opfer. In der Mauerstärke führte eine Treppe nach oben. Die obersten drei Geschosse haben fünfeckige Innenräume. Die Außenmauer ist hier auch nur mehr ca. 2 m dick. Den Abschluss des Turmes bildet ein vorkragender Zinnenkranz, der von Konsolen mit dazwischen liegenden Dreipässen getragen wird. Das oberste Stockwerk war als Wehrplattform ausgebildet. Später wurde ein steiles Zeltdach aufgesetzt, das etwa 13 m hoch war. Es wurde bei späteren Restaurierungen wieder entfernt.

Die gotische Burgkapelle stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie war den Heiligen Petrus und Paulus geweiht. Von ihr stehen vor allem noch die hohe Giebelwand im Osten sowie die Nordseite. Die westliche Eingangsseite ist längst verfallen. Das Kreuzgewölbe ist ebenfalls eingestürzt. Die Kapelle ist 7,5 m breit und inklusive des Altarraumes fast 17 m lang. Ihre Höhe lag bei 7,4 Meter. Das Schiff hatte je drei Fenster auf jeder Längsseite. Vom spätgotischen Maßwerk sind noch Ansätze erhalten, ebenso von den Gewölberippen. Letztere ruhten auf figural verzierten Konsolen. Das spitzbogige Portal ist sechsfach gekehlt. Die Wände waren mit Fresken geschmückt, von denen noch schwache Spuren zu erkennen sind. Einige Spolien werden im Schlossmuseum von Eferding aufbewahrt. Unter der Kapelle erstreckt sich eine geräumige Gruft, in der einige Schaunberger bestattet wurden. Der Winkel zwischen dem Kapellenschiff und der Wehrmauer wurde zur Anlage einer Sakristei genutzt. Ebenfalls auf die Mitte des 14. Jahrhunderts geht der 540 m² große dreigeschossige Palas zurück. Während seine Außenwand weitgehend abgekommen ist, stehen von seiner Hoffront noch große Teile aufrecht. Er weist ein reich profiliertes Portal sowie große Fenster mit ebenfalls profilierten Gewänden auf. Zwei in der Mauerstärke liegende Treppen sind noch zu erkennen. Einige Bauteile des Palas stammen bereits aus dem 16. Jahrhundert und zeigen Renaissanceelemente. Vom Laubengang über seinem Erdgeschoß haben sich nur die schweren dreifachen Kragsteine erhalten. Der große Saal im Erdgeschoß hatte eine Grundfläche von ca. 25 x 11 Meter. An der talseitigen Palaswand war ein schlanker viereckiger Turm angebaut, von dem aber nichts erhalten ist. Das an den Palas im Südosten anschließende große Wohnhaus wurde vermutlich erst im 15. Jahrhundert errichtet. Vor ihm lag die mit Quadern ausgemauerte Zisterne. An der gegenüberliegenden Hofseite waren einige Nebengebäude an die Ringmauer angebaut.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 6 km nordwestlich von Eferding

Besichtigung: jederzeit möglich

Homepage: www.schaunberg.de


Weitere Literatur:


14.04.2007