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Wels - Polheim


Die Herren von Polheim werden um 1073 erstmals erwähnt. Sie waren Ministeriale des Herzogs von Steyr. Ihre Stammburg lag in der Nähe des Ortes Pollheim bei Grieskirchen. Sie war aber bereits 1353 bis auf einen Burgstall verschwunden. Dietrich von Polheim zog 1216 gemeinsam mit Herzog Leopold VI ins Heilige Land. Vermutlich war es Albero II von Polheim, der um die Mitte des 13. Jahrhunderts durch den Zusammenschluss mehrerer Häuser, die die Polheimer im Laufe der Zeit erworben hatten, eine Stadtburg in Wels errichtete und mit seiner Familie hierher zog. Sie sicherte die Nordwestecke der Stadt und war Teil der Stadtbefestigung. 1280 scheint die Burg erstmals urkundlich auf. Der Name Freyung, wie die heutige Adresse lautet, erinnert daran, dass die Stadt im Schloss und in der unmittelbaren Umgebung keine Rechte hatte. Die Polheimer verfügten über eine eigene Gerichtsbarkeit. Um 1280 gründete Weikhard von Polheim das Minoritenkloster in Wels. Er brachte es bis zum Bischof von Passau. Sein Bruder Alberanis kämpfte an der Seite Rudolfs I von Habsburg in der Schlacht bei Dürnkrut und wurde anschließend von Rudolf zum Ritter geschlagen. 1501 erhielten die Polheimer die Reichsfreiherrenwürde. 1530 wurde das Schloss umgebaut und erweitert. Mit dem Tod des Landeshauptmannes Siegmund Ludwig II Freiherr von Polheim starb 1622 der Welser Zweig der Familie aus. Die Stadtburg wurde vorerst vom bayerischen Statthalter Adam Graf Herberstorff beschlagnahmt, gelangte aber um 1627 in den Besitz des Johann Paul Spindler, der sie in einen Fideikommiß einbrachte. Sein Enkel, Johann Philipp Freiherr von Spindler, verkaufte die Burg 1695 der Stadt Wels. Diese richtete hier eine Brauerei ein, die bis in das 19. Jahrhundert bestand. Die restlichen Räumlichkeiten wurden vermietet. Zeitweise diente das Gebäude auch als Schule und Lagerhaus. Besonders im 19. Jahrhundert wurde der Bau stark vernachlässigt. So wurde in der ehemaligen Pauluskapelle ein Hopfenmagazin eingerichtet. Heute beherbergt das Schloss eine Musikschule des Landes Oberösterreich sowie mehrere Mietwohnungen.

Schloss Polheim liegt an der Nordwestseite der Altstadt von Wels. Es ist eine unregelmäßige mittelalterliche Anlage, die aber in späteren Jahrhunderten durch Umbauten stark verändert wurde. Der Eingang an der heutigen Ringstraße war durch einen Graben und eine Zugbrücke gesichert. Beides ist längst verschwunden. Auch das befestigte Tor, das die Polheimer 1568 mit Genehmigung durch Kaiser Maximilian II gegen den Stadtgraben zu ausbrechen durften, ist nicht mehr vorhanden. Auffallendster Bauteil ist der gotische Treppenturm. An ihn schließt ein Saalbau aus der Renaissancezeit an. Sein an der Südseite liegendes Portal sowie die Fenster stammen aus der Zeit um 1542. Die Schlosskapelle wird 1519 erstmals erwähnt. Ihre Fenster sind mit spätgotischen Laibungen versehen. Eine Tafel neben dem Portal an der Nordseite des Gebäudes weist darauf hin, dass der Nürnberger Meistersinger Hans Sachs 1513 als Schusterlehrling in Wels gelebt und möglicherweise bereits in der Stadtburg gesungen hat.

Lage: Oberösterreich/Traunviertel

Ort/Adresse: 4600 Wels, Freyung 16

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.04.2007