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Maria Enzersdorf - Schloss von (auf) der Weide


Das hübsche Schloss wird auch Maria Theresien-Schlössl genannt, obwohl kein Zusammenhang mit der Kaiserin bekannt ist. Der genaue Zeitpunkt seiner Errichtung ist nicht bekannt, doch vermutet man ihn um 1730.Bauherr war Johann Paul Grädl von Ehrental. Er scheint im 18. Jahrhundert mehrfach als Besitzer auf und starb 1756. Als Architekt wird gelegentlich Joseph Emanuel Fischer von Erlach angenommen, was aber nicht belegt ist. Zu den rasch wechselnden Eigentümern im 18. Jahrhundert zählten Maria Franziska von Prokesch, Franz Anton von Morcelle und Franz de Paula von Albrecht. Zeitweise hatte der Ansitz die gleichen Eigentümer wie das gegenüberliegende Kielmansegg-Schlössl. 1814 wird die Gräfin Antonie Batthyany genannt. Das Schloss ging 1930 in das Eigentum des Wiener Bankvereins über. Als 1957 die an ihm vorbeiführende Hauptstraße des Ortes verbreitert und begradigt wurde, musste der Großteil des Gebäudes abgerissen werden. Heute ist lediglich ein Teil des Südtraktes mit den Repräsentationsräumen erhalten. 1961 erwarb die Marktgemeinde Maria Enzersdorf den Bau. Zuerst war dieser an einen Kellereibetrieb vermietet. 1976/78 wurde er umfassend restauriert. Danach war hier bis 1988 das Österreichische Olympia- und Sportmuseum untergebracht. Seit 1989 dient das Schloss als örtliches Veranstaltungszentrum. Die Repräsentationsräume werden gerne für Veranstaltungen aller Art vermietet.

Ursprünglich hatte das Schloss einen rechteckigen Grundriss. Seine Trakte waren um einen kleinen Hof angeordnet. Seit dem Teilabriss sind nur mehr der dreiachsige ehemalige Mittelrisalit sowie der westliche Seitentrakt vorhanden. Besonders attraktiv ist die nach Süden gerichtete Rokoko-Fassade des ehem. einstöckigen Mitteltraktes. Die Fenster sind mit blaugrünen Holzläden verschlossen, was dem Gebäude einen eigenen Reiz gibt. Unterhalb der äußeren Obergeschoßfenster sind Stuckköpfe im römischen Stil angebracht. Beide Geschosse werden durch Riesenpilaster optisch zusammengefasst. Über der in der Mittelachse liegenden Terrassentür und dem darüber liegenden, besonders dekorativ gestalteten Fenster ragt ein kleiner schmuckloser Ziergiebel auf. Dahinter erhebt sich ein quadratischer hölzerner Turmaufsatz mit einer gebrochenen Dachhaube. Dieser wurde erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts aufgesetzt. Er ist von einem, mit einem Ziergitter begrenzten Umgang umgeben. An den einstigen Mittelbau schließt ein sechsachsiger eingeschossiger Seitenflügel an, der mit einem gebrochenen Mansardendach gedeckt ist. Die Fenster dieses Traktes sind mit geschwungenen Verdachungen versehen, ebenso die Eingangstüre. Der gesamte Mitteltrakt wird vom hohen Marmorsaal eingenommen. Er ist mit vergoldeten Stukkaturen reich geschmückt. Das Deckenfresko stellt den „Triumph der Kunst und des Handels“ dar. Es ist ein Werk von Johann Georg Schmidt, dem „Wiener Schmidt“ und wurde 1730 angefertigt. Ein Supraportenbild stammt ebenfalls von ihm. Sein Sujet ist „Danae und Flora“. Die Wände sind mit verschiedenfarbigem Kunstmarmor verkleidet. Zwischen den Wandpilastern sind ovale Blumenbilder angeordnet. Ein weiterer Saal mit Stuckdecke und geschnitztem Türrahmen befindet sich im Westtrakt. Die vor dem Mittelbau liegende Terrasse wird von einem qualitätvollen Schmiedeeisengitter (um 1730) begrenzt und von hübschen Puttenfiguren auf Steinpfeilern belebt. Von ihr führen einige Steinstufen zum Gartenparterre des einst von Mauern umgebenen ehemaligen Landschaftsgartens. Der heutige Park ist öffentlich zugänglich.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald - ca. 2 km nordöstlich von Mödling

Ort/Adresse: 2344 Maria Enzersdorf, Hauptstraße 52

Besichtigung: meist nur von außen möglich, bei Veranstaltungen ist der Marmorsaal zugänglich


Weitere Literatur:


03.04.2007