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Piber


An der Stelle des Schlosses stand ursprünglich ein befestigter Hof, der etwa 1020 gemeinsam mit der romanischen Kirche erbaut worden war. Er bestand damals lediglich aus einem Festen Haus, das durch einen Graben und Mauern gesichert war. Markgraf Adalbero von Eppenstein hatte im Jahr 1000 von Kaiser Otto III etwa 520 km² um Piber geschenkt bekommen und sofort mit der Kolonisierung des Landes begonnen. Anlässlich der Gründung des Stiftes St. Lambrecht im Jahr 1103 kam Piber als Dotation durch Herzog Heinrich III von Kärnten an das Kloster. Dieses ließ das Gut von Dienstleuten verwalten, die sich bald nach dem kleinen Wehrbau nannten. 1145 wird Otto von Piber erwähnt. 1219 wies der Erzbischof von Salzburg Piber dem Bistum Seckau zu. Damit begannen endlose Streitigkeiten mit dem Stift Lambrecht. Ulrich, der es vom Pfarrer von Piber bis zum Bischof von Seckau und dann sogar zum Salzburger Erzbischof gebracht hatte, zog 1258 gegen Bayern. Er wurde aber dort vom Gegenerzbischof Philipp von Sponheim, der von König Ottokar II unterstützt wurde, gefangen genommen und konnte erst nach einjähriger Haft nach Piber zurückkehren, wo er nach zehnjährigem Siechturm verstarb. Im späteren 13. und im 14. Jahrhundert diente Piber als reiche Pfründe für die Versorgung von Adeligen. 1311 wurde der wegen seiner Grausamkeit gegenüber seinen Untertanen berüchtigte Konrad von Wallsee von aufgebrachten Bauern erschlagen. Der Streit um die Pfarre und die Herrschaft Piber zwischen dem Stift St. Lambrecht und dem Bischof von Seckau zog sich bis 1414 hin. Danach wurde hier ein Probsteihof errichtet, in dem das Verwaltungszentrum für den gesamten Herrschaftsbereich des Stiftes in der Weststeiermark untergebracht wurde. Der Bischof von Seckau wollte jedoch nicht die für ihn negativen Entscheidungen des Herzogs Ernst und des Papstes akzeptieren. Er verzichtete erst 1492 endgültig auf Piber. Ein neuer Streit zwischen dem Stift und den Holleneggern konnte gar erst im 17. Jahrhundert beigelegt werden.

Die Verwaltung der Herrschaft war schon lange an weltliche Adelige übergeben worden. Wie in Österreich weitgehend üblich, waren diese im 16. Jahrhundert aber vorwiegend Protestanten, was immer wieder zu Schwierigkeiten mit dem Stift St. Lambrecht führte. Zeitweise versuchten auch die protestantischen Adeligen der Umgebung ihre selbstbewussten Forderungen mit Waffengewalt durchzusetzen. So bedrohten 1586 Wolf von Saurau, Georg Bernhard von Herberstein und Christof Georg von Khollenburg mit Fußvolk und Reiterei das Schloss. Dabei wurden die zur Herrschaft gehörenden umliegenden Felder zerstört. 1596 entschloss sich das Stift, die Verwaltung dem Hans Stübich aufzukündigen und die Herrschaft selbst zu bewirtschaften. Der heutige Bau wurde in den Jahren 1696 bis 1728 wohl nach Plänen des italienischen Architekten Domenico Sciassia errichtet. Das Schloss diente als Sommerrefugium der Äbte und ihrer Mönche. Als St. Lambrecht 1786 aufgehoben wurde, gelangte Piber in den Besitz des staatlichen Religionsfonds. Aus einem Besitzverzeichnis aus dem Jahr 1792 geht hervor, dass damals zur Herrschaft 405 zinsbare Häuser mit etwa 3.000 Einwohner und 3.663 Schafen gehörten. Bereits 1798 wurde hier ein Gestüt zur Aufzucht von Militärpferden eingerichtet. Ab 1867 wurde das Schloss dem k. u. k. Landwirtschaftsministerium unterstellt. Nach dem Ersten Weltkrieg verlegte man die Lipizzanerzucht 1919 aus dem slowenischen Lipizza hierher. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gestüt nach Hostoun in Tschechien verlagert. Unter dem Schutz von General Patton gelangte es beim Kriegsende nach Oberösterreich. Schließlich kamen die Lipizzaner 1952 wieder nach Piber zurück. Seit damals ist im gepflegten Schloss die Gestütsverwaltung untergebracht. 2003 fand hier die steirische Landesausstellung „Mythos Pferd“ statt. Im Arkadenhof finden häufig Konzerte statt. Die Repräsentationsräume können für kulturelle Zwecke gemietet werden.

Schloss und Kirche liegen auf einem niedrigen Hügel, der mit relativ steilen und zum Teil künstlich abgeböschten Hängen abfällt. Lediglich nach Norden hin musste das Schloss durch einen breiten Graben zusätzlich geschützt werden. An die ehemalige Wehranlage erinnern nur noch einzelne Stützmauern. Es ist ein stattlicher barocker Bau mit einem fast quadratischen Grundriss. Vier regelmäßige dreigeschossige Flügel begrenzen einen großen Arkadenhof. Sie sind mit dreiachsigen Eckrisaliten ausgestattet. Die Fassaden werden durch gemalte, über alle Geschosse reichende Pilaster gegliedert. Die Fenster sind mit ebenfalls gemalten Umrandungen versehen. Zierfelder unterhalb der Fenster trennen die einzelnen Geschosse horizontal. Das Schloss hat ein Haupt- und ein Seitenportal. Ein Chronogramm über dem Haupttor an der Westfront weist darauf hin, dass der Neubau 1728 fertig war und als Bauherren die Äbte Franz von Kaltenhausen und Anton Strotz fungierten. Im Inneren haben sich nur wenige historisch ausgestattete Räume erhalten. Einige Säle im Südflügel sind mit barocken Stuckdecken vom Anfang des 18. Jahrhunderts ausgestattet. Bemerkenswert ist der große Festsaal, der mit zahlreichen Wappendarstellungen geschmückt ist.

Lage: Steiermark/Südweststeiermark – ca. 2 km nordöstlich von Köflach

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


01.04.2007