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Säusenstein


Säusenstein diente 455 Jahre lang als Kloster und nur etwa 180 Jahre als Schloss. Es wurde 1334 von Eberhard III von Wallsee als Zisterzienserkloster gegründet. Bereits zwei Jahre später wurde es dem Kloster Wilhering einverleibt. Es führte den Beinamen Gottestal (Vallis dei). Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts ließen es die Äbte rechtzeitig stark befestigen, so dass die türkischen Streifscharen weder 1529 noch 1683 einen ernsthaften Angriff wagten. Was die Türken nicht vermochten, erreichte aber 1703 ein verheerender Brand. Das Gebäude wurde schwer beschädigt, was zu seiner barocken Erneuerung unter den Äbten Malachias I und Malachias II führte. Als Architekt wird ein Baumeister aus der Umgebung Prandtauers vermutet. 1760 konnte Abt Andreas die Arbeiten beenden, doch bereits 1789 kam es unter Kaiser Josef II zur Aufhebung des Klosters. Von 1796 bis 1800 diente Säusenstein als Militärlazarett, was die Franzosen aber nicht daran hinderte, 1801 die Stiftskirche zu plündern und niederzubrennen. Bis 1815 wurde die Herrschaft durch den Abt von Seitenstetten für den Religionsfonds verwaltet. Dann unterstand sie der Staatsgüteradministration. 1825 erwarb Jacob Franz Bernclau die leer stehenden Klostergebäude. Erst seit damals kann man den Bau als Schloss bezeichnen, wenn er auch bereits seit 1760 wie ein solches wirkte. 1829 kaufte die Familie Lugano die Herrschaft. Sie ging 1847 an den Wiener Arzt Friedrich Ritter von Lichtenfels über. Als 1856 die Westbahn gebaut wurde, musste die westliche Hälfte des Schlossareals geopfert werden. Um 1900 waren Hermann und Julius Jungmichel die Schlossherren. Auf sie folgte die Familie Edletitsch. Danach ging das Schloss in das Eigentum des österreichischen Finanzministeriums über. Das Gut wurde von den Bundesforsten verwaltet und das Schloss in Mietwohnungen aufgeteilt. Heute befindet es sich wieder in Privatbesitz und ist teilweise restauriert.

Das Schloss ist seit 1856 nur mehr ein Torso, wenn auch noch von beträchtlicher Größe. Ursprünglich umschlossen die einstigen Klostertrakte zwei Höfe. Erhalten ist vor allem der bergseitige Osttrakt. Seine zur Donau gerichtete Fassade hat einen dreizehnachsigen dreigeschossigen Mittelteil, an den drei- bzw. vierachsige Seitenteile anschließen. Sie bildeten einst die Verbindung zum nicht mehr existenten Westflügel und wurden bei dessen Abriss stark gekürzt. An die Eleganz des ehemaligen Barockklosters erinnert vor allem die nördliche Schmalseite des Ostflügels. Sie wurde vor etlichen Jahren restauriert. Auf ihr genutetes Erdgeschoß folgen zwei Obergeschosse. Darüber befindet sich ein Attika-ähnlicher Aufsatz, hinter dem das hohe Walmdach sich erhebt. Die dreiachsige Fassade wird durch große Doppelpilaster gegliedert. Wie üblich diente der erste Stock als Beletage, was noch an den großen Fenstern zu erkennen ist. Von den fast durchwegs gewölbten Innenräumen sind vor allem das Sommerrefektorium der Mönche (Speisesaal) aus der Zeit von 1730 im Erdgeschoß und das Winterrefektorium (um 1760) im ersten Obergeschoß bemerkenswert. Beide Räume sind mit Bandlwerkstuck geschmückt. 1987 wurde südlich des Sommerrefektoriums ein spitzbogiger Triumphbogen der ehemaligen Kapitelsaalkapelle freigelegt. Das Schloss ist durch einen niederen Bauteil mit dem Rest der 1801 abgebrannten großen „Schlosskirche“, die ja zuvor eine Klosterkirche war, verbunden. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert. Erhalten ist der gotische Chorteil, der heute als Theresien-Kapelle benützt wird. Jenseits der Bahn verläuft am Donauufer noch ein Rest der einstigen Wehrmauer, an den ein kleiner Rechteckturm, das sog. Prälatenstöckl, angebaut ist.

Lage: Niederösterreich/Donau – ca. 6,5 km nordöstlich von Ybbs an der Donau

Besichtigung: nur von außen möglich, die Kirche ist jedoch meist geöffnet


Weitere Literatur:


27.03.2007