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Kemmelbach - Schloss Neudenburg


Der Ort Kemmelbach wird unter dem Namen Cheminatenbach bereits um 1100 urkundlich genannt. Von einem Schloss ist jedoch noch lange keine Rede. 1330 befand sich Kemmelbach im Besitz von Chalhoch dem Hauser. Dieser verpfändete damals seinen dortigen Hof an seinen Cousin Ulrich dem Hauser. 1390 verkaufte Wilhelm der Hauser das Gut an Otto von Zelking. In den nächsten 200 Jahren findet man kaum Nachrichten über die kleine Herrschaft. Erst 1591 sind die Eigentümer wieder bekannt. Es handelt sich um die Erben des Grafen Ortenburg. Der Ansitz wurde im 16. und 17. Jahrhundert zu einer Vierflügelanlage ausgebaut und Neudenburg genannt. 1675 überließ ihn Ludwig Graf von Hohenegg seiner Schwester Rebekka von Kunitz. 1681 folgte Johann Georg von Kaiserstein. Über Maria Theresia Freiin von Kaiserstein gelangte Kemmelbach an ihren Gatten Karl Friedrich von Gabelkoven. 1755 wurde die Herrschaft an Johann Karl Schifer Freiherr von Sonderndorf verkauft. Aber bereits 1760 gelangte sie durch Kauf an Wolf Augustin Engelbert Graf Auersperg. Dessen Sohn Xaver veräußerte Schloss Neudenburg 1788 an Heinrich Georg Königsberger. Als es 1789 Paul Hayder übernahm, kam es zu etlichen Renovierungsarbeiten. Damals erhielt auch die Schlosskapelle ihre Messlizenz. Zu den im 19. Jahrhundert rasch wechselnden Besitzern zählten Eleonora von Pelser (1797), Johann Ludwig Laveran Edler von Hintzberg (1808) und Adolf Graf Barthenheim (1811). Friedrich von Rohmann, dem das Schloss 1813 gehörte, ließ den Straßentrakt und die Seitenflügel abreißen. Angeblich mussten die Bauten weichen, da Rohmann glaubte, in ihren Mauern einen Schatz zu finden. Der verbliebene Gartentrakt wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder erweitert. 1885 war der Hochschulprofessor Adolf Ritter von Liebenberg de Zsittin Eigentümer von Neudenburg. 1913 gehörte es dem Grafen Wolfgang von Walterskirchen, der etliche Ausbauarbeiten vornahm. In den Jahren 1927 bis 1967 diente das Gebäude als Kloster des Dominikanerinnenordens. Danach besaß es Monsignore Viktor Dudzinski bis 1985. 1986 übernahm die Marktgemeinde Neumarkt/Ybbs das Schloss und stellte es dem Verein Lebenshilfe Kemmelbach zur Verfügung, der hier einen Kindergarten und ein Behindertenheim betreibt.

Das von einem Park umgebene Schloss Neudenburg ist von der durch Kemmelbach führenden Bundesstraße 1 nur durch eine Parkmauer getrennt. Sein historistisches Äußeres hat mit dem Vischer-Stich von 1672 nichts Gemeinsames. Die Anlage besteht heute aus drei Gebäuden. Unmittelbar an der Straße liegt im Nordosten ein quadratisches zweigeschossiges Stöckl mit Pyramidendach. Der Bau weist an jeder Front zwei Fensterachsen auf. Im Inneren befinden sich vier gleichgroße Zimmer. Der Bau wurde als Kanzleigebäude benützt. An seiner Südwestecke ist ein zweigeschossiger runder Treppenturm mit Kegeldach angebaut. Er ist etwas niedriger als das anschließende Stöckl. Das eigentliche Schloss ist ein langgestreckter zweigeschossiger Kastenbau mit zweiachsigen Seitenrisaliten. Aus der Mitte der Schauseite tritt ein dreigeschossiger einachsiger Torturm leicht vor. Seine Ecken sind mit einer aufgeputzten Zierquaderung versehen. Über dem rundbogigen Eingangstor springt ein von einem Schmiedeeisengitter begrenzter Balkon vor. Die beiden Turmfenster werden von biedermeierlichen Rundbögen abgeschlossen. Der Dreiecksgiebel über dem Gesims wird von zwei Steinvasen flankiert. Die quadratische Giebelnische ist mit einer bemalten Blechtafel verschlossen, die Christus mit einem Kind (um 1900) zeigt. Das Erdgeschoß des Turmes sowie die anschließenden Räume sind kreuzgratgewölbt. Sie stammen noch aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Rückseite des Gebäudes wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch einen zweigeschossigen Anbau verändert. Sein Erdgeschoß ist in Lauben geöffnet. In einem apsisartig vorspringenden Raum des Obergeschosses wurde 1904 die neue Schlosskapelle eingerichtet. Sie ist an den hohen Rundbogenfenstern erkenntlich. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude liegen im Südwesten des Schlosses.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 2 km südlich von Ybbs

Ort/Adresse: 3373 Kemmelbach, Hauptstraße 36

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.03.2007