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Külml (Külbl)


Im 14. Jahrhundert errichteten die Stubenberger hier einen Ansitz und ließen ihn von ihren Dienstleuten verwalten. So saß hier 1352 ein Dietlein am Kulm und 1361 Perchtold der Gibel. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts fiel Külml anlässlich der Stubenberger Erbteilung von 1381 an Otto und dann 1396 an seine Brüder Wulfing und Jakob von Stubenberg. Ihre Verwalter nannten sich nach Chulm. Auf die Chulmer folgte die Familie Draxler, ein anderes Stubenberger Dienstmannengeschlecht. 1550 besaß Mert Draxler das Lehen. Er nannte sich auch Külblein. Seine Frau und seine Tochter starben an der Pest. Sein Erbe Siegmund Draxler konnte das verschuldete Gut erst nach einem längeren Rechtsstreit mit den Gläubigern übernehmen. 1580 erwarb Maria Anna Staigerin die Herrschaft, die nun bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts mehrmals die Besitzer wechselte. Georg Dietrich Freismuth veräußerte sie 1650 an das Stift Pöllau. Propst Michael Joseph Maister ließ den noch mittelalterlich wehrhaften Hof in den Jahren 1688 bis 1698 in ein fast italienisch anmutendes Landschloss umbauen und gediegen einrichten. Es diente den Augustinerchorherren als Sommerfrische. Nachdem das Stift 1782 unter Kaiser Josef II aufgelöst worden war, gelangte Külml vorübergehend in Staatsbesitz. Zur Herrschaft gehörten damals ca. 800 Untertanen. 1800 kaufte der bürgerliche Seifensieder, Josef Oettl aus Gleisdorf, den Ansitz. Auf einem neuerlichen raschen Besitzerwechsel folgte 1811 Ferdinand Reichsfreiherr von Gudenus. Seine Nachkommen übergaben das Schlösschen 1954 dem Steiermärkischen Kinderrettungswerk in Graz. Es wurde 1958/60 restauriert und als Kindererholungsheim verwendet. 1978 erwarb es Ing Walter Harwalik, der es gelegentlich für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stellte. Eine neuerliche Restaurierung ist derzeit im Gange. Sie erfolgt durch den neuen Eigentümer, die List Holding GmbH.

Das gut erhaltene Schloss liegt auf einer niederen Anhöhe - dem Kleinen Kulm bzw. dem Külml – über dem Feistritztal. Diese fällt an drei Seiten relativ steil ab. Der einstige Graben, der das Schloss vor allem im Süden, vom dort ansteigenden Gelände trennte, ist heute verschwunden, ebenso die Wehrmauern und die drei starken Ecktürme. Auch die davor liegenden regelmäßigen Basteien sind nicht mehr erhalten. Die Türme und sonstigen Wehrbauten wurden schon im 18. und 19. Jahrhundert abgebrochen. Das Schloss ist ein viereckiger, zweigeschossiger, regelmäßiger Bau, der einen rechteckigen Pfeilerarkadenhof umgibt. Es wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Rochus Orsolino begonnen und nach einem Streit zwischen ihm und dem Propst ab 1692 vom Baumeister Josef Schmerlaib aus Leibnitz fertig gestellt. Die Innenausstattung besorgte der Italiener Antonio Maderni. Ältester Bauteil ist der Westtrakt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Seine Hoffront weist als einzige keine Arkaden auf, dafür aber zwei Renaissanceportale. Die im Osten liegende Hauptfront wird durch einen kleinen Dachreiter (mit Zwiebelhelm und Uhr) über der Einfahrt betont. Ihre äußeren zwei Fensterachsen sind jeweils risalitartig vorgezogen. Das in der Mitte liegende zweifärbige Rustikaportal ist mit 1698 bezeichnet. Es weist als Schmuck einen Sprenggiebel und darin ein Steinwappen des Propstes Johann Ernst von Ortenhofen (1698) auf.

Der Rauchfang am Osttrakt ist mit 1689 datiert. Die 15-achsige Seitenfront wird wie die übrigen Fassaden durch flache Pilaster vertikal und ein durchlaufendes Putzsims zwischen den beiden Geschossen horizontal gegliedert. Die Fenster sind mit geraden Verdachungen versehen. Sowohl oberhalb als auch unterhalb der Fenster sind bemalte Zierfelder als Dekor angebracht. Im Inneren hat sich noch einiges aus der wandfesten Originalausstattung erhalten. Der nordöstliche Eckraum fungierte im 18. Jahrhundert als Speisesaal der Chorherren. Seine Stuckdecke ist mit Freskenkartuschen von Antonio Maderni von 1690 und mit dem Stuckwappen des Propstes Michael Joseph Maister geschmückt. Auch in der ehemaligen Bibliothek gibt es eine Stuckdecke sowie klassizistische Wandmalereien. Das Mittelfresko der Decke stellt den musizierenden Apoll dar. Es ist mit A. M. F. signiert und mit 1690 datiert. An einer Wand erkennt man eine alte Ansicht des Schlosses. Die 1701 dem Hl. Antonius von Padua geweihte Kapelle ist nicht mehr vorhanden. Die Wirtschaftsgebäude wurden 1759 errichtet. Zur Herrschaft gehörte auch die dem Hl. Ulrich geweihte Kapelle im Wald oberhalb des Schlosses. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, wurde aber in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts barockisiert. Vom gotischen Bau ist noch das spitzbogige Westportal vorhanden. 1970/71 wurde sie renoviert.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 11 km nordöstlich von Weiz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.03.2007