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Randegg - Herrenhaus


In den Jahren zwischen 1201 und 1225 werden Otto und Heinrich von Randegg in verschiedenen Urkunden immer wieder als Zeugen genannt. Sie lebten aber natürlich nicht in dem hübschen spätklassizistischen Herrenhaus beim Bahnhof, sondern am Hausberg, der im Westen das Ortsbild beherrscht. Randegg war ein Lehen des Bistums Freising, doch weigerte sich Adelheid von Reinsberg nach dem Tod ihres Gatten Engelschalk, die Burg dem Bischof zurückzugeben. Sie durfte sie schließlich bis an ihr Lebensende behalten. Bald danach scheinen die Zinzendorf auf Niederhausegg als Lehensträger auf. In einer Fehde zwischen Reinprecht IV von Wallsee und Christian von Zinzendorf wurde die Feste Randegg 1412 zerstört, musste aber schließlich den Zinzendorfern wieder übergeben werden. 1539 waren die Wehranlagen bereits verfallen. Heute ist nur mehr der Burgstall mit seinen Erdwällen zu erkennen. Das aufgehende Mauerwerk ist längst verschwunden. Das Herrenhaus stammt in seiner heutigen Form aus dem 19. Jahrhundert, geht aber auf einen Bau zurück, der bereits vor 1470 erwähnt wird. Die Jahreszahl 1847 an der Eingangstür weist auf den entscheidenden Umbau hin. Es diente als Wohnsitz des Hammerherrn Daniel Peyerl, der den benachbarten Streckhammer betrieb. Der steirische Gewerke Vinzenz Huber war ein Freund Erzherzog Johanns und dessen Trauzeuge. Sein gleichnamiger Sohn erwarb 1850 in Randegg einige kleinere Betriebe und stellte sie auf die Produktion von Sensen um. Durch Heirat gelangten diese 1871 an die Familie Pötsch. 1913 wurden die Hämmer in die Steirische Sensen AG eingebracht, die auch das Herrenhaus übernahm. 1924 ersteigerte es Vincentius Petermann aus Randegg, der das bereits stillgelegte Hammerwerk in ein Sägewerk umwandelte. 1945 benutzte die russische Besatzungsmacht das Herrenhaus als Ortskommandantur. Neuerlich durch Heirat kam das Gebäude 1963 an die Familie Mosser, die noch heute in der Umgebung mehrere holzverarbeitende Betriebe besitzt und das Herrenhaus bewohnt. Es wurde in den letzten Jahren fachgerecht restauriert und ist wieder zu einem Schmuckstück des Ortes geworden.

Das Herrenhaus liegt am südlichen Ortsrand von Randegg, am rechten Ufer der Kleinen Erlauf. Es verschwindet fast hinter den riesigen Holzstapeln des Sägewerks. Der zweigeschossige Dreiseithof ist mit einem stattlichen Walmdach gedeckt. Besonders elegant ist die Fassadierung der siebenachsigen Westfassade. Ihr dreiachsiger Mittelrisalit tritt nur wenig vor. Im Gegensatz zu den übrigen glatten Fassaden ist der Mittelrisalit genutet. Die Fenster hier sind größer als die übrigen und rundbogig. Der mit einer hübschen Uhr geschmückte Dreiecksgiebel wird von einer Ziervase gekrönt. Die bereits etwas verblasste Giebelmalerei zeigt Hermes und Hephaistos. Sie weist damit auf das Handwerk des Hausherrn und die Wichtigkeit des Handels mit den von ihm produzierten Gütern hin. Die rundbogige Eingangstür befindet sich in einem kleinen Vorbau, der eine Altane trägt. Das Türblatt ist original. Die Fenster des Erdgeschosses sind noch zum Teil mit den ursprünglichen Schmiedeeisengittern der Erbauungszeit versehen. An der fünfachsigen südlichen Schmalseite führt ein Rundbogentor in den Hof. Die Anlage der Innenräume wurde im 20. Jahrhundert verändert. Auch die Einrichtung wurde erneuert. Lediglich ein alter Kachelofen ist noch von der Originalausstattung erhalten. Der Stiegenaufgang in das Obergeschoß wird um vier hohe Pfeiler herumgeführt. Da mit dem Herrenhaus einst auch ein landwirtschaftlicher Betrieb verbunden war, befanden sich im Hof Stallungen und Wirtschaftsräume. Vor dem Gebäude liegt ein Garten, der sehr gut zur klassizistischen Fassade des Hauses passt.

Lage: Niederösterreich/Eisenwurzen – ca. 17 km westlich von Scheibbs

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.03.2007