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Maishofen - Kammer


Zwar werden die Herren von Kammer seit 1276 urkundlich erwähnt, doch dürften sie mit dem gleichnamigen Ansitz in Maishofen nichts zu tun gehabt haben. Von diesem wird erst 1466 berichtet. Er war damals ein Bauernhof und gehörte zur Herrschaft des Polykarp Hunt auf Dorfheim bei Saalfelden. Die 1711 verfasste Chronik der Familie Kuen berichtet, dass 1582 der Freiherr Dietrich von Kuen-Belasy die zwei Güter des Kammerhofes dem Peter Kammerer und dessen Schwiegersohn abgekauft hatte. Er konnte das bisherige Lehen der Familie Hunt ablösen und besaß Kammer bald als freies Eigen. Er gilt als Erbauer des Ansitzes und der Kapelle. Letztere wurde 1617 geweiht und dürfte kurz davor errichtet worden sein. 1711 wurden der oberste Stock des Wohngebäudes und ein Teil der Kapelle durch einen Brand zerstört. Kammer blieb jahrzehntelang eine Ruine. Eine geplante Verlegung der Kapelle wurde von den Zeller Bürgern verhindert, so dass diese um 1713 am gleichen Ort erneuert wurde. Dietrichs Urenkel Max Johann Preisgott Graf Kuen-Belasy verkaufte 1722 die beiden benachbarten Herrschaften Kammer und Prielau an die Bischöfe von Chiemsee. Diese ließen beide durch ihre auf Schloss Fischhorn sitzenden Pfleger verwalten. Das Schloss wurde in vereinfachter Form wieder aufgebaut, wobei das noch gut erhaltene spätgotische Erdgeschoß mitverwendet wurde. 1785 wurde Josef Neumayer Pächter des Gutes. Nach der 1807 erfolgten Säkularisierung des Bistums konnte er es 1812 von der bayerischen Finanzkammer im Zuge einer Versteigerung erwerben. Die Familie Neumayer blieb bis heute Eigentümer des Ansitzes. Er wurde 1994 umfassend restauriert und dient nunmehr als Landgasthof bzw. als Schlosshotel.

Das Schlösschen liegt am Ostrand von Maishofen, am Fuß der westlichen Berglehne des Zellerbeckens. Seit seinem Umbau im 18. Jahrhundert wirkt es - vor allem an seiner Vorderseite - wie ein stattlicher Salzburger Bauernhof. Vor dem Herrenhaus befindet sich eine große Wiese, die von einer aus Bruchsteinen erbauten Mauer begrenzt wird. Ihre Türmchen und Zinnen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Sie sollen einen Wehrcharakter vortäuschen, den Kammer vermutlich nie gehabt hat. Die Zufahrt erfolgt durch einen einfachen spätgotischen Torbogen. Das Schloss liegt im Osten. Sein niederes Steingewände-Portal weist einen geraden Sturz auf. Darüber ist ein Familienwappen aus dem 19. Jahrhundert angebracht. Über ihm befindet sich ein auf zwei Konsolen ruhender Balkon. Links über ihm ist unter der Dachtraufe eine Uhr angebracht. Die Gebäudeecken werden durch schräge Stützmauern verstärkt. An der Südfront springt ein schmaler Treppenturm halbkreisförmig vor. Auf dem flachen Satteldach sitzt ein kleines Glockentürmchen. Im spätgotischen Erdgeschoß haben sich zwei Gratgewölbe mit je einer Mittelsäule erhalten. Die Schlosskapelle ist unmittelbar an die dem Berg zugekehrte Gebäuderückseite angebaut. Sie ist etwas überhöht und überragt das Schlösschen ein wenig. An den runden Chor ist eine kleine Sakristei angeschlossen. Die Kapelle ist vom breiten Mittelflur des ersten Obergeschosses aus zugänglich. Ihre schmale Empore kann vom zweiten Stock aus betreten werden. Die flache Decke zeigt einen Stuckspiegel. Der Altar ist eine Nachbildung des 1863 an die neu erbaute Pfarrkirche von Maishofen abgegebenen Altares. Das Altarbild zeigt Maria Heimsuchung. An die nördliche Umfassungsmauer ist ein spätgotischer Stall angebaut. Er zeigt in seinem Erdgeschoß zwei Reihen von schlanken Säulen, die ein dreischiffiges spitzbogiges Gratgewölbe aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts tragen. Dieser große Saal ist heute in den Restaurantbetrieb integriert.

Lage: Salzburg/Pinzgau – ca. 7 km nördlich von Zell am See

Ort/Adresse: 5751 Maishofen, Kammererstraße 22

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.schlosskammer.at


Weitere Literatur:


11.03.2007