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Wieselburg - Perzelhof


Angeblich geht der Name Perzelhof auf eine ungarische Adelsfamilie gleichen Namens zurück, die bereits 1243 erwähnt wird. In der Zeit des Mongolensturmes flüchtete sie in das heutige Österreich, ging aber später wieder nach Ungarn zurück. Allerdings gibt es keine urkundlich gesicherten Nachrichten, dass diese Familie jemals hier gewohnt hat. Erster geschichtlich fassbarer Besitzer des Hofes war Otto von Randegg, der 1229 urkundlich erwähnt wird. Den Herren von Randegg gehörte der Hof zumindest bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dann schweigen die Geschichtsquellen für längere Zeit. Erst 1672 wird erwähnt, dass das von Georg Matthäus Vischer gezeichnete Schloss Ferdinand Geymann gehörte. 1726 verkaufte der Erblandjägermeister Leopold Karl Freiherr von Zinzendorf das Gut an Emerenzia Sophia Gräfin Auersperg. Der 1740 als Käufer genannte Johann Rudolf Freymann d. J., Edler von Randegg, dürfte kein Nachkomme des Otto von Randegg gewesen sein, sondern aus einer Familie aus Bayern stammen. 1796 ging der Perzelhof an Franz Xaver della Torre und seine Gattin Theresia über. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wechselten die Besitzverhältnisse mehrfach. 1802 wird Martin Zipelly, Edler von Zindelstein, genannt. 1805 kam der Hof an die Gräfin Theresia von Bouquoy, die ihn bereits im nächsten Jahr an die Fürstin Josepha von Khevenhüller-Metsch verkaufte. Seit 1820 versuchte sie Kaiser Franz II (I) für einen Ankauf zu interessieren. Drei Jahre später erwarb der Kaiser schließlich den Ansitz für den k. k. Patrimonialfonds. Im Perzelhof wurde die Zentralkanzlei aller Patrimonalgüter des Mostviertels untergebracht. Zu diesem Zweck musste er 1824/25 umgebaut und erweitert werden. Nachdem die kaiserlichen Güter an die Republik Österreich gefallen waren, gelangte der Ansitz als „Waldbauhof Wieselburg“ an die Österreichischen Bundesforste. Heute ist er weitgehend vermietet.

Der Ansitz liegt im Ortsteil Zeil von Wieselburg. Er stammt im Kern aus dem 16./17. Jahrhundert. Vergleicht man den heutigen Bau mit dem Vischer-Stich von 1672, so zeigt sich, dass das Äußere zwar etwas vereinfacht worden war, aber doch weitgehend unverändert geblieben ist. Nicht mehr vorhanden ist lediglich der Wehrgang mit seinen Schießscharten im obersten Geschoß. Die Türme sind heute im Gebäude integriert. Obwohl die Außenfronten recht einheitlich wirken, besteht der hakenförmige Ansitz aus mehreren aneinander gereihten Gebäuden. An das dreigeschossige fünfachsige Hauptgebäude schließt ein ebenfalls dreigeschossiger, aber nur einachsiger Bauteil mit einem quergestellten Dachfirst an. Auf ihn folgt etwas abgewinkelt ein zweigeschossiger Bau mit drei Fensterachsen. Hofseitig sind weitere Anbauten vorhanden. Besonders fensterreich ist die Westfront mit ihren geländebedingt abnehmenden Geschoßhöhen. Die betont schlicht gehaltenen Fassaden werden nur durch Putzstreifen sparsam gegliedert. Sie stammen aus der Zeit des Umbaues unter Kaiser Franz II (I). Das barocke Rundbogenportal an der Straßenfront weist ein einfaches genutetes Steingewände auf. Der Straßentrakt ist mit einem hohen Walmdach versehen. In den beiden Obergeschossen eines hofseitigen Bauteiles haben sich kurze vermauerte Rundbogenarkaden auf toskanischen Säulen bzw. gedrungenen Pfeilern erhalten. Sie stammen aus dem 16. Jahrhundert. Ein auf wuchtigen Steinkonsolen aufsitzender Holzbalkon ist mit 1561 bezeichnet.

Lage: Niederösterreich/Erlauftal

Ort/Adresse: 3250 Wieselburg an der Erlauf, Manker Straße 12

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


04.03.2007