ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Neuhaus (bei Stubenberg)


Die Burg wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts von den Grafen von Stubenberg erbaut. Um sie von ihrer 1269 im steirischen Adelsaufstand zerstörten Stammburg auf dem unweit gelegenen Kögerl zu unterscheiden, wurde sie als „Neues Haus“ bezeichnet. 1375 wird hier mit Hans von Neuhaus erstmals ein Adelssitz urkundlich erwähnt. Neuhaus wurde meist von Dienstleuten der Stubenberger verwaltet. Wie die meisten der zahlreichen Burgen der Oststeiermark hatte auch Neuhaus die Aufgabe, die Steiermark vor Einfällen der Ungarn und Türken zu schützen. Es gibt jedoch keine Berichte darüber, dass die Burg jemals ernstlich angegriffen oder gar erobert worden wäre. 1455 saß hier Hans Drachsler, der früher stubenbergischer Verwalter auf Kapfenberg war. 1506 kam Neuhaus an Sigmund Drachsler, dem 1541 die Burg abbrannte, wobei auch das Archiv vernichtet wurde. Bernhard Drachsler ließ die Anlage wieder aufbauen und modernisieren, wobei sie ihre endgültige Gestalt erhielt. Eine Sage weiß es allerdings anders. Sie berichtet von drei liederlichen Brüdern, die am Ostersonntag den dem Pfarrer gestohlenen Messwein tranken und das geweihte Osterfleisch ihren Hunden zum Fraß vorwarfen. Ein gewaltiger Blitzschlag traf daraufhin die Frevler und vernichtete die Burg, die danach niemand mehr aufbaute. Als 1613 Anna Maria Drachsler starb, gelangte die Burg über ihre Enkelin an Maria Rosina Isabella Freiin von Katzianer. 1663 erwarb Georg Andree Freiherr von Wurmbrand-Stuppach die Herrschaft. Auch er ließ an der Burg etliche Veränderungen vornehmen. Im 18. Jahrhundert wurde Neuhaus mit Schielleiten vereinigt, das ebenfalls der Familie Wurmbrand gehörte. Im Jahr 1800 löste ein Blitzschlag einen verheerenden Brand aus, der die Burg weitgehend zerstörte. Da die verwaltungspolitischen Aufgaben längst von Schloss Schielleiten übernommen worden waren, ließ man die Burg nicht mehr wiederherstellen. Sie verkam bald zur Ruine. 1809 erwarb der Verwalter von Schielleiten, Josef Ferdinand Grengg, die Herrschaft Neuhaus, die aber bereits acht Jahre später an den Reichsfreiherrn Ferdinand von Gudenus gelangte. 1982 erwarben die Grafen Vetter von der Lilie die Ruine. Zu diesem Zeitpunkt wuchsen im Palas auf den 5 m hohen Schutthalden bereits Bäume. Der Schutt wurde abtransportiert, ein neuer Dachstuhl aufgesetzt und der Wohntrakt weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Im dritten Stock des Gebäudes wurden Ferienwohnungen eingerichtet, die im Sommer gemietet werden können.

Die Burg liegt hoch über der Feistritzklamm auf einem Ausläufer des Rabenwaldes zwischen den Orten Stubenberg und Anger. Der Bergrücken fällt an drei Seiten, teilweise mit Felswänden, steil ab. Neuhaus ist eine typische turmlose Hausburganlage, die später nur wenig verändert wurde. Sie ist in Bruchsteinmauerwerk errichtet worden. Der mächtige Palas liegt im Norden des Burgareals. Seine Grundfläche beträgt etwa 30 x 12 m. Auf den vier Wohngeschoßen sitzt ein hohes Dachgeschoß. Der Palas weist eine Mauerstärke bis zu drei Meter auf. Fensteröffnungen gibt es nur an der sturmfreien Süd- und Ostseite. An der Nordseite gibt es einige Lichtschlitze. Jedes Stockwerk war in vier etwa gleich große Räume aufgeteilt, die durch ein zentrales Stiegenhaus zugänglich waren. Charakteristisch für Neuhaus ist die der westlichen Schmalseite vorgebaute 32 m hohe Schildmauer, die bis zu 4,5 Meter dick ist. Sie reicht bis zur Höhe des Dachfirstes und war erforderlich, um die durch das anschließende Gelände gegebene Überhöhung auszugleichen. Nach Süden hin erstreckt sich ein rechteckiger Hof. Außer vom Palas wird dieser von zwei einstöckigen Nebengebäuden begrenzt. In einem dieser Gebäude befand sich ursprünglich das Verließ sowie die gotische Kapelle. Vom Hof führt eine einst überwölbte Treppe zum Eingang des Palas. Gegen das nordwestliche Bergland war die Anlage durch einen breiten und tiefen Graben, sowie durch eine Wehrmauer gesichert. Hier liegt das Rundbogenportal aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Darüber ist eine vorkragende Wehrgalerie angebracht. Die Wappen über dem Tor sind jene des Bernhard Drachsler und seiner Gattin Lucia Mürzer zu Moos. In einer Hofecke befindet sich eine 13 m tiefe Zisterne. Bis zur letzten Restaurierung war sie völlig mit Schutt gefüllt. Beim Ausräumen fand man den alten steinernen Brunnenkranz von 1570. Auch zwei Wappen wurden entdeckt, die mit jenen am Burgtor identisch sind. Ein Teil der Zwingermauern blieb erhalten und wurde von den jetzigen Eigentümern restauriert.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 10 km südöstlich von Anger

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.02.2007