ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Limberg


Vermutlich war der Schlosshügel bereits im ersten Jahrtausend besiedelt. Vorgänger des heutigen Gebäudes war ein Festes Haus, das gegen Ende des 12. Jahrhunderts auf salzburgisch-erzbischöflichen Grund errichtet worden sein dürfte. Es hatte noch keinen Turm und war wohl weitgehend aus Holz erbaut. Als Bauherren kommen vielleicht die Leibnitzer in Frage. Jedenfalls waren es Salzburger Ministeriale. Unter dem Namen Lindenperch wird in einer Urkunde von 1244 erstmals eine Burg erwähnt. Wie die meisten anderen Wehranlagen am Fuße der Koralpe dürfte auch sie die Aufgabe gehabt haben, den Übergang nach Kärnten zu sichern. 1279 gehörte ein Teil der Burg Hartnit von Leibnitz, der einen Viertelanteil an Otto, genannt der Ungenade, verkaufte. Diesem gelang es im nächsten Jahr im Einverständnis mit dem Salzburger Erzbischof von Haertlein von Vinchenstein die restliche Herrschaft zu erwerben und als freies Eigen zu behalten. Die Ungnad hießen eigentlich Weißenwolf. Sie waren eine alte fränkische Adelsfamilie, deren Mitglieder sich bereits 955 im Kampf gegen die Ungarn in der Schlacht am Lechfeld hervortaten. Den Beinamen Ungnad erhielten sie erst 1240 als Auszeichnung vom Kärntner Herzog Ulrich verliehen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verpfändete Otto Ungnad von Weißenwolf die Burg an den Bischof von Seckau, der sie 1300 schließlich kaufte. Bereits fünf Jahre später veräußerte das Bistum das Haus Lindenberch an Hartnid von Pettau, der es von Dienstmannen verwalten ließ. Diese nannten sich bald nach Lindenberg. Nach ihrem Aussterben um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die mit ihnen verwandten Metnitzer mit dem Lehen betraut. Bei diesen handelte es sich um ein Kärntner Adelsgeschlecht, dass sich allerdings zeitweise als Raubritter betätigte, worauf ihre Stammburg Trübenberg vom steirischen Landesherrn Rudolf III von Habsburg zerstört wurde.

1399 war Peter von Metnitz Lehensnehmer von Lindenberg. Er begründete die steirische Linie der Metnitzer. Als Friedrich von Pettau 1425 den Brüdern Wilhelm und Hans Metnitzer das Lehen übergab, gehörten zu ihm neben etlichen steirischen Gütern, Berg- und Fischrechten auch verschiedene Besitzungen in Kärnten. Nach dem Aussterben der Pettauer im Jahr 1438 wurden die Habsburger Lehensherren. Auch unter ihnen konnten die Metnitzer die Burg behalten. Andreas von Metnitz kaufte 1577 von Erzherzog Karl von Innerösterreich einen Großteil des Eibiswalder Landgerichtes, das danach nach Limberg verlegt wurde. Dies führte mit der Familie Galler, denen das benachbarte Schwanberg gehörte, zu Differenzen, die erst nach einem langen Rechtsstreit beendet werden konnten. Andreas von Metnitz war Vicedom der Steiermark und Kammerrat. Er war zweimal verheiratet. Beide Frauen brachten umfangreiche Güter in die Ehe ein. Durch weitere Zukäufe konnte er die Herrschaft stark ausbauen. Auch der bereits veraltete Wehrbau Limberg wurde in einen zeitgemäßen Renaissance-Ansitz umgebaut. Nach Andreas Ableben im Jahr 1590 fiel Limberg an die Kärntner Hauptlinie der Familie Metnitz. Ansprüche der Grafen Schernberg und Hagen konnten erst nach längeren Verhandlungen abgewiesen bzw. abgegolten werden. Der Vormund des 1602 noch minderjährigen Hans Christof von Metnitz verkaufte die Herrschaft an den polnischen Adeligen Kaspar Kempinski. 1629 mussten dessen protestantisch gesinnte Witwe Anna Elisabeth und ihr Sohn Niklas das Land verlassen. Der jüngere Bruder Andree war rechtzeitig zum Katholizismus übergetreten und konnte daher Limberg übernehmen. Er begann mit dem Umbau der alten Burg, geriet aber dadurch in hohe Schulden.

Seine Witwe Sophia musste die Herrschaft 1648 an Georg Christian Graf Saurau verkaufen, dem die benachbarte Herrschaft Schwanberg gehörte. Sophia durfte aber weiterhin im Schloss wohnen. Der 1662 bei Stainz von Bauern erschlagene Freiherr Georg von Kempinski dürfte sich bereits woanders angesiedelt gehabt haben. Graf Saurau behielt nur den größten Teil der von Bauern bewirtschafteten Herrschaftsgüter, während er das Schloss, den Meierhof und die Eigenwirtschaft an die mit den Kempinskis verschwägerte Maria Rosina von Falbenhaupt abgab. Nun wird die Besitzgeschichte etwas unübersichtlich. 1659 wurde die Herrschaft an den Verwalter von Limberg und Schwanberg, Martin Mayer, verpfändet und 1663 verkauft. Er starb jedoch bald danach. Seine Tochter und Erbin Christine war mit dem ständisch-landschaftlichen Rentmeisteramtsadjunkten Johann Ernst von Ortenhofen verheiratet. Dieser erhielt das – nach wie vor landesfürstliche – Lehen jedoch nicht zugesprochen, da Martin Mayer das Landgericht und andere Rechte bereits 1661 an Wolf Max Freiherr von Eibiswald verkauft hatte und dieser Anspruch auf das Lehen erhob. Der Streit eskalierte und endete 1671 als Johann Ernst von Ortenhofen auf der Fahrt nach Graz von Bedienten des Eibiswalders überfallen und fast erschlagen wurde. Lachender Dritter war Johann Urban von Grattenau, der 1661 das Schloss der Maria Rosina von Falbenhaupt abgekauft hatte. Grattenau hatte ein abenteuerliches Leben hinter sich. Immerhin hatte er es vom Bäckerssohn zum Adeligen und Kaiserlichen Rat gebracht. Er konnte sich mit Christine von Ortenhofen einigen und erhielt auch das Lehen zugesprochen. Johann Urban ließ einen groß angelegten Umbau des Schlosses durchführen.

Seine Erben verkauften die Herrschaft 1682 an Johann Heinrich von Jarizburg, der sie sofort in Besitz nahm. Er konnte zwar den Verkaufspreis nicht erlegen, wollte aber das Schloss auch nicht verlassen. Der rechtmäßige Eigentümer konnte dadurch die Herrschaft praktisch nicht übernehmen. Der Jarizburger demolierte mittlerweile das von ihm besetzte Schloss und verkaufte alles Brauchbare. Die vormals landwirtschaftlich genutzten Grundstücke wurden nicht mehr bewirtschaftet und verkamen. Erst 1720 gab Johann Heinrich von Jarizburg auf und verließ das bereits zur Halbruine gewordene Schloss. Ortenhofen erhielt 1730 nach 56-jährigemStreit das ersehnte landesfürstliche Lehen und konnte an einen Wiederaufbau denken. Er ließ seinen Herrschaftssitz prächtig ausstatten. 1781 erhielt sein Sohn Franz Xaver die päpstliche Messlizenz für seine Schlosskapelle. Zur Herrschaft gehörten damals 88 zinsbare Häuser. Sein Sohn Johann Nepomuk verkaufte 1820 Limberg an Johann I Fürst von und zu Liechtenstein, in dessen Familie es bis 1933 blieb. Dann gelangte es an das steirische Jugendhilfswerk, das bereits seit 1886 den zweiten Stock des Schlosses als Ferienheim nutzen durfte. 1938 erwarb die Steirische Versicherungs AG in Graz das Schloss und ließ die Innenräume modernisieren. Während des Zweiten Weltkriegs stand das Gebäude sowohl Familien für Urlaubsaufenthalte als auch für nationalsozialistische Schulungskurse zur Verfügung. Nach Kriegsende wurde Limberg zuerst von Bulgaren und dann von Tito-Partisanen besetzt und geplündert. 1948 erhielt die „Jugendhilfe“ ihr Ferienheim wieder rückgestellt. Heute gehört das Schloss dem Verein Steirische Jugendhilfe und wird als Pfadfinderzentrum genutzt. 135 Betten in 27 Zimmern stehen den Jugendlichen zur Verfügung. Die letzte Außenrestaurierung erfolgte 1960, doch könnten die Fassaden bereits wieder einen neuen Anstrich vertragen. 1977 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. 1992/93 diente es vorübergehend als Auffanglager für bosnische Flüchtlinge.

Das gut erhaltene Renaissanceschloss liegt in 516 m Höhe auf einem steil abfallenden Hügel, der zu den Vorbergen der Koralpe gehört. Es ist von ausgedehnten Mischwäldern umgeben. An drei Seiten bilden die relativ steil abfallenden Hänge einen natürlichen Schutz. Lediglich der kurze und schmale Rücken an der Bergseite bot einem möglichen Angreifer eine Chance. Der heutige Bau stammt vorwiegend aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Er entspricht noch weitgehend dem Vischer-Stich von 1681, ist jedoch etwas vereinfacht. Die talseitige Vorburg besteht aus dem mächtigen Torturm sowie zwei flankierenden Ecktürmen. Diese sind mit ihm durch Galerien verbunden. Die Vorburg weist über zwei Kellergeschossen ein Obergeschoß auf. Die wirkungsvolle barocke Doppelfreitreppe ließ Johann Ernst Karl von Ortenhofen um 1725 anlegen, wodurch der Vorburg ihre Wehrhaftigkeit genommen wurde. Sie ist mit dem Hauptschloss durch Wehrmauern verbunden. Während die heutige Zufahrt von Südwesten her durch ein schweres Einfahrtstor direkt in den Schlosshof erfolgt, war sie früher nur über eine steile Holzbrücke möglich, die zum Tor der Vorburg führte. Unter der Brücke verlief ein Graben. Zusätzlichen Schutz boten die durch Vierecktürme verstärkten Mauern, die sich am Berghang hinabzogen. Sie sind heute nur mehr in Resten vorhanden. Johann Ernst Karl von Ortenhofen war dieser Zugang zu unbequem. Er ließ den jetzigen Südwest-Eingang errichten. Die meisten Wehreinrichtungen sind heute verschwunden, doch macht das Schloss immer noch einen sehr stattlichen Eindruck.

Das Hochschloss ist ein großer viereckiger Bau, dessen dreigeschossige Flügel einen schmalen rechteckigen Hof umschließen. Dieser wurde 1990 mit einem Glasdach versehen. Die Hoffronten werden durch Pfeilerarkaden aufgelockert. Die einst prachtvollen Innenräume wurden im 20. Jahrhundert mehrfach verändert, doch haben sich im Rittersaal sowie im oberen Saal des Südtraktes Stukkaturen aus der Werkstatt des Alexander Serenio erhalten. Sie stammen aus der Zeit um 1666 und wurden zwischen 1979 und 1981 restauriert. Auch das „Bemalte Zimmer“ sowie einige Schlafräume sind mit schönen Stuckarbeiten geschmückt. Prachtvoll geschnitzte Renaissance-Türstöcke, die mit 1562 datiert sind, befinden sich heute im Schloss Hollenegg. Auch eine bemalte Kassettendecke kann man dort im "Blauen Zimmer" bewundern. Sie wurde 1556 von Georg Andreas von Metnitz in Auftrag gegeben. Da die Fürsten Liechtenstein ihren südsteirischen Hauptwohnsitz in Hollenegg hatten, statteten sie diesen mit Kunstwerken aus ihren übrigen Besitzungen aus. In den Stuckmedaillons des Rittersaales erkennt man Veduten mit Ansichten von Besitzungen des Chorherrenstiftes Pöllau in der Oststeiermark. Sie gehen auf Johann Ernst von Ortenhofen zurück, der einer der letzten Pröpste des Stiftes Pöllau wurde. Er war ein Bruder von Johann Ernst Karl, der die barocken baulichen Veränderungen am Schloss vornehmen ließ. Im „Bemalten Zimmer“ umrahmen Engelsköpfe und plump gereimte Inschriften bunte Bilder von steirischen Schlössern, vor allem der Riegersburg. Der Raum dürfte 1666 neu ausgestattet worden sein. Die Schlosskapelle liegt hinter den beiden schönen gekuppelten Renaissancefenstern über dem Rundbogenportal der Vorburg. Sie ist der Maria Immaculata geweiht. Das Altarblatt stellt jedoch Maria Himmelfahrt dar. Da die Kapelle dem Torturm angepasst ist, ist ihr Inneres quadratisch (ca. 4 x 4 m). Ihre Stuckornamente stammen ebenfalls aus der Serenio-Schule. Die sieben Wand- und vier Deckenfresken schuf der steirische Barockmaler Mathias von Görz 1722. Sie stellen meist verschiedene Heilige dar. In den Supraporten der gegenüber liegenden Türen sind die Wappen von Johann Ernst und Johann Ernst Karl von Ortenhofen zu sehen.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 12 km südlich von Deutschlandsberg

Besichtigung: nach Anmeldung möglich

Homepage: www.scout.at/schwanberg/startseite%20limberg.htm


Weitere Literatur:


27.02.2007