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Seehof


Das Gebiet um den Lunzersee war im 12. Jahrhundert ein landesfürstliches Ritterlehen, das die auf Niederhausegg sitzenden Herren von Stain hielten. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts befand es sich im Besitz des Marquard Preuhofen zu Steyr. 1340 kaufte es ihm Herzog Albrecht II ab und schenkte den Besitz drei Jahre später der von ihm gegründeten Kartause Gaming. Das Kloster errichtete hier eine Meierei mit zahlreichen Nebenbetrieben, zu denen auch eine Fischerei gehörte. Im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts wurde ein großer Meierhof erbaut, der zwischen 1600 und 1612 unter dem baufreudigen Prior Hilarius Danichius zum späteren Seehof ausgeweitet wurde. Er bildet noch heute den Kern zweier Schlossflügel. Nachdem 1782 das Kloster durch Kaiser Joseph II aufgehoben worden war, erwarben die Grafen Albert und Karl Festetics de Tolna die Herrschaft Lunzersee aus Staatsbesitz. Im 19. Jahrhundert war diese an den Hammerherrn Andreas Töpper verpachtet. 1897 erwarb Dr. Carl Kupelwieser das landtäfliche Gut Seehof-Hirschtal. Carl war ein Sohn des Biedermeier-Malers Leopold Kupelwieser. Seine Gattin Berta stammte aus der sehr vermögenden Familie Wittgenstein, die in Böhmen und Mähren mehrere Stahlwerke besaß. In den Jahren 1900 bis 1908 ließ Carl Kupelwieser den alten Meierhof nach Plänen von Richard Frauenfeld in ein großes neobarockes Schloss umbauen. Er begründete auch die Biologische Station Lunz, die zeitweise im Schloss untergebracht war und die er bis 1920 finanzierte. Der Seehof gehört noch heute der Familie Kupelwieser und wird bewohnt.

Das Schloss liegt unweit des Südendes des Lunzer Sees. Es ist ein großer Dreiflügelbau, der um einen nach Osten offenen Ehrenhof angeordnet ist. Die freie Seite wird von einem Schmiedeeisengitter begrenzt. Bemerkenswert ist das große Gittertor zwischen zwei mächtigen Steinpfeilern, auf denen schmiedeeiserne Laternen sitzen. In der Mitte des Hofes befindet sich ein neobarocker steinerner Brunnen. Alle drei Hofflügel sind dreiteilig. Sie sind ein Konglomerat verschiedener Baustile. Der Einfahrt gegenüber betont ein turmartiger Pavillon mit gebrochenem Pyramidendach die Mitte der Westfront. Ihm ist eine dreibogige gedeckte Auffahrt vorgebaut. Rechts und links schließen zweigeschossige Verbindungsbauten an, die große segmentbogige Fenster mit vielteiligen Rahmen zeigen. Sie führen um die Ecke zu den Seitentrakten. Die Fenster wurden erst später in die ursprünglichen korbbogigen Pfeilerarkaden eingesetzt. Der elfachsigen Gartenseite des Westtraktes ist ein übergiebelter dreiachsiger Mittelrisalit mit Terrasse und zweiflügeliger Freitreppe vorgesetzt. Im dreigeschossigen seeseitigen Flügel steckt der Meierhof vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Dieser Bauteil ist mit einem hohen Walmdach gedeckt. Über dem breiten, von Pilastern begrenzten Rundbogenportal ist ein stuckverziertes Doppelfenster angebracht. Ein kleines Türmchen mit Zwiebelhelm schließt den Mitteltrakt nach Westen hin ab. Das seeseitige Portal dieses Baues ist mit einer Loggia überwölbt, deren zweiachsige Arkaden eine offene Altane tragen. An diesen Trakt schließt ein wenig attraktiver zweigeschossiger Anbau vom Beginn des 20. Jahrhunderts, der im Erdgeschoß wohl Remisen oder Stallungen enthielt. Der gegenüberliegende zweigeschossige Schlossflügel ist ebenfalls dreiteilig. Auch bei seiner Errichtung wurde der Altbestand von 1600/12 als Mittelteil mitverwendet. Dieser wird von einachsigen Türmen flankiert. Wegen der Absenkung des Bodenniveaus waren hier zahlreiche Strebepfeiler erforderlich. Im Stiegenhaus des Westtraktes befindet sich eine zweiläufige Treppe. Das sog. Musikzimmer birgt großformatige Gemälde um 1600, die Tafelszenen darstellen. Im Nordflügel haben sich Balkendecken erhalten, die mit 1610 bezeichnet sind. Die ehemalige Kapelle weist ein mit Stuck verziertes Kreuzgratgewölbe auf. Ansonsten entspricht das Innere des Schlosses weitgehend dem Geschmack des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Lage: Niederösterreich/Eisenwurzen – ca. 27 km südwestlich von Scheibbs

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.02.2007