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Frauenhofen


Adelwart de Frowenhofen dürfte ein Lehensmann der Grafen von Ebersberg gewesen sein. Er wird um 1015 urkundlich genannt und war wohl mit der Verwaltung des bereits damals existierenden Gutes betraut. Der Name „Frauenhofen“ wird übrigens nicht vom Wort „Frau“ abgeleitet, sondern weist darauf hin, dass sich hier ein Fronhof (Herrenhof) befunden hat. Dieses Gut gelangte um 1145 im Tauschweg an das Bistum Passau. Der Bischof dürfte es aber bald an die Grafen von Peilstein weiter gegeben haben. Von diesen übernahmen es die Babenberger. 1300 wurden im Fronhof zwei Urkunden ausgestellt. Dem Kartäuserkloster Mauerbach gelang es 1344/46 das Gut zu übernehmen und zu einer kleinen Herrschaft zu entwickeln. Voraussetzung dafür war die Belehnung durch den Landesfürsten. Als Verwaltungsmittelpunkt wurde die ehemalige Meierei im 18. Jahrhundert schlossartig ausgebaut. 1791 fiel auch die Kartause den Klosteraufhebungen Josefs II zum Opfer. Frauenhofen wurde vom Staat übernommen, aber 1810 an Joseph Edlen von Voglhuber verkauft. Der kleine Ansitz gelangte 1863 an die Familie Dussy von Laßkova, die ihn aber bereits 1869 an Aristide Movastinis veräußerte. Zu den Gutsbesitzern des späteren 19. Jahrhunderts zählte 1872 Arthur Noe Edler von Nordberg und 1875 der Industrielle Fritz Edler von Hofmannsthal. Sein Neffe Hugo, der später als Verfasser des „Jedermann“ weltberühmt wurde, verbrachte hier einen Teil seiner Jugend. 1944 kam es bei einem Fliegerangriff, der wohl dem unweit gelegenen Fliegerhorst Langenlebarn oder dem Hydrierwerk Moosbierbaum gegolten hatte, zu schweren Beschädigungen am Schlösschen. Nachdem 1958 die Familie Starkl, die die benachbarte Großgärtnerei betreibt, den Ansitz erworben hatte, wurde dieser ab 1963 zu einem eleganten Wohnsitz ausgebaut, wobei aber einiges von der alten Bausubstanz verloren ging.

Der kleine Ort Frauenhofen liegt heute abseits der Fernverbindungen. Aber noch in der Barockzeit verlief hier eine stark befahrene Straße von Wien nach Tulln. Das zweigeschossige Hauptgebäude wird von zwei offenen Torbogen flankiert, die in den Hof führen. Dieser wird an seinen Schmalseiten von zwei frei stehenden eingeschossigen Quertrakten begrenzt. Eines dieser Nebengebäude trägt mit drei Arkadenbögen zur optischen Belebung des Hofes bei. Die Schauseite des Schlösschens hat sieben Fensterachsen. Die Mitte der Fassade wird durch das steingerahmte Portal und durch den dreieckigen Ziergiebel vor dem Walmdach betont. Das Giebelfeld zeigt ein Steinwappen, das mit einer neunzackigen Krone geschmückt ist. Es ist das Wappen der Grafen Sternberg (?). Hingegen gibt der glatte Keilstein unter der Rundbogenverdachung des Portals keinen Hinweis auf einen einstigen Besitzer. An der Rückseite des Gebäudes ist über einem Doppelfenster eine weitere steinerne Wappenkartusche angebracht. Die steingerahmte Tür zum Hof ist asymmetrisch angebracht. Der Keilstein des Portals zeigt die Initialen F. F. und die Jahreszahl 1851. Die im Hof stehende Statue des Hl. Florian ist eine um 1970 nach barockem Vorbild geschaffene Kopie. Dem Schloss gegenüber liegt die 1647 vom Kloster Mauerbach gegründete Wallfahrtskirche, die damals auch mit einer Einsiedelei ausgestattet war.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 3 km südlich von Tulln

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.02.2007