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Schielleiten - Alt-Schielleiten


Die Burg von Schielleiten wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts im Auftrag der Stubenberger errichtet. Sie hatte die Aufgabe, aus dem Osten vordringende Feinde aufzuhalten, bevor sie die Burg Stubenberg erreichen konnten. Die Herren von Schielleiten, die seit 1328 erwähnt werden, waren natürlich Dienstleute der Herren von Stubenberg, die die Burg als Lehen hielten. Wulfing von Schielleiten starb noch vor 1400 als letzter seiner Familie. Die Burg wurde nun von Bernhard von Rindscheit übernommen, der gleichfalls im Dienste der Stubenberger stand. 1447 wurde die der Hl. Dreifaltigkeit geweihte Burgkapelle vom päpstlichen Legaten in Wien mit einem Ablass ausgestattet, damit diese aus dessen Erträgen erneuert werden konnte. Aus einem Schreiben der Polixena Rindscheit an die steirischen Landstände von 1555 geht hervor, dass es damals schlecht um die Herrschaft bestellt war. Es gab hohe Steuerrückstände, da aus den Untertanen wegen der schlechten Wirtschaftslage nichts herauszuholen war. Drei Jahre später kam es aber zum umfassenden Ausbau der Wehranlage. Frau Polixena dürfte es bereits im 16. Jahrhundert verstanden haben, wie man mit den Finanzbehörden zu reden hat. Christof von Rindscheit verpachtete Schielleiten für sieben Jahre an Georg Kleindienst. 1629 mussten die weiblichen Erben der Rindscheits die Steiermark verlassen, da sie Protestanten waren und Schielleiten ein Zentrum des Protestantismus in der Steiermark war. Sie verkauften zuvor Schielleiten an den späteren Landeshauptmann Carl Graf Saurau. Der Vormund des noch minderjährigen Rudolf Graf Saurau veräußerte 1694 die Herrschaft Schielleiten an Georg Andree Graf Wurmbrand-Stuppach. Sie war immer noch ein Lehen der Stubenberger. Max Rudolf Graf Wurmbrand begann um die Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Errichtung des Schlosses Neu-Schielleiten im Tal. Nach seiner Fertigstellung wurde die alte Burg verlassen und verfiel. Um 1790 fand man in einem Keller einen großen Kupferkessel, in dem das Gerippe eines Mannes lag. Die Sage weiß zu berichten, dass Wulfing von Schielleiten, der mit seinem Bruder in ständigem Streit lag, diesen hier mit siedendem Wasser ermordet haben soll. Aufgrund der Einführung der Dachsteuer wurde das Dach abgetragen und alles brauchbare Baumaterial verkauft. 1813 war der Bau bereits Ruine. Alt-Schielleiten, das bis 1905 im Eigentum der Familie Wurmbrand verblieb, befindet sich heute in Privatbesitz. Die Vorburg wurde wieder benützbar gemacht und ist bewohnt.

Die immer noch imposanten Reste der Burg liegen auf halber Bergeshöhe eines Ausläufers des Buchkogels. Weit unterhalb im Tal erstreckt sich das große barocke Schloss, das auch Neu-Schielleiten genannt wird. Das Gelände bot der Burg nur wenig natürlichen Schutz, da die Hänge an drei Seiten relativ flach abfallen. Im Norden ist das Burgareal durch einen flachen Sattel mit dem anschließenden Hügelland des Rabenwaldes verbunden. Als Grundriss hatte die Burg ein regelmäßiges Viereck, wobei vier Wohntrakte einen rechteckigen Arkadenhof umschlossen. An den Ecken sprangen starke runde Flankierungstürme vor. Der mangelnde natürliche Schutz wurde durch eine über fünf Meter hohe und mehr als zwei Meter dicke Ringmauer ausgeglichen. Deren vier Ecken waren mit viereckigen Türmen verstärkt. In dieser Form wurde die Burg um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Renaissanceschloss neu errichtet. Sie war so großzügig angelegt, dass Zeitgenossen noch im 18. Jahrhundert berichteten, dass man in ihr ein ganzes Bataillon hätte unterbringen können. Der Arkadenhof war noch um 1930 gut erkennbar. Auch die im 15. Jahrhundert errichtete Kapelle war zu dieser Zeit noch relativ gut erhalten. Von ihrem gotischen Rippengewölbe sind heute nur mehr Reste vorhanden. Die Rippen ruhten auf Konsolen aus gebranntem Ton. Über dem an der Ostseite gelegenen Eingang erhob sich ein Torturm. An der höchsten Stelle des Burggeländes verstärkte ein quadratischer Turm die Nordwestecke der Wehrmauer. Dies war erforderlich, da hier durch das außerhalb der Burg ansteigende Gelände eine Überhöhung gegeben war. Dieser Turm ist das älteste Gebäude der Burg. Er könnte noch auf die ersten Rindscheid oder sogar auf die Herren von Schielleiten zurückgehen.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 15 km südwestlich von Hartberg

Besichtigung: möglich


Weitere Literatur:


05.02.2007