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Purkersdorf - Schloss


Wie Bodenfunde beweisen, war Purkersdorf schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Nach dem Rückzug der Römer dürfte es aber jahrhundertelang verödet gewesen sein. Das heutige Schloss geht in seinem Kern auf das zu Beginn des 11. Jahrhunderts erbaute „Feste Haus“ des Purchart de Louppah (Laabach bei Gablitz) zurück, der die Waldsiedlung neu gegründet und ihr seinen Namen gegeben hatte. 1133 scheint ein Albero de Purchartesdorf auf. Eine Wasserburg wird 1255 erstmals urkundlich erwähnt. Sie gehörte damals dem Heinrich von Kreuzenstein. Die Lehensherrschaft lag bei den Herren von Lengenbach. 1284 gelangte ein Burganteil an den Deutschen Ritterorden. Die damit verbundenen umliegenden Wälder blieben bis 1765 im Besitz des Ordens. Durch Heirat gelangte Purkersdorf im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts an Reinprecht I von Wallsee. 1333 verkaufte er es an die Habsburger. Die Burg blieb nun landesfürstlich, wurde aber gelegentlich verpfändet. Burg und Waldbesitz wurden von einem Burggrafen verwaltet. 1460 hatte Kaiser Friedrich III die Herrschaft zum Unterhalt seiner Gattin Eleonore von Portugal bestimmt. Um 1500 ließ Kaiser Maximilian I hier das kaiserliche Waldamt einrichten. Es war die zentrale Forstverwaltung für den Habsburger-Besitz im Wienerwald. 1529 wurde die alte Wasserburg durch die Türken schwer beschädigt, aber bis 1542 vergrößert wieder aufgebaut. 1642 erfolgte die Barockisierung des Baukomplexes. Bei der zweiten Türkenbelagerung Wiens von 1683 wurde das nunmehrige Schloss gemeinsam mit dem Ort Purkersdorf neuerlich weitgehend zerstört. Es wurde zwar bis 1688 wieder errichtet und 1722 einer umfangreichen Generalsanierung unterzogen, doch kam es 1805 und 1842 zu Bränden, die mit neuerlichen Verwüstungen verbunden waren. Da die Waldamtsdirektion 1788 nach Wien verlegt worden war, befand sich im desolaten Schloss nur mehr das Oberforstamt Purkersdorf. Der Versuch, das schwer beschädigte Gebäude abzubrechen, konnte nicht verwirklicht werden, da die dicken Mauern den Sprengversuchen widerstanden. Man entschloss sich daher neuerlich zur Wiederherstellung. 1897 wurden die Reste des Wassergrabens zugeschüttet. 1925 gelangten die Österreichischen Bundesforste in den Besitz des Schlosses. In den Jahren 1983/85 wurde dieses umfassend restauriert. Das Gebäude ist heute weitgehend vermietet. Neben dem Bezirksgericht und einem Ärztezentrum ist auch das Stadtmuseum im Schloss untergebracht.

Das wuchtige Schloss liegt unmittelbar hinter der Pfarrkirche in der Ortsmitte. Da es im Zwiesel zwischen Wienfluss und Gablitzbach erbaut wurde, war es sehr gut geschützt und benötigte nur einen zusätzlichen Wassergraben. Vier dreigeschossige Flügel umgeben einen nahezu quadratischen Hof. Die stark gegliederte Nordfront hat 11, der Südflügel 9 und die Westfront 5 Fensterachsen. Mächtige Strebepfeiler geben den Mauern im Norden und Osten zusätzlichen Halt. Das Tor befindet sich in einem zweiachsigen turmartigen Anbau an der Nordseite des Gebäudes. In der Durchfahrt sind die freigelegten großen Quadersteine des ehemaligen romanischen Bergfrieds zu sehen. Sie stammen noch aus der Babenbergerzeit. Der viereckige Turm ist von außen nicht mehr zu erkennen, da er 1757 bis zur Gebäudehöhe gekappt und verbaut wurde. Seine Mauern sind im Sockelgeschoß etwa zwei Meter dick. Er hatte ursprünglich einen Hocheinstieg. Heute ist er von der Durchfahrt aus zugänglich. Zwischen Turm und Hof ist ein Treppenhaus angebaut. An der Westfront befanden sich einst zwei Rundtürme, „Knöbeltürme“ genannt, die aber 1896 abgebrochen wurden. Die im 19. Jahrhundert angebauten Arrestzellen wurden erst bei der letzten großen Restaurierung entfernt. Die Fassaden sind sowohl im Innenhof als auch außen sehr schlicht gehalten. Das Innere ist wenig interessant, da die Räume mehrfach verändert wurden. Im Erdgeschoß sind diese zum Teil gewölbt.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – ca. 5 km westlich der Wiener Stadtgrenze

Besichtigung: der Hof, die Gänge und das Stadtmuseum sind öffentlich zugänglich


Weitere Literatur:


01.02.2007