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Kaprun


Als Chataprunnin wird der Ort Kaprun bereits 931 erwähnt. Die Burg dürfte im 12. Jahrhundert entstanden sein und den bayerischen Grafen von Falkenstein gehört haben. Ihre Aufgabe war es, den Eingang ins Kaprunertal zu bewachen. Sie dürfte aber wohl nur aus einem Turm (dem späteren Bergfried) und einem kleinen Wohngebäude bestanden haben. In einer Urkunde aus dem Jahr 1287 wird festgehalten, dass die „veste Chapprune“ ein Lehen des Salzburger Erzbistums war und nach dem Tod von Alber von Walchen an den Salzburger Erzbischof zurückfiel. Um 1330 dürfte die Hälfte der Burg wieder als Lehen im Besitz der Familie Walchen gewesen sein, während die andere die Herren von Velben hielten. 1338 werden diese Alleinbesitzer von Kaprun. Ekke von Velben betätigte sich von seinem Stützpunkt Kaprun aus als Fehde- und Raubritter. 1415 erhielt Praxedis, die Gattin des Jörg von Puchheim und Tochter des Ulrich von Velben, Kaprun als Lehen. 1480 kaufte der Salzburger Erzbischof die Burg zurück und machte sie zum Sitz eines Pfleggerichtes. 1526 wurde die Anlage von aufständischen Bauern zerstört, aber bis 1574 wieder aufgebaut. Da die Pfleger es bereits seit 1600 vorzogen, in Zell am See zu wohnen, wurde die Burg, in der nur mehr ein Unterwaldmeister hauste, bald baufällig. Kurz zuvor hatte noch der Pfleger Josef Hundt von Ainetperg der Anlage durch die Errichtung des Westteiles ihre heutige Ausdehnung gegeben. 1601 wurde der Pfleger Caspar Vogl, der die aufständischen Pinzgauer Bauern unterstützt hatte, enthauptet. Während des Zillertaler Aufstandes von 1645 wurde die Burg mit bis zu 300 Salzburger Musketieren besetzt. 1714 mussten die Mauern durch eiserne Klammern vor dem Zerfall gerettet werden. Auch 1726 waren umfangreiche Ausbesserungen erforderlich. Um 1811 verkaufte die damalige bayerische Regierung die Burgruine an den Revierförster. Danach wechselten sich die meist bäuerlichen Besitzer in rascher Folge ab. 1893 kaufte Fürstin Sophie Löwenstein das „Schloßbauerngut Chaprun“. 1921 veräußerte es ihr Bruder, Fürst Johann II von und zu Liechtenstein, an den Bremer Großkaufmann Heinrich Gildemeister, der kurz zuvor auch Schloss Fischhorn erworben hatte. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges diente die Burg dem Militär als Notquartier. 1945 wurden die letzten Dächer entfernt, was den Verfall der Anlage stark beschleunigte. 1949 fiel die nördliche Ringmauer zusammen. Seit 1976 gab es die ersten Absicherungsmaßnahmen. Doch erst als 1984 ein örtlicher Burgverein die Burg kaufte, konnte mit einer grundlegenden Sanierung und Revitalisierung begonnen werden.

Die Burg liegt östlich des Ortes, nur wenig erhöht am südlichen Hang des Salzachtales. Sie war im Nordosten durch einen Bach, im Norden und Westen durch steile Abhänge und im Süden durch einen künstlichen Graben geschützt. Ein Teil des Grabens ist heute ein Teich. Die Burg hat die Form eines etwas unregelmäßigen Rechtecks. Ihr ist an drei Seiten eine Mauer vorgelagert, die einen Zwinger begrenzt. Lediglich an der Westseite war geländebedingt diese Mauer nicht erforderlich. Über eine Brücke gelangt man zu dem an der Südfront liegenden segmentbogigen Tor. Über ihm ist die Jahreszahl 1574 angebracht. In der Südostecke erhebt sich der mächtige Bergfried. Seine unregelmäßig angeordneten Lichtschlitze lassen sechs ehemalige Geschosse erkennen. In seinen unteren vier Etagen ist er noch romanisch. Seine Ecken sind teilweise mit Buckelquadern verstärkt. An der Ostseite des Bergfrieds befindet sich im obersten Geschoß ein Biforenfenster. Die Bruchsteine des Mauerwerks sind streng horizontal gelagert. Die Fassaden waren verputzt. Die beiden Eingänge befinden sich wie üblich an der geschützten Hofseite, liegen aber ungewöhnlich hoch im dritten Stockwerk. Das unterste Geschoß war als Verlies bestimmt, die oberen Stockwerke waren für Wohnzwecke eingerichtet. Die Nordostecke der Burg wird von einem großen Wohngebäude eingenommen, das mit dem Bergfried durch eine hohe Mantelmauer verbunden ist. Das Fischgrätmuster der Bruchsteinmauern deutet darauf hin, dass der Wohnbau noch aus dem 12. Jahrhundert stammt.

Über dem gewölbten Erdgeschoß sind noch drei Stockwerke mit Resten von Kaminen und Fensterbänken zu erkennen. An der Westseite dieses Wohngebäudes führte einst eine Freitreppe in das Obergeschoß. Sie stammte aus jener Zeit, als die Burg zwischen den Walchern und den Velbern geteilt war. Die von diesem Bau nach Westen ziehende Mantelmauer hatte innen einen Wehrgang. Durch eine Felsstufe bedingt, ist der westliche Teil des Hofes um ca. vier Meter höher als der östliche, so dass zur Verbindung eine Treppe angelegt werden musste. Der Palas, der den ganzen Westteil der Anlage einnimmt, ist dreigeteilt. Er ist wesentlich jünger als der Ostteil der Burg und stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die gegen das Salzachtal gerichtete Nordfront der Burg zeigt zwölf unregelmäßig angeordnete Fensterachsen in drei Stockwerken. Die dem Hl. Jakob geweihte Schlosskirche liegt auf etwas tieferem Niveau nordöstlich der Burg. Sie wird 1562 erstmals urkundlich genannt und dürfte vom Pfleger Diether zu Urstein errichtet worden sein. Sie ersetzte eine kleine Burgkapelle im dritten Stock des nordöstlichen Wohngebäudes, von der sich noch ein kleiner Erker erhalten hat. Die Schlosskirche ist mit einem Giebelreiter mit rundbogigen Schallfenstern ausgestattet. Ihr spätgotisches Portal ist gekehlt und rundbogig. Das dreijochige Langhaus ist mit einem flachen Tonnengewölbe gedeckt. Zur barocken Einrichtung von 1736/38 gehören drei Altäre. Das Bild des Hauptaltares wurde 1736 von Franz Xaver Kurz gemalt. Es stellt den Hl. Jakobus dar. 1943 wurde das Inventar schwer beschädigt. Eine Instandsetzung fand 1960 statt.

Lage: Salzburg/Pinzgau – ca. 6 km südwestlich von Zell am See

Besichtigung: ganzjährig möglich

Homepage: www.burg-kaprun.at


Weitere Literatur:


28.01.2007