In einer Urkunde des Stiftes Heiligenkreuz wird 1187 ein Hartungus de Sconowe als Zeuge genannt. Die Herren von Schönau treten bis zum Ende des 13. Jahrhunderts mehrfach urkundlich in Erscheinung. Dann dürften sie ausgestorben sein, denn Schönau wurde vom Landesfürsten eingezogen. Herzog Albrecht III belehnte 1388 Heinrich VI von Wallsee mit der Herrschaft. Die Wallseer besaßen viele Güter und wohnten nicht hier. Sie ließen Schönau von Pflegern verwalten. Im 15. Jahrhundert ist die Familie Wierand als „Vogte von Schönau“ bezeugt. In der Zeit der Ungarn- und Türkeneinfälle hatte die Wasserburg schwer zu leiden. Da sie mit der Sicherung des Triestingtales sowie der vorbeiführenden Nord-Süd-Verbindungen beauftragt war, wurde sie immer wieder Ziel von Angriffen aus dem Osten. Schönau war auch Sitz eines Landgerichtes. 1518 verkaufte Bernhard Zeller die Herrschaft an Veit von Zelking. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert gab es einen häufigen Wechsel der Eigentümer. Zu ihnen zählten u. a. Nikolaus von Draskovich (1632), Johann Baptist von Gariboldi, Karl Joseph von Lamberg (1732), Anton Dominik von Jörger (1736) und Maria Anna Grassalkovich (1793). Beim Türkeneinfall von 1683 wurde die Wasserburg der umliegenden Zivilbevölkerung als Zufluchtsstätte angewiesen, was noch auf eine angemessene Wehrfähigkeit schließen lässt.
Die Blütezeit des Schlosses begann mit dem Seidenfabrikanten Peter Freiherr von Braun, der den Besitz 1796 erwarb. Durch gewagte Finanzspekulationen war er in kurzer Zeit zu einem großen Vermögen gelangt und galt als einer der reichsten Männer Österreichs. Er baute das Schloss großzügig aus und ließ darin die erste Gasbeleuchtung Österreichs installieren. Sein großes Interesse galt vor allem der Anlage des ausgedehnten englischen Landschaftsparks, den er mit zahlreichen romantischen Bauten ausstatten ließ. Außer dem berühmten „Tempel der Nacht“, in dem Donner und Blitz die Besucher erschreckten, gab es u. a. eine „Insel der Liebe“, die nur über einen stark schwankenden Kettensteg erreicht werden konnte und eine „Eremitage“, in der ein mechanischer Einsiedler nicken und grüßen konnte. Braun verehrte Kaiser Franz II (I) und nahm sich für seinen Park Laxenburg als Vorbild. Er hatte 1811/12 im Ort eine große Spinnerei gegründet. Aus ihr ist die heutige Verbandstoff- und Wattefabrik Rauscher & Co entstanden. Brauns Sohn Karl war übrigens der Textdichter der Oper „Das Nachtlager von Granada“ von Konradin Kreutzer. Peter von Braun veranstaltete hier märchenhafte Feste zu Ehren der zweiten Gattin des Kaisers Franz. So wurde einmal tonnenweise Salz herangeschafft, um im Sommer eine Schlittenfahrt zu ermöglichen. Braun bekam jedoch schließlich Finanzprobleme. 1817 tauschte er Schönau mit der Herrschaft Alt-Erlaa, die dem jüngsten Bruder Napoleons, Jérome Bonaparte, gehörte, der nach dem Verlust seines Königreiches Westfalen unter dem Pseudonym eines Prinzen von Montfort als Asylant in Österreich lebte. Dieser ließ das Schloss modernisieren, kümmerte sich aber nicht um den Park.
Er veräußerte das Gut 1829 an Fürst Johann I von und zu Liechtenstein. Zehn Jahre später erwarb es der Bankier Daniel von Eskeles. Nach einigen Kurzzeit-Eigentümern, wie Koloman Graf Nako (1851), Josef Graf Ugarte (1860) und Johann Karl Freiherr von Sothen (1873) gelangte Schönau 1895 an Erzherzog Otto, den Vater des letzten österreichischen Kaisers Karl. Er ließ das jetzige Schloss erbauen und für die damalige Zeit modern einrichten. Otto war wegen seiner zahlreichen Skandale berüchtigt. In Schönau beschäftigte er sich aber mit Pferdezucht und Malerei. Seine Witwe verkaufte das 170 ha große Gut und den 30 ha umfassenden Park an die später als „Rote Erzherzogin“ bekannt gewordene Fürstin Elisabeth Windisch-Graetz, die Tochter des österreichischen Kronprinzen Rudolf. Sie war bereits die 21. Besitzerin von Schönau. Sie ließ den Park umgestalten und zahlreiche seltene Bäume pflanzen. Elisabeth wollte das Haus für ihre Mutter einrichten, doch hat es die Fürstin Stephanie Lonyay vermutlich nie betreten. Am Schlossgelände waren zeitweise bis zu hundert Leute beschäftigt. 1930 wurde Schönau an die Gräfin Olga Zedtwitz-Liebenstein verkauft. Während des Zweiten Weltkrieges waren im Schloss Dienststellen der Deutschen Wehrmacht untergebracht. Von 1945 bis 1953 hausten in den Gebäuden russische Soldaten. Das Gut stand als Eigentum unter russischer USIA-Verwaltung. 1951 wurde die Baronin Alexandrine von Happack Schlossbesitzerin. Sie führte Schönau zeitweise als Nobelpension. 1965 wurde hier ein Durchgangslager für jüdische Emigranten aus der Sowjetunion eingerichtet. 1973 erzwangen Terroristen eine Schließung des Lagers. Von 1978 bis 1992 war es Sitz und Ausbildungsstätte einer Gendarmerie-Anti-Terror-Truppe. Danach ging das Schloss in den Besitz des Neffen der Frau Happack, Dipl. Ing. Georg Korb-Weidenheim, über. Mittlerweile wurden Park und Schloss in die Schloss Schönau Revitalisierungs- und Betriebsgesellschaft KEG eingebracht. Das Schloss wird derzeit restauriert. Eine Revitalisierung des Parks ist geplant.
Das Schloss liegt südlich von Kottingbrunn am Rand des kleinen Ortes Schönau. Es ist von einem riesigen Park umgeben. Den Hauptzugang zum Park bildet das monumentale klassizistische Löwentor. Der triumphbogenartige Bau wurde 1812 errichtet. Im daneben befindlichen Pförtnerhäuschen von 1912 ist heute eine Gaststätte eingerichtet. Die Teiche, die einst von Gondeln befahren worden waren, sind längst ausgetrocknet und zu Wiesenflächen geworden. Auch die Parkbauten sind längst verschwunden. Der in einen künstlichen Hügel eingebaute „Tempel der Nacht“ war in ganz Europa berühmt. Er wurde von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg geplant. Von ihm haben sich außer den unterirdischen Gängen nur einige ruinöse Säulen erhalten. Prächtig entwickelt haben sich jedoch die Bäume, unter denen sich so manches Naturdenkmal befindet. Das heutige Schloss hat keine Ähnlichkeit mit der auf dem Vischer Stich von 1672 dargestellten Wasserburg. Es ist ein unter Erzherzog Otto 1898 errichteter Bau im nördlichen Teil des Schlossparks. Das im damals üblichen englischen Landhausstil erbaute ein- bis zweigeschossige Gebäude geht weitgehend auf eigene Pläne des Erzherzogs zurück. Es ist ein typisch späthistoristischer Bau mit zahlreichen Türmchen, Erkern und Giebeln. Zentrum des Schlosses war die als „Sattelkammer“ bezeichnete zweigeschossige Eingangshalle. Sie war mit einer Unmenge von Jagdtrophäen und Reiseandenken ausgestattet. Mit dem Schloss sind etliche Nebengebäude, wie eine Reitschule sowie Stallungen durch Gänge verbunden. Vor dem Wohntrakt befindet sich ein kleiner Teich, der an die alte Wasserburg erinnert. Diese befand sich aber an der Stelle des sog. Kastells, das heute als privater Kindergarten und Schule dient. Peter von Braun hatte den Wehrbau 1796 weitgehend erneuern lassen. Erzherzog Otto ließ den nun klassizistischen Bau zu zwei Drittel abtragen und umbauen. Er präsentiert sich heute als hakenförmiges zweigeschossiges Gebäude mit einem dreigeschossigen Turm, der mit einem hohen Keildach gedeckt ist. Am Kastell wurden zahlreiche Fachwerkelemente verarbeitet.
Lage: Niederösterreich/Wiener Becken - ca. 16 km nördlich von Wiener Neustadt
Besichtigung: Zur Zeit kann weder das Schloss noch der Park besichtigt werden
Weitere Literatur:
26.01.2007