ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Gjaidhof


Wie der Name schon andeutet, war das heutige Schloss früher ein Jagdsitz. Er dürfte kurz nach 1222 errichtet worden sein, als der Babenbergerherzog Leopold VI das hier befindliche riesige Jagdgebiet erwarb. Der Jagdstützpunkt dürfte aber vorerst nicht viel mehr als ein einfacher Turm gewesen sein. Immerhin kontrollierte er auch die wichtige Straßenverbindung Kainachtal – Graz. Vor allem Leopolds Sohn Friedrich II der Streitbare hielt sich gerne hier auf. Er ging nicht nur zur Jagd, sondern besuchte auch das unweit gelegene Tobelbad. Nach seinem Tod übernahm die Herzogin Gertrude das Jagdschloss. 1279 erwarb es König Rudolf I von ihrer Tochter Agnes und deren Gatten Ulrich Graf von Heunburg. 1292 besetzten die gegen Herzog Albrecht I verbündeten Adeligen die Dobler Burg und verwüsteten sie. Allerdings mussten sie nach ihrer Niederlage im gleichen Jahr den kleinen Wehrbau wieder dem Herzog übergeben. Die Bezeichnung „Gjaidhof“ kam erst im 14. Jahrhundert auf. Er wurde von Dienstleuten der Habsburger betreut, die das Amt eines landesfürstlichen Jägermeisters ausübten. Zu ihnen zählten 1387 Nycla Rogendorfer und 1433 Berchtold Krottendorfer. 1461 übernahm Andreas Rindscheit die Burghut. 1469 überfielen die Söldner Andreas Baumkirchners das Schloss, setzten sich hier fest und plünderten es, doch konnte sie Pankraz Rindscheit mit kaiserlicher Unterstützung wieder vertreiben. Nach seiner Wiederherstellung wurde der Hof 1480 erstmals als Schloss bezeichnet. Nach dem Türkeneinfall von 1532 war das Gebäude baufällig und musste saniert werden. 1536 besuchte König Ferdinand I das Kainachtal, wobei er auch auf dem Gjaidhof wohnte. Erzherzog Karl II ließ um 1570 den Ansitz durch den Baumeister Marco Dionysio aus- und umbauen. Auch der Hofpolier Dionisio Tade war hier tätig. Damals erhielt das Schloss seine heutige Gestalt. 1596 wurde am Schlossgelände eine Kreidfeuerstation eingerichtet. 1804 verkaufte der Staat den Gjaidhof an Ludwig Graf Galler. Auf ihn folgte Karl und dann Ludwig Freiherr von Mandell. 1825 ging das große Forstgebiet des Kaiserwaldes durch eine öffentliche Versteigerung größtenteils in bäuerlichen Besitz über. Im 19. Jahrhundert wechselten die Eigentümer des Schlosses häufig. 1851 kam es an die Freiherren von Bonar. Rosalia Freiin von Bonar führte 1878 größere Umbauarbeiten durch. Auf sie gehen die neugotischen Details zurück. Auch der westliche Eckturm wurde damals erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das bereits etwas vernachlässigte Schloss im Besitz der Gräfin Villavicencio. Da ihre beiden Söhne als Jesuitenpatres in die Mission gingen, verkaufte sie es 1959 an den Orden der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul. Die Anlage wurde restauriert und bis heute als private Hauptschule geführt.

Das Schloss liegt am Rande einer steil zum Kainachtal abfallenden Uferterrasse. An der Bergseite ist die zweiflügelige Anlage durch einen Halsgraben vom anschließenden Hügelland getrennt. Der mit Erkern geschmückte einstöckige Bau ist mit einem hohen Walmdach versehen. Er war von einer Wehrmauer umgeben. Ein einfaches, mit einem Wappen geschmücktes Tor führt durch die heutige, mit Zinnen gekrönte Begrenzungsmauer in den kleinen Innenhof. Die beiden Trakte stoßen im rechten Winkel aneinander. Mit den Wirtschaftsgebäuden umgeben sie einen kleinen Hof. Seine vermauerten Arkaden geben ihm ein malerisches Aussehen. Der Wohntrakt wird in der Südostecke von einem dreigeschossigen Uhr- bzw. Glockenturm überragt. Die der Hl. Maria geweihte Schlosskapelle ist weitgehend modern eingerichtet. Eine Holzplastik, die den auferstandenen Christus darstellt, wird jedoch Balthasar Moll zugeschrieben. Sie dürfte um 1760 entstanden sein. Im sog. Kaiserzimmer hat angeblich Kaiser Karl VI genächtigt. Das ehemalige Stallgebäude im Norden wurde 1960/61 für Schulzwecke ausgebaut. Die östlich des Schlosses stehende Pfarrkirche von Dobl war einst die Kapelle des Schlosses. Sie zeigt noch romanische Bauelemente und Freskenreste.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 8 km südlich von Graz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.01.2007