ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Eggendorf


Ortolf und Heinrich von Eggendorf waren Ministeriale des Klosters Kremsmünster, das die Lehenshoheit über die Gegend um Eggendorf hatte. Die beiden Brüder werden 1224 erstmals genannt. Damals dürfte hier bereits ein kleiner Wehrbau existiert haben. Mit Johann von Eggendorf starb 1361 die Familie aus. Johann war als Geistlicher nicht lehenbar, daher wurde bereits 1330 das Gut an Engelschalk Moser von Schloss Weyer verkauft. Auf Otto Moser folgte 1483 Heinrich Lew. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kam Eggendorf an die Familie Ostermayer. Der Hofrichter von Garsten, Florian Ostermayer, ließ 1580 den alten Ansitz abreißen und das heutige Schloss errichten. Dieses wurde vor 1633 von Georg Nikolaus Pucher erworben, doch verkaufte er es 1660 an Christoph Graf Schallenberg. Über seine Tochter Christine gelangte die Herrschaft an ihren Gatten Johann Ludwig von Polheim. 1698 erstand Max Graf Spiller das Schloss. Zu den folgenden rasch wechselnden Besitzern gehörten der Genealoge Georg Adam von Hoheneck (1709), General Johann Adam von Wendt (1710) und Johann Thomas Freiherr von Gartner (1740). Mit 59 Untertanen war die Herrschaft nicht besonders groß. Kurzzeitig war Eggendorf im Besitz der Seeauischen Vormundschaft, die es aber 1767 wieder veräußerte. Käufer war Franz Ignaz Maierhofer. 1851 verkaufte Franz Maierhofer Eggendorf an Edmund Holenia, dem es bis 1885 gehörte. Danach ging es in den Besitz der Familie Fischer von Ankern über. Die Fischer waren bürgerliche Eisenfabrikanten, die 1850 in den Ritterstand erhoben worden waren. Friedrich Fischer von Ankern war kaiserlicher Diplomat. Er begleitete Kaiser Karl ins Exil nach Madeira. Das Schloss blieb bis in das letzte Vierteljahr des 20. Jahrhunderts im Familienbesitz. Dann wurde es von Judith Hesz, einer Welser Antiquitätenhändlerin erworben.

Das auf einer leichten Anhöhe gelegene Schloss besteht aus dem dreigeschossigen Wohntrakt aus dem Jahr 1580 und dem wenig später im rechten Winkel dazu angebauten Nebenflügel. Dieser zeigt im Erdgeschoß vier Lauben, in denen heute große steinerne Statuen stehen. Die Fassade des darüber liegenden Geschosses ist in zehn Arkadenbögen, die auf schlanken Rundsäulen ruhen, aufgelöst. Am unteren Ende des Seitentraktes ist die ansonsten freistehende gotische Schlosskapelle angebaut. Von 1784 bis zum Bau der neuen Ortskirche 1912 diente sie als Pfarrkirche. Zu diesem Zweck wurde sie 1785 und zu Beginn des 19. Jahrhunderts vergrößert. Ihr Barockaltar stammte aus dem Jahr 1741. Er ist nur mehr in Resten erhalten. Die Kapelle ist längst säkularisiert und zweckentfremdet. Eine gotische Madonna vom Ende des 15. Jahrhunderts wurde in ein Museum verbracht. Die Mitte des Hauptgebäudes wird durch ein hübsches Renaissanceportal betont. Es steht zwischen seitlich eingemauerten Steinsäulen. Über dem Portal sind zwei große Wappen eingebaut, die bis zur Unterkante des Doppelfensters im ersten Stock reichen. Das linke Wappen ist jenes der Familie Fischer von Ankern, das rechte jenes der Eggendorfer. Die Jahreszahl 1885 weist auf den Erwerb des Schlosses durch die Ritter von Ankern hin. Ober dem Fenster ist ein großer Rundbogen angebracht. An der linken Seite des Haupttraktes stand einst ein viereckiger Eckturm, der aber wegen Baufälligkeit abgetragen wurde. Die Rückseite dieses Wohngebäudes ist an ihrer linken Ecke durch einen nur zur Hälfte aus der Mauerflucht vortretenden Rundturm verstärkt, der aber nur bis zur Dachunterkante reicht. Sein Kegeldach ist niedriger als das Dach des Haupttraktes. Die meisten Fenster des Gebäudes weisen schmiedeeiserne Gitter auf. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein ausgedehnter Park mit zwei Teichen. Im Gelände verstreut stehen einzelne Gusseisen- und Steinplastiken. Die mit Rundtürmen verstärkte Umfassungsmauer ist nicht mehr vollständig erhalten. Meist ist sie zur einfachen Gartenmauer degeneriert. Sowohl das Schloss als auch der Park machen einen etwas vernachlässigten Eindruck.

Lage: Oberösterreich/Traunviertel – ca. 13 km südöstlich von Wels

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


22.01.2007