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Wieselburg - Schloss


Die im 11. Jahrhundert ausgebaute Burg befand sich nicht an der Stelle des heutigen Schlosses sondern am Kirchenberg neben der Pfarrkirche. Das Schloss dürfte im 13. Jahrhundert zur Sperre der Straße errichtet worden sein. Durch Tausch mit dem Bischof von Regensburg gelangte Wieselburg 1241 in den Besitz des Bistums Passau. Dieses konnte aber seine Lehenshoheit auf Dauer nicht halten, da diese im 15. Jahrhundert bereits vom niederösterreichischen Adel ausgeübt wurde. Auf die Wallseer folgten die Geyer von Osterburg. 1637 erwarb Hans Paul Payr, Freiherr von Rauhenstein, die Herrschaft. 1676 scheint Elias Andrä Graf Henkel als Herr von Wieselburg auf. Über seine Schwester gelangte es 1692 an die Grafen Auersperg. Diese Familie stellte schon seit Jahrhunderten die Vögte der Pfarre Wieselburg am Kirchenberg. 1733 kaufte Paul Graf von Bermudez de la Torre die Gutsherrschaft. Seine Töchter veräußerten diese 1782 an Franz Freiherrn von Prandau. Er ließ die bestehenden Gebäude zum wohnlichen Schloss ausbauen. 1823 wurde der Besitz versteigert und von Kaiser Franz II (I) erworben. Wieselburg wurde nun der k. k. Patrimonalherrschaft Weinzierl angeschlossen. Kaiser Franz ließ das Schlossgebäude restaurieren und umbauen. Damals hat es sein heutiges Aussehen erhalten. 1976 erwarb die Stadtgemeinde Wieselburg das Gebäude, das sich bis dahin im Bundesbesitz befand. 1994 erfolgte eine umfassende Restaurierung und Revitalisierung. Im Schloss befinden sich seither vorwiegend Wohnungen und Geschäftslokale. Seit 1983 dient ein Seitentrakt der evangelischen Gemeinde der Stadt als religiöses Zentrum. In einem anderen Seitengebäude ist die urgeschichtliche Sammlung des Stadtmuseums untergebracht.

Das zwei- bzw. dreigeschossige Schloss ist ein lang gestreckter Bau im Ortszentrum von Wieselburg. Der Großteil der heutigen Bausubstanz stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Anlage hatte im 18. Jh. die Form eines Vierkanters, doch wurde der Hintertrakt vermutlich 1824 abgerissen. Der nahezu quadratische Hof wird an seinen Schmalseiten von zwei zweigeschossigen Nebentrakten begrenzt. Der dreigeschossige Straßentrakt wurde um 1790 umgebaut und nach Norden zu auf die doppelte Länge gebracht. Zu diesem Neubau gehört auch der um eine Fensterbreite vortretende zweiachsige Mittelrisalit. Er ist mit einem geschwungenen Flachgiebel versehen. Die Fassaden sind im für das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts typischen josefinischen Plattenstil gehalten. Das hohe Sockelgeschoß ist genutet, die beiden Obergeschoße werden durch Lisenen vertikal gegliedert. Vor dem Mittelrisalit steht auf einem Granitblock die mit Eisennägeln beschlagene Holzfigur eines Soldaten. Das mit einer Spende verbundene Einschlagen von Nägeln in solche Figuren war im Ersten Weltkrieg eine beliebte Methode des „fund raising“ zur Finanzierung der Kriegskosten. Die rundbogigen Einfahrten sind mit Steinvasen geschmückt. Das relativ flache Walmdach ist mit Blech gedeckt. An der parkseitigen Mauer sind zwei römische Grabsteine aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. eingemauert, die in der Umgebung gefunden wurden. Die Innenräume des Schlosses sind im Erdgeschoß meist mit Tonnengewölben und Stichkappen versehen. Im anschließenden Schlosspark stehen fünf Marmorplastiken, die Flüsse der ehemaligen österreichischen Monarchie symbolisieren. Sie wurden 1869 von Josef Meixner für die Umrahmung des Danubiusbrunnen an der Wiener Albrechts-Rampe geschaffen. Da dieser Bereich der Albertina im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört wurde, schenkte sie 1850 der Wiener Bürgermeister Theodor Körner - etwas vorschnell - der Gemeinde Wieselburg. Nach der Wiederaufstellung des Brunnens wurden sie nach 1985 rückgeführt und durch Kopien ersetzt.

Lage: Niederösterreich/Erlauftal

Ort/Adresse: 3250 Wieselburg an der Erlauf, Hauptplatz 7

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.01.2007