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Schernberg


1193 wird ein Adalbero de Schernberge urkundlich erwähnt. Seine Nachkommen sind bis in das 14. Jahrhundert nachweisbar. 1370 veräußerten Hartneid der Schernperger und sein Sohn Hartel den Turm zu Schernberg an Heinrich Graf. Er war ein Salzburger Lehen. 1402 gestattete Erzbischof Gregor von Salzburg dem Konrad Graf zu Schernberg den Turm zu erweitern. Konrad musste sich aber verpflichten, Schernberg im Kriegsfall dem Erzbischof zur Verfügung zu stellen und ihn jederzeit aufzunehmen. Christoph Graf, Pfleger von Radstadt, begann 1542 mit dem Umbau des Schlosses. Die Arbeiten wurden noch vor 1550 von seinen Söhnen abgeschlossen. Um 1570 gehörten der Familie Graf die Schlösser Schernberg, Goldegg und Tandalier sowie etliche kleinere Lehen und Güter. Die Salzburger Linie der Familie Graf behielt den Wehrbau bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1668. Nach mehrfachen Erbfällen gelangte im 18. Jahrhundert der Pfleger von Aibling, Franz Xaver Schmid Freiherr von Haslach, in den Besitz von Schernberg. Seine Nachkommen häuften so hohe Schulden an, dass die Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter öffentliche Verwaltung kam. 1823 kaufte Dr. Johann Paul Storch den Besitz. Kardinal Friedrich Fürst Schwarzenberg, der Schernberg 1844 erworben hatte, ließ die bereits sehr verfallenen Bauten restaurieren. Sie wurden zuerst als Brauerei verwendet, aber Schwarzenberg entschloss sich bald, das Gebäude in den Dienst der Krankenpflege zu stellen. Durch den notwendigen Umbau wurde das Innere weitgehend verändert. Das Schloss wird schon seit langer Zeit von den Schwestern der Kongregation vom Hl. Vinzenz von Paul als Pflegeheim für Behinderte geführt. 1941 wurde ein Großteil der geistig behinderten Patienten trotz des Widerstandes der Klosterschwestern nach Schloss Hartheim gebracht, wo sie ein Opfer der Euthanasie wurden. Von 170 Bewohnern kehrten nach Kriegsende nur mehr 29 zurück. 1973 wurde westlich des Hauptgebäudes ein großer Pflegetrakt neu errichtet.

Das Schloss gehört zur Gemeinde Schwarzach. Es liegt auf einem kegelförmigen Hügel, der den Bergen des Salzachtales vorgelagert ist. Der dreigeschossige Gebäudekomplex ist halbkreisförmig angelegt. Er besteht aus verputzten Bruchsteinbauten, die einen gotischen Kern haben, der vermutlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts zurückgeht. Durch den Umbau zum Pflegeheim wurde das Schloss vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark verändert. Dem fiel auch der Graben zum Opfer, über den eine Brücke zum rundbogigen Portal führte. Über dem Tor ist eine Inschrifttafel mit Wappen angebracht, die auf den Umbau von 1542 hinweist. Die Eingangsfront zeigt elf unregelmäßig angeordnete Fensterachsen. An der Südseite erkennt man im Erdgeschoß die spitzbogigen Fenster der Schlosskirche. Ihr 3/8-Schluss liegt an der fünfeckigen Ostfront. Der Standort der Kapelle ist auch an ihrem hohen Dachreiter ersichtlich, der 1887 aufgesetzt wurde. Ursprünglich erhob sich über der Kapelle ein Rundturm, doch wurde dieser um 1854 abgebrochen und durch zwei Etagen mit Krankenzimmern ersetzt. Die Schlosskirche ist der bemerkenswerteste Bauteil von Schernberg. Sie wird in einem Ablassbrief von 1450 als Martinskapelle erwähnt, ist aber heute der Maria Heimsuchung geweiht. Um 1640 wurde sie von Dorothea Graf und ihrem Gatten Thomas Perger von Emslieb restauriert. 1854 wurde sie neuerlich – diesmal neugotisch – renoviert. Damals wurde auch der neugotische Altar aufgestellt. In ihn wurden spätgotische Tafelbilder aus Werfenweng eingebaut, die aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts stammen. Im Zentrum des Altares steht eine Marienstatue im Strahlenkranz aus der Zeit um 1450. Das zweijochige Kreuzrippengewölbe des einschiffigen Kapellenraumes ist mit runden Schlusssteinen versehen. Die Rippen sitzen auf achteckigen Konsolen. Ein Kruzifix aus dem 17. Jahrhundert zeigt in recht drastischer Weise den zerschundenen Körper des Gekreuzigten. Die Sakristei ist ein zweijochiger Raum mit gotischem Kreuzgewölbe. Im Innenhof soll sich ab1548 ein Arkadengang befunden haben, der aber beim Umbau von 1854 wieder entfernt wurde. Der Hofbrunnen wurde von Arnulf und Walter Mayrhofer 1978 errichtet. An der Südseite des Hofes sind zwei Wappentafeln der Familien Graf und Keutschacher eingemauert. Sie erinnern an die Fertigstellung des Hofes im Jahr 1548. Unterhalb des Schlosses haben sich an seiner Südseite zwei niedrige Rundtürme der Umfassungsmauer erhalten. Im südwestlichen Turm befindet sich eine Holzkassettendecke.

Lage: Salzburg/Pongau – etwa 2 km westlich von Schwarzach

Besichtigung: Hof und Kapelle können besichtigt werden. Da die Innenräume als Behindertenheim genutzt werden, sind sie nicht öffentlich zugänglich.

Homepage: www.vinzenz-heim.at


Weitere Literatur:


18.01.2007