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Palais Trauttmansdorff


Dieses Gebäude hatte im ersten Teil seiner langen Geschichte viele Besitzer. Ende des 14. Jh. gehörte es den Herren von Winchel. 1439 erwarb es Stefan Missingdorf und 1505 Dr. Peter Thannhauser, der an der Wiener Universität lehrte. Seine Witwe verkaufte es dem Konvent des Stiftes Göttweig. Anfangs des 17. Jh. war Jörger von Tollet Eigentümer, doch musste er 1620 als Protestant das Land verlassen. Sein Palais wurde von Kaiser Ferdinand eingezogen und 1627 dem Stift Kremsmünster übergeben. 1639 kam es an die Grafen Trauttmansdorff und wurde Teil des Familienfideikommisses. Als dieser 1940 aufgelöst wurde, kam es zum Verkauf des Gebäudes. Die Trauttmansdorff sind eines der ältesten Adelsgeschlechter Österreichs, das sich schon 1278 im Kampf gegen Ottokar II Premysl auszeichnete. Albert Stuchs von Trauttmansdorff verlor damals 14 Söhne in der Schlacht auf dem Marchfeld. Seit 1617 waren die Trauttmansdorff Reichsgrafen. Die Primogenitur wurde 1805 in den Fürstenstand erhoben. Der Großteil der Innenausstattung wurde 1841 erneuert. Das Palais wurde schließlich 1966 von der Niederösterreichischen Brandschadenversicherung erworben und bis 1974 umfassend restauriert. Es befindet sich nach wie vor im Besitz der heutigen Niederösterreichischen Versicherung, ist aber an die Tageszeitung Standard vermietet.

Der sechsachsige frühbarocke Bau stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Im Kellerbereich findet man jedoch noch Reste einer mittelalterlichen Mauer, in die ein romanisches Rundbogenrelief (Hirschkuh und Löwe) eingelassen ist. Die Räume rechts und links der Einfahrt gehen auf das 17. Jh. zurück. 1792 beauftragte Ferdinand Graf Trauttmansdorff den Baumeister Andreas Zach mit einer kompletten Neugestaltung. Damals entstand die schlichte frühklassizistische Fassade. Das bislang zweigeschossige Gebäude wurde um einen Stock erhöht, das Vestibül neu gestaltet und eine neue Stiege errichtet. Auch die Innenausstattung wurde erneuert. 1798 errichtete Baumeister Franz Wipplinger über dem Hoftrakt ein drittes und viertes Geschoß. Der Neubau zur Schenkenstraße erfolgte in den Jahren 1834 bis 1838 durch den Stadtbaumeister Philipp Brandl. Dieser Trakt wurde 1971 von Anton Potyka für das British Council umgebaut. 1974 wurden die an der Herrengasse gelegenen Repräsentationsräume mit den qualitätvollen Interieurs aus dem späten 18. Jh. restauriert. Sie zeichnen sich durch Rokokoöfen, intarsierte Parkettböden und vergoldeten Stuck an den Decken aus. Besonders reich ausgestattet ist das spätklassizistische Goldkabinett. Die zwischen vergoldeten Boiserien angebrachten Spiegeln suggerieren eine Unendlichkeit des kleinen Zimmers. Die Supraportengemälde im Grünen Salon stammen von Johann Matthias Ranftl (um 1841). Sie stellen Allegorien der bildenden Künste, der Musik, des Tanzes und der Schauspielerei dar.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Herrengasse21

Besichtigung: Das Palais dient heute als Bürogebäude und kann nur von außen besichtigt werden.


Weitere Literatur:


31.08.2002