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Fischhorn


Unter den Ministerialen der Salzburger Bischöfe scheint 1233 auch ein Ulricus de Vischarn auf. Es wird vermutet, dass die Burg einst den Goldeggern gehörte, die sie um 1200 erbauten. Wie sie an das Bistum Chiemsee gelangte, ist unbekannt. Jedenfalls stellte Bischof Heinrich bereits 1273 hier Urkunden aus. Fischhorn blieb bis zur Säkularisierung von 1803 bei den Chiemseer Bischöfen, die es von Pflegern verwalten ließen. Die Burg wurde zum Zentrum der chiemseeischen Güter im Pinzgau. Daneben diente sie den Bischöfen als Sommerresidenz. Eine Burgkapelle wird 1515 erstmals erwähnt. Im Bauernkrieg von 1526 wurde Fischhorn von den Aufständischen geplündert und zerstört. Die Rädelsführer wurden anschließend hingerichtet. Obwohl die Bauern 1000 Gulden Entschädigung zahlen mussten, erfolgte der Wiederaufbau vorerst nur sehr zögernd, so dass das Gebäude 1602 bereits wieder baufällig war. 1674 wurde Fischhorn zur Hofmark erklärt, wobei dem Pfleger die niedere Gerichtsbarkeit zugesprochen wurde. 1675 ließ Fürstbischof Johann Franz Graf Preysing die Burg zum Schloss umbauen und neu ausstatten. In den Jahren 1808 bis 1810 stand das Schloss leer. Von 1811 bis 1816 war Fischhorn Sitz des königlich bayrischen Rentamtes und dann bis 1846 Sitz des k. k. Oberforstamtes. Danach stand das Gebäude wieder leer und mangelnde Pflege führte neuerlich zu Verfallserscheinungen. Im Zuge einer Versteigerung erwarb 1859 der Postmeister Anton Embacher von Taxenbach das Schloss.

Drei Jahre später erwarb Sophie Fürstin Löwenstein gemeinsam mit ihrem Bruder Fürst Johann II von Liechtenstein den bereits stark ramponierten Bau. Sie ließ ihn anschließend mit großem Kapitaleinsatz durch den Wiener Dombaumeister Friedrich von Schmidt im neugotischen Stil erneuern. Bauführer war der Salzburger Architekt Josef Wessicken, der auch die Details entwarf. Die Eingriffe in die Bausubstanz waren beträchtlich, so dass das Gebäude nach dem Umbau wesentlich anders aussah als zuvor. Wessicken erbaute 1877/78 auch das Wirtschaftsgebäude am Fuß des Schlossfelsens. 1920 vernichtete ein Großbrand die charakteristische Dachlandschaft sowie den Ostteil des Schlosses. Der Bremer Großkaufmann Heinrich Gildemeister, der zwei Jahre zuvor die Anlage erworben hatte, ließ die Dachstühle anschließend in vereinfachter Form wieder aufbauen. Sie ähneln nun wieder der Silhouette von vor 1863, wie alte Ansichten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeugen. 1944/45 befand sich im Schloss ein Außenlager des KZ Dachau. Unmittelbar nach Kriegsende wurde Hermann Göring von amerikanischen Truppen auf Schloss Fischhorn gefangen genommen. Seit etwa 1960 stand der Bau leer, doch begannen ab dem Jahr 2000 umfangreiche Adaptierungen zur Schaffung von Wohneinheiten für die Nachkommen der Familie Gildemeister. Dabei wurde auch das neugotische Stiegenhaus wieder hergestellt. Heute ist das Schloss vorzüglich restauriert.

Das große Schloss ist von einem ausgedehnten Park umgeben. Es liegt auf einem künstlich abgegrabenen Geländesporn, nur unwesentlich über dem Tal der Salzach und des Zellerbeckens. Westlich, östlich und südlich des quadratischen Bergfrieds schließen sich Gebäudeflügel an, die durch eine Ringmauer und den Torbau miteinander verbunden sind. An der Nordseite war kein zusätzlicher Mauerschutz notwendig, da hier das Gelände unmittelbar vor dem Schloss steil abfällt. An die erste Bauphase um 1200 erinnern nur mehr der Bergfried sowie der zweite, etwas niedrigere Turm. Dessen Buckelquader an den Gebäudekanten deuten darauf hin, dass er der älteste Bauteil der Anlage ist. An der Südseite des Ostflügels bezieht sich die Inschrift eines Wappensteines auf den Ausbau der Burg durch Bischof Johann Franz Graf Preysing im Jahr 1675. Beim neugotischen Umbau von 1862/67 wurde der gesamte Erdgeschoßbereich neu eingewölbt und mit Stichkappentonnen versehen. Die Türme wurden um ein Geschoß erhöht. Der Trakt zwischen den Türmen wurde nach Norden hin verbreitert. Das Torhaus, die anschließende gezinnte Mauer mit dem Wachthäuschen sowie der Turm an der Südostseite des Hofes und die gekuppelten Spitzbogenfenster sind ebenfalls Zutaten der Neugotik. Oberhalb des Torgewölbes wurden außen zwei Wappensteine der Familien Löwenstein und Liechtenstein eingesetzt. Im zweiten Obergeschoß des Ostturmes liegt die Kapelle. Der auf mehrfach gestuften Steinkonsolen sitzende Kapellenerker ist neu. Er ragt aus der Ostmauer deutlich vor. Das Gratgewölbe des Innenraumes stützt sich auf eine Mittelsäule. Die Erkerfenster sind mit neugotischen Glasgemälden versehen. Der Bergfried wurde nach 1920 um ein Geschoß gekappt. Sein Inneres wurde zu einem zentralen Stiegenhaus umgebaut. In den Wohnräumen haben sich mehrere Holzdecken und Täfelungen aus den Jahren 1862/67 erhalten. In einem Raum des Südostturmes finden sich Wandmalereien von Rudolf Alexander Schröder, die mit 1924 bezeichnet sind. Südlich des Schlosses liegt der neugotisch erneuerte ehemalige Meierhof. Der im Norden liegende Gutshof wurde 1877/78 nach Plänen von Josef Wessicken hufeisenförmig erbaut. Der Mittelrisalit des Verbindungsbaues ist mit einem Spitzgiebel versehen.

Lage: Salzburg/Pinzgau – im Ortsteil Hundsdorf von Bruck an der Glocknerstraße

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.12.2006