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Plankenwarth


In der Zeugenliste einer Urkunde aus dem Jahr 1179 findet sich ein Rudegerus de Planchinwarten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts hatte er das Amt des Landmarschalls inne. Die Herren von Plankenwarth waren Ministeriale der Landesfürsten. Sie spielten im 13. Jahrhundert in der Steiermark eine bedeutende Rolle. Auch Abt Bernhard vom Stift Rein (1265 – 1280) gehörte dieser Familie an. Die Burg wird 1265 erstmals genannt. Sie dürfte freies Eigen der Plankenwarther gewesen sein. Der Name Plankenwarth kommt übrigens nicht – wie eine Sage berichtet – von aufständischen Bauern, die den despotischen Burgherrn mit Planken erschlugen, sondern vom althochdeutschen Wort „planch“, was soviel wie „glänzend“ bedeutet und auf die großzügige Ausstattung der Burg hinwies. Im 14. Jahrhundert hatten zahlreiche Erbteilungen den Besitz der Stammlinie aufgesplittert. Die Plankenwarther wurden als Burgherren von einigen mit ihnen verwandten Adelsfamilien, wie den Timmersdorfer und den Pranckh abgelöst. Um 1430 fiel die Burg durch Erbschaft an die Herren von Ungnad. 1456 durften diese das Wappen der ausgestorbenen Plankenwarther übernehmen. Die Herrschaft wurde meist von angestellten Pflegern verwaltet. 1532 musste Andre von Ungnad seine bereits stark vernachlässigten Güter an den reichen und bekannt geizigen Georg Stürgkh verkaufen. Dieser war ein Großkaufmann aus Graz. Sein Sohn Ludwig rebellierte gegen ihn und kämpfte als kaiserlicher Offizier auf verschiedenen europäischen Kriegsschauplätzen. Da er von seinem Vater enterbt wurde und dieser es seinen anderen Söhnen testamentarisch untersagte, den verstoßenen Sohn länger als acht Tage zu beherbergen, erbaute sich Ludwig im Einvernehmen mit seinen Brüdern am Hang des Burghügels einen schlichten Renaissancebau als Wohnsitz. Er wurde nach seinem Erbauer Ludwigsburg genannt. Ludwig starb 1570 und hinterließ hohe Schulden. Seine Söhne mussten daher die Ludwigsburg an Ludwigs Bruder Christof verkaufen.

Ende des 16. Jahrhunderts wurde wegen der guten Fernsicht auf dem Burgareal eine Kreidfeuerstation eingerichtet. Die Familie Stürgkh wurde 1638 in den Freiherren- und später in den Grafenstand erhoben. 1699 gelangte Plankenwarth an den mit den Stürgkh verschwägerte Johann Georg Graf Saurau, auf den ein mehrfacher Besitzerwechsel folgte. 1739 übernahm Johann Seifried Graf Herberstein die Herrschaft. Sein Bruder Karl Leopold ließ 1754 das Schloss barock umbauen, erweitern und von Joseph Hueber im Inneren neu ausgestatten. In den Jahren von 1791 bis 1826 befand sie sich neuerlich im Besitz der Grafen Stürgkh. Zur Herrschaft gehörten damals etwa 425 Gehöfte, die sich auf 69 verschiedene Ortschaften verteilten. Auf die Stürgkh folgten Moritz Franz Horstig sowie einige andere kurzzeitige Eigentümer. 1913 übernahm Dr. Ignaz von Scarpatetti das Schloss, das zu diesem Zeitpunkt bereits fast eine Ruine war. Er ließ das Gebäude renovieren und im Inneren modernisieren. Schloss Plankenwarth diente nun bis 1954 als Sanatorium. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren neuerlich größere Sanierungsmaßnahmen erforderlich, da u. a. Teile der Ludwigsburg eingestürzt waren. 1956 erhielt sie eine neue Fundamentmauer. 1959 waren die wichtigsten Arbeiten beendet. Seit 1981 gehört Plankenwarth dem Rechtsanwalt Dr. Gerhard Waisocher. Das Schloss wurde prachtvoll restauriert. Einige Räume wurden für Ausstellungszwecke und Konzerte adaptiert. In der Vorburg wurden Luxusappartements eingerichtet.

Die Lage der Burg war strategisch gut gewählt. Sie wurde auf der Kuppe des Jägerberges erbaut, der nach allen Seiten steil abfällt und eine hervorragende Aussicht bot. Von hier aus konnte die wichtige Straße zwischen Straßengel und St. Oswald kontrolliert werden. Die schmale und lang gestreckte Form der Burg ist geländebedingt. Die unter Ludwig von Stürgkh errichtete sagenumwobene turmartige Ludwigsburg liegt etwas unterhalb der Hauptburg am Nordhang des Burgberges. Sie diente in späteren Zeiten als Wirtschaftshof und Vorburg. Sie ist von einer mit Vierecktürmen verstärkten Wehrmauer umgeben. Ihr hölzerner Wehrgang ist erhalten, wenn auch weitgehend erneuert. Markantester Bauteil der Vorburg ist der von zwei Rundtürmen flankierte Torbau. Die Hochburg hat außen die Form eines unregelmäßigen Trapezes. In ihrer Ostecke steht der hofseitig verbaute mittelalterliche viereckige Bergfried. Seine Mauern sind bis zu drei Meter dick. Im Norden und Westen der Hochburg springen aus den Außenmauern große Türme vor. Der westliche ist rund, jener im Norden halbrund. Der dreieckige Innenhof wurde während der Zeit der Spätrenaissance mit Säulenarkaden versehen. Im Inneren haben sich Reste der Barockausstattung, aber auch steinerne Türgewände (bez. 1656) und Tramdecken aus der Renaissance erhalten. Von der ursprünglichen Einrichtung ist kaum mehr etwas vorhanden. Die Räume wurden nach der letzten Restaurierung wieder gediegen möbliert. Die dem Hl. Georg geweihte Burgkapelle wird bereits 1594 erwähnt. Sie wurde um 1680 barockisiert. Ihre Stuckdecke ist mit Fresken-Medaillons geschmückt. Der St. Georgs-Altar stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 7 km westlich von Graz

Besichtigung: nach Anmeldung möglich


Weitere Literatur:


31.12.2006