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Hochneukirchen


Karge Mauerreste etwa 200 bis 300 m über dem heutigen Schloss zeugen von einem Vorgängerbau, über den es aber kaum Informationen gibt. Er war der Stammsitz der Herren von Neukirchen. Sie waren vermutlich ursprünglich Dienstleute der Grafen von Mittersill. Später zählte die Familie zu den Ministerialen der Salzburger Erzbischöfe. 1126 werden Herwich und Penno von Neukirchen genannt. Das heutige Schloss dürfte um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet worden sein. Darauf deutet die Jahreszahl 1247 hin, die bei Umbauarbeiten im Jahre 1811 an einem Balken des ehemaligen großen Saales gefunden wurde. Mit Georg von Neukirchen starb die Familie 1547 aus. Er hatte als Pfleger von Mittersill 1526 vergeblich versucht, diese Burg gegen die aufständischen Bauern zu halten. Seine Erben veräußerten das Schloss 1558 an Erasmus und Christoph von Kuenburg zu Kuenegg. Diese brachten Neukirchen in einen Familienfideikommiß ein, zu dem auch die Herrschaft Hieburg gehörte. Er bestand bis 1811. Obwohl noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts größere Bauarbeiten stattfanden, wurde das Schloss bald nicht mehr gepflegt und verkam zur bewohnten Halbruine. Die Kapelle war bereits 1796 eingestürzt. 1850 verkauften die nunmehrigen Grafen Kuenburg die Herrschaft. Mit dem Engländer Lindon als Käufer fielen sie aber auf einen Hochstapler herein. Hochneukirchen wurde von einem Salzburger Großkaufmann aus der Konkursmasse übernommen, aber bald wieder weiterverkauft. Auch die nunmehr bäuerlichen Besitzer waren mehr am Grund und am Wald als am historischen Gebäude interessiert. 1874 erwarb die Gemeinde Neukirchen das Schloss und verwendete es vorerst als Armenhaus. 1898 wurde ein Spital darin eingerichtet. Der Bau dient heute als Altenheim und Gemeindespital.

Das ehemalige Schloss liegt am nördlichen Berghang, etwas erhöht über dem Ort Neukirchen am Großvenediger. Es ist ein lang gestrecktes Gebäude, das durch die Zweckentfremdung und den Abbruch einzelner Bauteile seinen Schlosscharakter weitgehend eingebüßt hat. Vor allem die Rückseite erinnert eher an das einstige Armenhaus als an einen Adelssitz. Die Anlage war einst wesentlich größer, doch rutschten durch die exponierte Lage an der Wisbachschlucht immer wieder Bauteile ins Tal ab. So wurden 1534 wesentliche Teile der Burg durch ein verheerendes Hochwasser des Wisbaches weggerissen. Auch der Kern des Schlosse, ein Wohnturm, dürfte dieses Schicksal erlitten haben. Erhalten blieben aber die an den Turm angebauten Wohntrakte. Sie stammen großteils aus dem 16. Jahrhundert. Das Gebäude ist heute dreigeschossig und weist fünf bzw. sieben Fensterachsen auf. Es hat einen quadratischen Grundriss mit zwei schmalen Seitenflügeln an der Südwest- und der Südostecke. Im ersten Geschoß der nach Süden gerichteten Schauseite erkennt man im Osten zwei spitzbogige Fenster der dem Hl. Antonius geweihten Kapelle. Diese ist mit einem Tonnengewölbe versehen. Sie wurde 1907 neu ausgestattet und 1944 renoviert. Um ein Abrutschen des Gebäudes zu verhindern, wurden bereits 1627 umfassende Baumaßnahmen notwendig. So wurden an der Vorderfront hohe Stützmauern errichtet. Das einfache kielbogige Tor ist über eine kleine Freitreppe zu erreichen. Über dem Portal springt ein auf Konsolen liegender Rechteckerker vor. Das Innere ist weitgehend umgebaut. Typisch für viele Salzburger Schlösser ist der tonnengewölbte Flur, der hier von Ost nach West verläuft und in drei Absätzen ansteigt. Westlich des Schlosses steht der ehemalige Torbau, der aber völlig modernisiert ist.

Lage: Salzburg/Pinzgau – ca. 18 km westlich von Mittersill

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.12.2006