ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Bernau


Bernau scheint erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1189 auf, in der ein Timo de pernowe als Zeuge genannt wird. Bei seinem Wohnsitz dürfte es sich vermutlich um einen Wehrturm gehandelt haben. Die Pernauer standen im Dienste des Stiftes Lambach. Um 1406 verkaufte Joachim Pernauer den bereits zur Wasserburg gewordenen Turm an Wolfgang Anhanger. Auf ihn folgten als Erben seine Neffen Wolfgang und Hans Jörger. Danach kam es zu Besitzstreitigkeiten, die Mathias Oberhaimer für sich entscheiden konnte. Die Oberhaimer nahmen größere Umbauten vor, die die Wohnlichkeit der Anlage verbesserten. Sie wurden 1483 mit der Pflegschaft der Burg Falkenstein im Mühlviertel betraut. Dort betätigte sich Othmar Oberhaimer gemeinsam mit Bernhard Zeller von Schwertberg als Raubritter, was schließlich 1521 zu seiner Gefangennahme, Verurteilung und Enthauptung führte. Danach ging die Burg an die Familie Jagenreuther über. 1609 vernichtete ein Brand den Großteil der Anlage. Sie wurde aber bald neu aufgebaut. Siegmund Jagenreuther verkaufte die Herrschaft 1619 an Siegmund Spindler. Jakob Spindler wollte das Schloss 1725 dem Stift Lambach verkaufen, doch verboten ihm dies die oberösterreichischen Landstände. Als Leopold von Eiselsberg Bernau 1730 erwarb, ließ er es durch den Welser Baumeister Wolfgang Grinzenberger großzügig barockisieren. Die Herrschaft dürfte aber nicht sehr bedeutend gewesen sein, da sie um 1750 lediglich 26 Untertanen zählte. 1766 übernahm Karl Warmund von Gabelkhoven den Besitz. Mit Graf Alois stellte 1793 wieder ein Mitglied der Familie Spindler den Schlossherrn, der aber bereits fünf Jahre später neuerlich wechselte. Auch der Feldkriegskommissär Carl von Annacker behielt das Schloss nicht lange. Er verkaufte es 1810 an Wolfgang Tiefenthaler. 1907 wurde das Landgut von Julius und Bertha Theuer erworben, deren Erben es 1926 an den Industriellen Hans Hatschek verkauften. Seit 1979 gehört Bernau der Familie Handlbauer, die das Gebäude durch den Architekten Manfred Wehdorn prächtig restaurieren ließ. Das Schloss dient heute in erster Linie als Kulturzentrum. In drei Sälen finden Konzerte, Lesungen und Ausstellungen statt. Die Räume können auch für private Veranstaltungen gemietet werden. In einem Turm hat der Maler Anton Krajnc sein Atelier.

Bernau zählt zu den schönsten Wasserschlösser des Landes. Es liegt am Rande des kleinen Ortes Fischlham. Das Hauptgebäude ist von einem viereckigen Teich umgeben. Es ist ein barock fassadierter dreigeschossiger Bau, an dessen Ecken starke Rundtürme vorspringen. Seine Bausubstanz stammt im wesentlichen aus dem 16. Jahrhundert. Das Schloss erhebt sich auf einem Felsen, den es baulich völlig bedeckt, so dass es aussieht, als ob es auf Pfählen errichtet worden wäre. Ein um das Schloss führender Holzsteg verstärkt diesen Eindruck. Man erkennt aber im Sockelbereich die hohen und breiten Stützpfeiler, die den Außenmauern den nötigen Halt geben. An der Eingangsseite ist die Wasserfläche relativ schmal, so dass sie von einer gemauerten Brücke überspannt werden kann. Die Rundtürme sind mit spätbarocken pagodenartigen Dächern versehen. Das Schloss hat keinen Innenhof. Das hohe Sockelgeschoß weist nur wenige kleine Lichtöffnungen auf. Es ist gebändert. Die Fassaden der Obergeschosse werden durch Lisenen vertikal gegliedert. Die Fenster sind mit geschwungenen Verdachungen versehen. Das Erdgeschoß ist tonnen- und kreuzgratgewölbt. Seine Räume sind von einem Mittelflur aus zugänglich. Eine Schneckentreppe führt in die oberen Stockwerke. Hier haben sich in einigen Zimmern Stuckarbeiten und Holzdecken (nach 1609) erhalten.

Eine Besonderheit ist die Schlosskapelle. Der ursprüngliche Sakralraum befand sich im Rundturm rechts vom Eingang. An der Außenfront ist er durch einen Engelskopf über einem ovalen Fenster erkenntlich. Der Zeitpunkt der Errichtung der Kapelle ist nicht bekannt. Um 1600 war sie jedenfalls schon vorhanden. Später wurde sie profaniert, abgeteilt und als Abstellkammer verwendet. Durch die Entfernung einer im 19. Jahrhundert eingezogenen Zwischendecke konnte der ursprüngliche Raum mit seinem Kreuzrippengewölbe wiederhergestellt werden. Er wurde in den Jahren 1993 bis 1997 vom Maler Anton Krajnc, der seit 1984 im Schloss wohnte, mit farbenfrohen Fresken im Stil des Phantastischen Realismus neu ausgestattet. Hubertus Graf Kerssenbrock schnitzte nach einem Entwurf von Anton Krajnc das Orgelgehäuse. Die Kapelle ist heute auch eine Gedenkstätte für die 1991 tödlich verunglückte Tochter des Schlossherrn. Dem Schloss gegenüber liegt ein stattlicher vierflügeliger Meierhof. Er wird von einem mächtigen Torturm dominiert, der mit einer großen Uhr geschmückt ist. Die Bedachung des Turmes ist eine barocke Zwiebel mit aufgesetzter Laterne. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein großer Park.

Lage: Oberösterreich/Traunviertel – ca. 5 km östlich von Lambach

Besichtigung: meist nur von außen möglich

Homepage: www.schloss-bernau.at


Weitere Literatur:


31.12.2006