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Feistritz (an der Ilz)


Feistritz ist eines der interessantesten Wasserschlösser der Steiermark. An seinen Bauten kann man alle Stilrichtungen von der Romanik bis zum Barock erkennen. Die Anlage liegt etwas abseits der Straße Ilz - Hartberg, nahe des gleichnamigen Flusses, der einst die Burggräben mit Wasser versorgte. Eine breite Zufahrt führt zum Schlosstor, wo früher eine Brücke den Wassergraben überquerte. Ältester Teil der Anlage ist der 11 x 18 m starke, romanische Wohnturm aus dem 12. Jh. Mit seinen fünf Geschosshallen überragt er die anderen Gebäudeteile beträchtlich. In ihm befand sich einst eine wertvolle Rüstkammer, doch wurde deren Inhalt bereits im 19. Jh. verkauft. In der Zeit der Gotik entstanden um diesen Turm weitere Gebäude, die zwei enge Höfe umschließen. Diese Vergrößerungen brachten Schwierigkeiten mit sich, da das Grundwasser eine große Anzahl von Piloten erforderlich machte. Im 15. Jh. wurde auch der halbrunde Treppenturm mit seiner Wendeltreppe an den Wohnturm angebaut. Die Renaissance hinterließ ihre Spuren vor allem im Innenhof, wo um 1570 die schönen Säulenarkaden entstanden. Die Portale und Fenster erhielten gleichzeitig ihre schönen Steinrahmungen. Auch der östliche Rundturm und Teile der Umfassungsmauer entstanden in dieser Zeit. Die langgezogene Vorburg, hinter der sich heute die alten Bauteile verbergen, entstanden um die Mitte des 17. Jh. Sie ist zweigeschossig und wird von zwei trapezförmig vorgezogenen, viereckigen Türmen flankiert. An der inneren Durchfahrt zum Renaissancehof sind die Wappensteine des Hans von Mindorf und seiner beiden Gattinnen angebracht. In der Barockzeit wurde der Osttrakt erweitert, wodurch auch die dem hl. Michael geweihte Schlosskapelle, ein einfacher Saalraum aus dem 17. Jh., in den Baukomplex eingebunden wurde. In ihr befindet sich ein schönes Marmorepitaph für Christoph von Mindorf und seine Familie. In einigen Innenräumen findet man noch Deckenstuck aus dem Jahr 1730. Wie ein Stich von 1681 zeigt, war Feistritz damals eine wehrhafte Anlage, die von einem breiten Graben umgeben war. Der einzige Zugang erfolgte über eine Holzbrücke, die bei Gefahr rasch abgebrochen werden konnte. Die Wassergräben sind heute längst trocken gelegt und dienen als landwirtschaftlich genutzte Flächen. Um das Schloss herum liegt ein gepflegter Park.

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde hier eine Grenzbefestigung angelegt. Ihre ersten Besitzer waren die Hochfreien von Feistritz-Traisen, die mit der Rodung dieses Teiles der Oststeiermark beauftragt waren. Sie werden 1170 erstmals urkundlich erwähnt. Im 13. und 14. Jh. gehörte die Wasserburg den Reifensteinern. 1471 fiel sie wieder an den Landesfürsten zurück. Kaiser Friedrich III belehnte 1493 seinen Truchseß Siegmund von Mindorf mit der Herrschaft. Dessen Bruder Christoph machte Feistritz zu einem Stützpunkt der Reformation in der Oststeiermark. Gegen 1570 wurde die Burg erweitert. Einige ihrer Trakte wurden dabei zu einer schönen Renaissanceanlage ausgebaut. 1605 wurde das nunmehrige Schloss von den Haiduken erobert, geplündert und in Brand gesteckt. Diese von den Türken unterstützten ungarischen Aufständische verheerten damals die gesamte Oststeiermark. Bald danach wurden die Schäden wieder behoben. Unter dem steirischen Landobristen Hans Christoph Freiherr von Mindorf erhielt das Schloss um 1630 weitgehend sein heutiges Aussehen. Nach dem Aussterben der Mindorfs im Jahre 1648 kam die Herrschaft an die Freiherren von Wildenstein und 1809 an die Grafen von Lamberg. 1959 verkauften diese ihr Wasserschloss an die Familie Hamker. In jahrelanger Arbeit gelang es dieser, seit 1984 den Großteil der bereits stark vernachlässigten Gebäude zu sanieren. Das Schloß wird von den Besitzern bewohnt. In einem Teil der Gebäude wurden Mietwohnungen eingerichtet.

Lage: Oststeiermark – 6 km nördlich von Ilz

Besichtigung: auf Anfrage möglich

Sonstiges: Im Sommer finden in den Räumen der Vorburg gelegentlich Klavierkonzerte statt.


Weitere Literatur:


31.08.2002