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Tanzenberg


Die Geschichte Tanzenbergs dürfte bis in das 10. Jahrhundert zurückgehen, doch gibt es dafür keine urkundliche Bestätigung. Ein Konrad von Tanzenberg wird 1247 erwähnt. Möglicherweise gab es hier aber bereits im frühen Mittelalter einen Turm, der zum königlichen Hof Karnburg gehörte. Er wird aber erst 1300 erwähnt. Damals befand er sich im Besitz der Herren von Mordax. Mit Otto von Mordax starb die Familie um 1440 aus. Konrad Graf zu Schernberg, der mit dessen Tochter Dorothea verheiratet war, trat das Erbe an. 1470 brachte Kaiser Friedrich III seine Kinder Maximilian und Kunigunde vorübergehend aus dem bedrohten Ostösterreich hierher in Sicherheit. Eine Zeitlang diente die Burg als Fronfeste für Staatsverbrecher. 1478 wurde Gilg von Salzburg, der Anführer eines Bauernaufstandes, im Turm von Tanzenberg gefangen gehalten und später in der Glan ertränkt. 1513 erwarb Kaiser Maximilian I die Herrschaft und verpfändete sie an Balthasar Thannhausen. Bereits zwei Jahre später übernahm Christoph Graf zu Schernberg gegen Rückgage des Kaufpreises und Ersatz der Kosten für die bereits in Angriff genommenen Umbauten den Wehrbau als landesfürstliches Lehen. Aus Geldmangel gab er ihn aber noch im gleichen Jahr an seine Schwäger Siegmund und Wolf von Keutschach weiter. Beide waren Neffen des Salzburger Fürsterzbischofs Leonhard von Keutschach. Siegmunds Sohn Leonhard II vollendete bis 1560 mit großem finanziellen Aufwand den schon von seinen Vorgängern begonnenen Ausbau zum Renaissanceschloss. Angeblich hatte es damals 4 Türme, 12 Tore und 360 Fenster. Als Erzherzog Karl 1565 zur Erbhuldigung am Zollfeld erschien, ernannte er Leonhard II von Keutschach zum Erblandhofmeister von Kärnten. Tanzenberg erlebte damals seine Blütezeit. Es war eine große Herrschaft, zu der zahlreiche Güter gehörten. Als Leonhard II von Keutschach 1579 starb, folgten schwere Erbstreitigkeiten, die sogar zu Mord und Totschlag führten. Die Keutschacher blieben bis 1650 im Besitz von Tanzenberg, doch häuften sie durch ihren aufwändigen Lebenswandel so hohe Schulden an, dass es schließlich zum Konkurs kam.

Bei der anschließenden Versteigerung erwies sich Johann Jakob Graf von Attems als Meistbieter. Er war durch den Betrieb mehrerer Bergwerke in Oberkärnten zu einem großen Vermögen gekommen. Als deren Erträge aber zurückgingen, musste die Familie 1744 Tanzenberg an Franz Xaver Edler von Schluga verkaufen. 1773 starb der letzte Vertreter der völlig verarmten Keutschacher als Stadtwachtmeister in Klagenfurt. Mit Gottlieb Freiherrn von Ankershofen folgte 1806 eine neue Familie als Schlossbesitzer. Zu ihr gehörte auch der 1860 verstorbene Historiker gleichen Namens. Nach einigen bürgerlichen Eigentümern übernahm 1866 der k. k. Oberst a. D. Karl Fürst Fugger von Babenhausen die Herrschaft. Auf dessen Schwiegersohn Christoph Graf von Wydenbruck folgte 1891 Georg von Guttmansthal. Sein Sohn Felix verkaufte das bereits ruinöse Tanzenberg 1898 an den Olivetanerorden, eine Kongregation der Benediktiner, die es in eine Abtei verwandelten. Unter Abt Bonifaz Ecker kam es zu einer gründlichen Renovierung, allerdings mit schwerwiegenden Eingriffen in die Bausubstanz des Renaissanceschlosses. Der Südwesttrakt mit dem einst prächtigen Rittersaal wurde abgerissen und an seiner Stelle eine riesige dreischiffige Basilika im Stil der sizilianisch-normannischen Neoromanik erbaut. 1940 wurde das Schloss enteignet. Es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg den rechtmäßigen Besitzern wieder zurückgegeben aber von diesen 1953 an das Bistum Gurk verkauft. Dieses unterhält hier ein Internat und ein Gymnasium. Letzteres wird seit 1980 als Bundesgymnasium geführt. Um Platz für den Schulbetrieb zu schaffen, wurden im Westen und Norden Gebäude angebaut.

Tanzenberg ist das größte Renaissanceschloss Kärntens. Es liegt in beherrschender Lage über dem Zollfeld. Leider wurde es um 1900 stark verändert. Sein heutiger Blickfang ist die Goldmosaik-Fassade der Basilika. Sie wurde von Josef Pfefferle in den Jahren 1924 und 1927 geschaffen. Ältester Bauteil ist ein runder Turm im Nordosten der Anlage. Er dürfte aus dem 15. Jahrhundert stammen. Leonhard II von Keutschach ließ ihn in das von ihm fertig gestellte zweigeschossige Renaissanceschloss integrieren. Auch Teile des Nordosttraktes stammen noch aus dem 15. Jahrhundert. Das dritte Geschoß wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgesetzt. Vier Trakte umgeben den stattlichen rechteckigen Innenhof. Die Fenster ihrer Außenwände sind mit Steingewänden versehen. Im ersten Stock zeigen einige davon gekuppelte Rundbögen. An der Nordseite befindet sich ein großes Rustikaportal mit einer Löwenmaske am Schlussstein und einer Fußgängerpforte. Über dem reich geschmückten Südportal ist das Wappen des Salzburger Fürsterzbischofs Leonhard von Keutschach eingemauert, der allerdings nie hier gelebt hat, da er bereits 1519 starb. Es stammt aus dem Jahr 1511 und wurde um 1900 aus der Ruine Gmünd hierher übertragen. Besonders beeindruckend ist der große Arkadenhof. Seine Bögen ruhen im Erdgeschoß auf 34 einfachen Rundpfeilern mit Plattenkapitellen. Im zweiten Geschoß weisen die schlanken ionischen Säulen die doppelte Anzahl auf. Im dritten Geschoß zeigen die geschlossenen Gänge dreifach gekuppelte Rundbogenfenster. Sie stammen wie das gesamte Stockwerk aus der Zeit um 1900. Der Nordosttrakt weist noch mittelalterliche Bauteile, wie gotische Tore und Fenster sowie die markante Kragsteingalerie, auf. Der prachtvolle marmorne Hofbrunnen aus dem Jahr 1563 steht seit 1802 als Stadtbrunnen auf dem Hauptplatz von Friesach. Über dem achteckigen reliefgeschmückten Becken tragen Atlanten und Putten eine kleine Brunnenschale. Der oberste Aufsatz aus Bronze diente in Tanzenberg vermutlich als Tischbrunnen. Von der einst prachtvollen Innenausstattung hat sich nur eine Holzkassettendecke aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Im großen Saal befand sich bis zu dessen Abriss im Jahr 1898 ein schöner Kamin. Er wurde damals von Graf Hans Wilczek angekauft und in seinem Schloss Moosham aufgestellt. Teile eines Portals befinden sich seit 1955 auf Schloss Hohenstein.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 8 km südwestlich von St. Veit

Besichtigung: nur von außen möglich, Hof und Kirche sind zugänglich

Homepage: www.tanzenberg.at


Weitere Literatur:


20.12.2006