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Wang


Wang dürfte immer schon mit der Herrschaft Reinsberg verbunden gewesen sein. So scheint im 13. Jahrhundert Engelschalk von Reinsperg als Lehensnehmer der Regensburger Bischöfe auch in Wang auf. Nach seinem 1269 erfolgten Tod wurde seine Witwe Alhaid auch mit Wang belehnt. Damals dürfte es hier aber noch keine Burg gegeben haben. Ein Wehrbau wird erst im 14. Jahrhundert urkundlich bezeugt. Um 1330 kamen die meisten Besitzungen der verstorbenen Alhaid an die Wallseer. Vermutlich waren sie es, die sich hier einen befestigten Ansitz errichtet hatten. 1375 gehörte dieser Otto von Zelking, der eine Enkelin Reinprechts I von Wallsee geheiratet hatte. Auch sein Sohn Chadolt und sein 1499 verstorbener Enkel Otto waren hier begütert. Da letzterer nur Töchter und keine Söhne hatte, gelangte Wang mit Reinsberg 1534 an Wolfgang von Oedt. Er oder sein Sohn Heinrich ließ noch im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts das heutige, allerdings nur dreiflügelige Renaissanceschloss errichten. Im Bauernkrieg von 1596/97 musste sich der Schlossherr in das leichter zu verteidigende Reinsberg zurückziehen. Wang wurde von den Aufständischen besetzt. Aber auch Reinsberg konnte sich nicht halten. Appolonia Freiin von Oedt brachte sowohl Reinsberg als auch Wang 1602 ihrem Gatten Wolf Niklas von Grienthal in die Ehe mit. Dieser ließ das Gebäude zur Vierflügelanlage ausbauen und die Hofarkaden errichten. Von Maria Elisabeth von Grienthal kamen die beiden Herrschaften 1662 an ihren Gatten, den Freiherrn Johann Albert von Dietrichstein. 1711 wurde deren Enkel, Graf Wolfgang Ferdinand von Auersperg, Besitzer von Wang. Während der Franzosenkriege wurde das Schloss dreimal (1800, 1805 und 1809) von feindlichen Truppen besetzt, was mit großen Kosten für die Herrschaftsinhaber verbunden war. 1834 verkaufte die Familie Auersperg neben Reinsberg auch Wang an Kaiser Franz I bzw. an den k. k. Patrimonalfonds. Wang wurde nun von Wolfpassing aus verwaltet. Das 1919 von der Republik Österreich übernommene Schloss wurde 1927 der Marktgemeinde Wang verkauft, die es seither als Gemeindeamt verwendet. Es wurde vor noch nicht langer Zeit restauriert. Ein Teil des Gebäudes ist vermietet. Im ehemaligen Meierhof wurde ein Veranstaltungssaal eingerichtet.

Das Schloss liegt im Zentrum der Gemeinde Wang, unmittelbar an der Durchzugsstraße. Der klobige Kastenbau macht an seinen Außenseiten einen recht nüchternen und wenig feudalen Eindruck. Dies liegt daran, dass seine Eigentümer meist nicht hier wohnten und Verwalter einsetzten. Es ist dem Gebäude anzusehen, dass es in mehreren Bauabschnitten entstanden ist. Die Fassaden sind überall glatt verputzt. Von der einstigen Ortbänderung der Kanten aus dem 16./17. Jahrhundert ist kaum noch etwas zu sehen. Der meist dreigeschossige Vierflügelbau ist an seiner Rückseite turmartig erhöht. Die Straßenfront des Hauptgebäudes ist vierachsig, doch sind die Fenster unregelmäßig angeordnet. Der hier befindliche Haupteingang ist völlig schmucklos. Im rechteckigen Innenhof hat sich noch die originale Pflasterung erhalten. Der östlichen Hofwand wurden im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts zweigeschossige kreuzgratgewölbte Arkaden vorgesetzt. Ihre Bögen ruhen auf toskanischen Steinsäulen. Der obere Arkadengang ist über eine Außentreppe an der Südseite des Hofes zugänglich. Das rundbogige Portal an der nördlichen Hofmauer weist noch ein Schiebebalkenloch aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts auf. Im Westtrakt des Schlosses liegen übereinander zwei größere Mittelflure, die hallenartigen Charakter haben und mit Kreuzgratgewölben bzw. Stichkappentonnen versehen sind. Sowohl das Erdgeschoß als auch der zweite Stock waren gewöhnlich für Wirtschaftszwecke bestimmt. Lediglich im ersten Obergeschoß befanden sich Wohnräume. Die mit einem Dachreiter versehene Kapelle lag im Obergeschoß eines Anbaues im Nordosten. Sie wurde zu einem unbestimmten Zeitpunkt abgetragen.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 12 km nördlich von Gresten

Besichtigung: möglich

Homepage: www.wang.at


Weitere Literatur:


28.11.2006